Lebendige Erde 1/2001:

Portrait

Der Kosmos steckt voller Überraschungen
Maria Thun geht seit bald 50 Jahren der Wirkung auf Pflanzen nach

Michael Olbrich-Majer

  Auch Maria Thun achtet auf den Wetterbericht. Gerade ist sie zurück von einer Vortragsreise in Dänemark und nun bangt sie um ihre Saaten, da der Oktober schon fortgeschritten ist. "Das mach ich nie wieder" schilt sie sich selbst. Schließlich kommt es bei ihr manchmal auf die Stunde an, wenn kurzlebige Gestirnskonstellationen geprüft werden sollen. Wie kein(e) andere(r) ist sie Botschafterin des kosmischen Aspekts des Landbaus, auch über die biologisch-dynamische Szene hinaus. Dass die Aussaat an manchen Tagen günstiger, an manchen weniger günstig für das Pflanzenwachstum ist und dass das mit dem Mond und anderen Gestirnen zusammenhänge, hat sich vor allem bei Gärtnern und Landwirten herumgesprochen. Mit ihrem Namen verbunden sind die "Aussaattage", ein Kalender, der in 21 Sprachen verbreitet ist und inzwischen mehr als ein Dutzend, auch rein kommerzielle Nachahmer gefunden hat. Trotz dieses Erfolgs sind die wissenschaftlichen Grundlagen ihrer Erkenntnisse nicht hinreichend geklärt, Maria Thuns System ist auch bei Biodynamikern umstritten.

  Dabei sind die kosmischen Konstellationen und der Mond im Tierkreis nicht das einzige, was sie beschäftigt. Schon lange initiiert und begleitet sie das internationale Bäuerinnen-Treffen, bei dem sich Frauen von biologisch-dynamischen Höfen einmal im Jahr austauschen. Zum Dorf Dexbach und den Versuchsflächen pilgern jährlich busseweise Besucher, in zahlreichen Kursen und Auslandsreisen vermittelt Maria Thun ein Bild des Biologisch-Dynamischen, knüpft Kontakte zu Bauern und Behörden. Dabei legt sie durchaus Wert auf praktisches: eine Einführung in die Herstellung des von ihr entwickelten Fladenpräparates gehört immer dazu. Zudem sucht sie mit ihren Experimenten Antwort auf mindestens ein Dutzend anderer Fragen: Rhythmen im Kuhdung, Präparateanwendung, Tees aus Präparatepflanzen, die Wirkung von Gesteinssanden, die Verarbeitung von Milch, das Backen, all das findet man in ihren Veröffentlichungen. Die "Mutter" aller Saatkalender - 1963 erschien ihr erster -, ist selbst im fortgeschrittenen Alter noch äußerst aktiv.
 

Der Entdeckung folgen Begeisterung und Kritik
  Auf dem Bauernhof aufgewachsen, war sie während des Krieges in der Krankenpflege tätig. Sie heiratete den Maler Walter Thun, und kam Anfang der 40er Jahre mit der biologisch-dynamischen Bewegung in Thüringen in Kontakt. Immer schon hingebungsvolle Gärtnerin, wurde sie durch Rudolf Steiners Büchlein "Die praktische Ausbildung des Denkens" und die dort beschriebenen Übungen angeregt, ihre Pflanzen genauer zu beobachten. In Fortführung eines Saatkalenders von Rulni, der Mondphasen berücksichtigte, fand sie bei neunjährigen Versuchen in den fünfziger Jahren, Sensationelles heraus: 1963 veröffentlichte sie in dieser Zeitschrift ihre Feststellung, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Stand des Mondes im Tierkreis und vier verschiedenen Wachstumstypen bei Pflanzen gab. Dr. Hans Heinze vom Forschungsring machte in den Folgejahren statistische Auswertungen, sie legte weitere Versuche an, auch in Zusammenarbeit mit der Uni Gießen und Prof. Boguslawski, der sich für ihre Arbeit einsetzte. Der Zusammenhang zwischen Aussaat bzw. Bodenbearbeitung und der Mondenstellung vor dem Tierkreis erwies sich zunächst als hochsignifikant. Die zwölf Tierkreisbilder hatte sie in traditioneller Weise den vier Ätherarten bzw. Erde, Wasser, Licht und Wärme zugeordnet. Die bevorzugte Ausprägung von Wurzel, Blatt, Blüte oder Frucht sah sie als Wirkung der über den Boden vermittelten Position des Mondes und der klassischen Elemente.

