Rettet AgroEnergie das Klima?

Sprit vom Acker ist keine Alternative

 

Energie vom Bauern statt vom Kraftwerkskonzern, Sprit aus der Heimat statt von bösen Mullahs, Heizöl klimaneutral aus Pflanzen anstatt aus der Verfeuerung fossiler Lager– so einfach könnte das Energie-Schlaraffenland sein. Ist es aber nicht.

 

Landwirte wurden erst zu Energiebauern, als das