  Andere wissenschaftliche Untersuchungen bestätigten dies zum Teil (Abele 1973), kamen aber mit der Zeit zu widersprüchlichen Schlüssen (Abele 1975, Graf 1977, Lücke 1982,) bzw. fanden andere Rhythmen wirksam (Spieß 1994). Die anfänglich große Begeisterung über die Entdeckung wurde gedämpft, die biologisch-dynamische Bewegung war um zwei Lager reicher: das der Thun-Befürworter und das der Skeptiker. Doch wegzudenken sind ihre Entdeckungen nicht mehr, sie haben der biologisch-dynamischen Landwirtschaft mit einem Mal das Bild konkreter Bezüge zum kosmischen Geschehen aufgetan. Auch in der Forschung ist noch nicht aller Tage Abend. Hartmut Spieß, der vierzehn Jahre mit mehr als 20 Exaktversuchen dazu forschte und seine Habilitation darüber schrieb, bemerkte im Interview (LE 6-98), dass nach wissenschaftlichem Standard solche Versuche woanders, am besten an drei verschiedenen Orten, durch drei verschiedene Personen wiederholt werden müssten.

  Bestätigung ihrer Entdeckungen erfährt Maria Thun von Bauern, Gärtnern und von den zahlreichen Besuchern der Versuchsfelder und ihrer Vorträge. Ihre Kontakte und Reisen ins Ausland machen es möglich, aus vielen Ländern Erfahrungen zu verwerten, die mit den Aussaattagen gemacht werden, zum Beispiel aus Sibirien, Ägypten, Indien, Lettland, Brasilien, Neuseeland, manchmal auch an Universitäten. Leider archiviert sie diese Ergebnisse anderer nicht systematisch.
 

Die Thuns - die Familie forscht und arbeitet mit
  Jetzt im Oktober ist es still hier am Ende des Tales, in das man auf gewundener Straße vom Marburger Buntsandstein in den Schiefer kommt. Längst ist alles abgeerntet, doch heute nachmittag wird gesät. Matthias, ihr Sohn und bekannt durch sein Buch über Bienen, bereitet die Versuchsaussaat vor, rührt gerade Hornmist, um ihn dann gleichzeitig mit der Bodenbestellung auszubringen. Während Maria Thun die Aussaaten in Ährenbeeten und im Glashaus mit einer Mitarbeiterin von Hand vornimmt, ist er mehr für die Technik auf dem Feld zuständig, seit 1972. Daneben leitet er mit seiner Frau den Verlag, in dem die Schriften Maria Thuns herauskommen, legt Hand an bis hin zu Satz und Bildmontage. Seit drei Jahren dabei ist auch Enkel Nicolai Schmidt-Rüdt, der schon als Jugendlicher mithalf und nach seiner Promotion in Chemie hier in einem gut ausgestatteten Labor arbeitet. Dort werden die meist auf Ertrag, Form und Nachbaueignung ausgewerteten Versuchsernten auf Inhaltstoffe analysiert. Matthias Frau Anna organisiert den Versand und auch Maria Thuns Schwester, immerhin 80 Jahre, hilft noch im Verlag mit. So hat sich in Dexbach ein kleines Familienunternehmen entwickelt, das weitere Frauen aus dem Dorf halbtags beschäftigt. "Im Sommer sind es bis 15 Leute an unserem Tisch", berichtet Maria Thun, dann sind Praktikanten da und Lehrlinge aus der vierjährigen biologisch-dynamischen Ausbildung, gelegentlich auch Diplomanden. Maria Thun lässt es sich nicht nehmen, sie selbst zu bekochen, sogar die Besuchergruppen werden mit selbst Erzeugtem verpflegt, beeindruckend sind ihre Vorräte an Eingemachtem - das was von den Konstellations- und Präparateversuchen übrigbleibt.
 
Maria Thun sucht Phänomene, nicht statistische Absicherung
Abb.: Matthias Thun pflügt und spritzt gleichzeitig Hornmist
 
  Eine Unmenge an Proben, Körner, Ähren, Möhren, Ölfläschchen, Kartoffelsäcke, die sie beim Rundgang vergnügt präsentiert, lagert an mehreren Stellen im Ort. Die Scheune hinterm Haus ist prallvoll, ebenso das Gebäude, in dem die Räume für Back- und Milchversuche sind. Die markantesten Ergebnisse und absonderlichsten Formen sind in mehreren Vitrinen im Besuchersaal, zu dem das Obergeschoss der Scheune ausgebaut wurde, ausgestellt. Das Versuchshandwerk hat sie in den Jahren der Zusammenarbeit mit dem Versuchgut Rauischholzhausen ausgefeilt. Ihre Versuche laufen heute in drei Wiederholungen, auf drei Blöcke verteilt. Mit einer vollrandomisierten Anlage - dabei werden der Statistik wegen alle Parzellen per Zufall verteilt, hat sie schlechte Erfahrungen gemacht, weil große Unterschiede zwischen den Reihen auftraten. Auch von der wissenschaftlich üblichen, varianzanalytischen Auswertung ist sie abgekommen. Zum Einen brauche eine sichere Statistik so viele Wiederholungen, das heißt gleichzeitig bearbeitete Parzellen, dass bei Aussaaten über 4 Wochen die Bearbeitung des Saatbettes gegen Ende nicht gründlich möglich sei - mangels Vorgewende. Zum Anderen gingen ihr dann doch wichtige Phänomene zugunsten der Verallgemeinerung durch die Lappen, eine Erfahrung, die sie z.B. mit Heinze gemacht hat. Die Ausreißer wurden damals nicht in die Auswertung einbezogen, berichtet sie, wissend, dass dahinter bestimmte Planetenstellungen standen.

  Immer wieder käme es vor, dass sich trotz Berechnung der Konstellation Pflanzen anders entwickeln als gedacht, schmunzelt sie, und bringt ein Beispiel von Möhren. Die wurden mit Ernte an den Fruchttagen für die Saatgutgewinnung vorbereitet, doch gut schnitten auch die an den Blatttagen geernteten ab. Hinterher stellte sich heraus, dass eine Opposition zwischen Sonne (vor einem Erd-Bild) und Saturn die Mondwirkung überkompensiert habe. "Man darf die Mond-Trigon-Stellungen nicht als starres Schema sehen", meint sie dazu, sie erlebe immer wieder Überraschungen durch die Planetenstellungen. In ihren Schriften bezieht sie sogar die jenseits des Saturn liegenden, weit am Rand des Sonnensystem liegenden Planeten, Uranus, Neptun und Pluto mit ein und postuliert den von der Wissenschaft noch nicht gefundenen zwölften Planeten Ringall. Auch ist sie davon überzeugt, dass die Statistik nur unzureichend die Wirklichkeit abbildet: "Im Kosmos gibt es keine Null", sagt sie nachdrücklich. So entwickelt sie ihre Empfehlungen vor allem an Hand ihrer akribischen Aufschriebe in zahlreichen Notizbüchern und Merkkästen und sieht es relativ gelassen, wenn Wissenschaftler zu widersprüchlichen Aussagen kommen: "Ich arbeite nicht für die Wissenschaft, sondern für die Fragen, die sich aus dem Landwirtschaftlichen Kurs Rudolf Steiners ergeben oder aus den eigenen Versuchen und durch Bauern und Gärtner an uns gestellt werden".

  Dennoch betrachtet sie es mit Skepsis, wenn das, was sie findet, unter falschen Bedingungen geprüft wird: wo mit organischem Dünger aus Tierkörpern, wie zum Beispiel Hornknochenmehl oder Bewässerung gearbeitet wird, kann ihrer Erfahrung nach nichts herauskommen, zu astral, zu vollmondbetont seien dann die Wirkungen. Um zu Ergebnissen zu kommen, sagt sie, sei es weiterhin Voraussetzung, neben der biologisch-dynamischen Bewirtschaftung, dass nur mit veredelten Düngern gearbeitet wird, bei Möhren drei Jahre überhaupt nicht gedüngt wird. Die Flächen müssten zudem genügend Raum zur Auswertung hergeben. Zur Aussaat wird dreimal Hornmist gegeben. Ergebnisse ließen sich wohl nur finden, wenn man mit Tagesaussaaten arbeitet, wobei auch auf die Stunde zu achten ist. Radies sei eine sehr gute Testpflanze, handhabbar und binnen einen Jahres als Samen verfügbar, so dass sich Folgeversuche zur Reproduktion leicht anschließen lassen. Praktikabel hätten sich aber auch viel andere Gemüsepflanzen erwiesen, Getreide, Ölfrüchte und Futterpflanzen. Besonders gut reagiert die Kohlrabisorte Roggli, doch reagieren ihrer Erfahrung nach alle Pflanzenarten und -sorten auf kosmische Rhythmen.

  Mit dem Auto fahren wir um die Versuchsflächen. Hinter dem Haus liegen fünfzehn Ar am Hang, die größere Fläche, mehrere Äcker, zusammen fünf Hektar, liegt in einem Seitental. Maria Thun erweist sich als geländeerprobte Autofahrerin, schlingert mit dem Wagen Allrad rein - Allrad raus, den matschigen Feldweg entlang: "Matthias hatte mir doch gesagt, hier könne man durchfahren" schimpft sie. Ich richte mich schon darauf ein, dass wir gleich fest sitzen, doch wir kommen durch, ohne ins Feld zu rutschen und schaffen sogar den Hang am Ende. Ob sie einen Grünen Daumen habe? Nein, eher verspürt sie einen spirituellen Auftrag. Auch Elementarwesen und ihr Wirken nimmt sie ernst. Im übrigen gäbe es auch schwarze Daumen, darauf müsse man bei der Auswahl der Mitarbeiter der Versuche eher achten.
 

Der Mond wirkt nicht allein, schon gar nicht rezeptmäßig
Abb.: Maria Thun: ungünstige Aussaattage führen im Extrem zu Deformationen, hier am Beispiel Kohlrabi bei Marsfinsternis
 
  Dass viele das Biologisch-Dynamische pauschal mit Mondenwirkungen gleichsetzen, ärgert sie, auch als ich beklage, dass man oft als "die mit dem Mond arbeiten" angesprochen wird. Das Arbeiten allein mit Mondphasen panzert ihrer Ansicht nach die Pflanzen eher gegen kosmische Wirkungen. Und so einfach sei es nun schließlich mit den kosmischen Wirksamkeiten auch nicht. Die Melodie des siderischen Mondes würde mindestens durch die Planeten modifiziert. Sowohl in ihren Versuchen als auch in der Forschung anderer müsse man feststellen, dass manchmal alles anders kommt. Und an dieser Stelle hat sie den Anspruch, dem nachzugehen "und wenn ich jeden Tag Versuche machen muss". Vielleicht wurde ja eine Konstellation nicht richtig bewertet. Das unterscheidet sie auch von den inzwischen zahlreichen anderen Mondkalendern. Sie ist die Einzige, die durchgängig Versuche macht und deutlich sagt, dass das kein Rezept sein soll: Schließlich kann jeder selbst beobachten: "Nur wer gut beobachtet, ist auch ein guter Bauer". Auch wenn sie einen schematischen Zusammenhang ablehnt: Biodynamik ohne Konstellationen, das funktioniert ihrer Ansicht nach nicht. Schon gar nicht so, wie manche Bauern denken, die ungünstige Konstellationen durch den Einsatz von Präparaten ausgleichen wollen. Präparate würden sensibel machen für Kosmisches, auch für das Negative.

  Für Kalender, die mit dem Mond werben, sich nur auf tradiertes Wissen beziehen und dann noch astrologische Daten zur Grundlage nehmen, hat sie nur ein unwirsches Abwinken übrig, auch wenn es sie fuchst, dass manche nicht nur ihr System nachahmen, sondern sogar ihren Titel "Aussaattage" übernehmen. Doch die Nachfrage ist da, den Druck hat sie selbst bemerkt, als der Kosmos-Verlag anfragte: Wenn Sie es nicht machen, machen wir es mit jemand anderem. Die Aussaattage im Kosmos-Verlag bleiben eine einmalige Episode.

  Besonders für die Züchtung hält sie die Konstellationen für bedeutsam. Wenn nach alten Verfahren weiter gezüchtet würde, könnten auch die Biologisch-dynamischen bald einpacken. So hat sie vier reaktionsfreudige Sorten Weizen ausgelesen, mit Tausendkorngewichten von 25 bis 65 Gramm. Auch die Saatgutgesundheit lässt sich ihrer Erfahrung nach über die Aussaat an den günstigen Tagen in den Griff bekommen. Eduard Bauck habe das mal auf seinen drei Betrieben durchprobiert und festgestellt, dass man es in 90 Prozent der Fällen schafft, sich daran zu halten, entgegen der verbreiteten Befürchtung, dadurch festgelegt zu sein. "Doch wenn die Bauern erst einmal auf dem Schlepper sitzen, gibt's kein Halten mehr". Dann drohten nicht nur diese Feinheiten des biologisch-dynamischen Landbaus Nebensache zu werden. Man solle wenigstens das Saatgut unter einem günstigen kosmischen Aspekt ernten.
 

Eine Vielfalt von Anregungen: Maria Thun probiert und findet
Abb.: Aussaattage nach M. Thun: in 21 Sprachen verbreitet
 
  Doch gibt es ja noch mehr Bestandteile der biologisch-dynamischen Methode, mit denen sie ebenfalls experimentiert. Zur Kombination des Fladenpräparate kam sie Ende der 50er Jahre, angeregt durch Ehrenfried Pfeiffer. Aus Sorge um die zunehmende Radioaktivität, verursacht durch die Versuche der beiden Großmächte, experimentierte sie zunächst mit Kalk-Eierschalen-Basaltmehl, die in die Saatrinne eingestreut wurden, woraus sich dann mit Versuchen bis 1972 das Fladenpräparat entwickelte. Auch mit der Veraschung arbeitet sie, ist doch ihr Probenlager durch Mäuse gefährdet. "Das Veraschen klappt zwar, aber man muss darauf bedacht sein, den kosmischen Termin genau einzuhalten. Wir wollen die Schädlinge ja nicht zum Nachbarn treiben, sondern die Regeration/Reproduktion einschränken." Und, gibt sie zu bedenken, man solle sich die Kräfte, mit denen man da arbeitet, genau anschauen. In den letzten Jahren hat sie mit Tees aus den Präparatepflanzen gearbeitet. Vor allem Eichenrinde, Schafgarbe und Brennnessel, zusätzlich zu den Präparaten gegeben, wirkten sich je nach Pflanze positiv aus, sowohl auf Gesundheit, Ertrag wie auch auf die Reproduktionskraft. Doch als Ersatz des Kieselpräparates solle man sie nicht sehen. Versuche mit unterschiedlicher Herstellung von Hornmist macht sie schon lange, hat auch Mist in Klauen gefüllt, um zu probieren, ob das geht. Auch hier fand sie eine Beziehung zu den verschiedenen Trigonen, allerdings schneide der Klauenmist, besonders bei den Leguminosen, schlechter ab als Hornmist. Aktuell macht sie Versuche zum Hornersatz, wie häufig durch den Kontakt mit der Praxis angestoßen.

  So wird sie wohl auch zukünftig noch zahlreichen Fragen nachgehen und Rat geben, wo die Wissenschaft (noch) passt. Selten lege sie einen Versuch an, um dieses und jenes zu beweisen, aus Berechnung sozusagen. Eher wartet sie ab und beschreibt, was kommt, schafft Phänomene und erlebt jedes Jahr Überraschungen, die gedeutet sein wollen. "Auch in zehn Jahren werden nicht alle Konstellationen überprüft sein." Die kosmischen Rhythmen haben ja zum Teil Abstände, für die ein Menschenleben zur Erforschung nicht ausreicht - Saturn zum Beispiel 30 Jahre. Doch die Grundmelodie, der siderische Mond, bleibt. "Wir stehen erst am Anfang einer Wissenschaft. In 200 Jahren wird man mehr wissen", ist ihr Blick in die Zukunft. Die Thuns sind gerüstet.
 

Aussaat nach Trigonen: der Kalender

Maria Thun arbeitet seit den fünfziger Jahren an Fragen der Mondenwirkung auf das Pflanzenwachstum - angeregt durch die Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise. Die unterschiedlichen Wachstumserscheinungen, die sie bei täglicher Aussaat von Radieschen über einen längeren Zeitraum hin fand, erklärte Sie durch die am jeweiligen Saattag wirksamen kosmischen Impulse: Sie fasst sie in vier Typen zusammen: Die Bereiche von Wurzel-, Blatt-, Blüten- und Frucht/Same einer Pflanze werden demnach durch bestimmte Stellungen des Mondes vor dem Tierkreis im Wachstum angeregt. Da gleiche Wirkungen in den Tierkreisbildern auftreten, die sich im Dreieck gegenüberstehen, spricht man auch von Trigonen. So stehen Stier, Jungfrau, Steinbock zum Beispiel für eine Förderung von Pflanzen, deren von uns genutzte Früchte die Wurzeln (Möhre, Rettich) sind, aber auch für Kartoffeln, Zwiebeln und Radies, die in der Wurzelregion gedeihen.

Die Konstellationswirkungen des Mondes werden beeinflusst durch die Planeten und wirken ihren Angaben zufolge nur bei ein biologisch-dynamisch gepflegtem Boden und einem entsprechend hohen Humusgehalt. Nicht nur der Saatzeitpunkt, sondern auch die Bodenbearbeitung sollte daher im entsprechenden Trigon erfolgen. Auf Grundlage ihrer jährlichen Versuche gibt Maria Thun seit 1963 die "Aussaattage" heraus: In diesem Kalender werden die täglichen Konstellationen von Mond und Planeten sowie die Trigonimpulse und -wechsel darstellt und Empfehlungen für den Anbau gegeben.

Neben der Übersetzung in 20 Sprachen und den kommerziellen Nachahmern geben auch die biologisch-dynamischen Organisationen verschiedener Länder Kalender auf dieser Basis heraus.
 

Weitere Veröffentlichungen:
  • Hinweise aus der Konstellationsforschung, für Bauern, Wein- und Obstbauern, Gärtner und Kleingärtner
  • Unkraut- und Schädlingsregulierung aus der Sicht der Konstellations- und Potenzforschung
  • Milch und Milchverarbeitung aus der Sicht der Konstellationsforschung
  • Das Bild der Sterne im Wandel der Zeit
  • Bäume, Hölzer und Planeten

    alle erhältlich im Thun Verlag, Postfach 1518, 35205 Biedenkopf

     

  • Mondrhythmen im siderischen Umlauf und Pflanzenwachstum (Maria Thun, Hans Heinze, Schriftenreihe Lebendige Erde 1979)
  • Anbauversuche über Zusammenhänge zwischen Mondstellung im Tierkreis und Kulturpflanzen, (Maria Thun, Hans Heinze, 2 Bände, Schriftenreihe Lebendige Erde 1973)

 
Die verschiedenen Mondrhythmen

Vollmond und Neumond - der synodische entsteht aus der Stellung von Erde Sonne und Mond zueinander, die Phasen wiederholen sich alle 29,5 Tage.

  • Erdnähe und Erdferne des Mondes resultieren aus seiner elliptischen Bahn. Dieser anomalistische Rhythmus beträgt 27,3 Tage.
  • Beschreibt man Höchst- und Tiefststand des Mondes am Himmel gemessen am Himmelsäquator, spricht man vom tropischen Umlauf. Das Auf und Ab dauert 27,3 Tage, 13 mal im Jahr.
  • Nach 27,3 Tagen ist der Mond am Himmel weitergewandert vor ein neues Sternbild des Tierkreises -der siderische Rhythmus.
  • Die siderische Umlaufbahn des Mondes steht nicht senkrecht zur Erdachse - so dass sich die Bahnen von Mondstellung und Erde an den sogenannten Mondknoten überschneiden. Sonderfälle dieses draconischen Rhythmus sind die Mond- und Sonnenfinsternisse.
Daneben gibt es mehr als einhundert wiederkehrende Ungleichheiten in der Mondenbewegung.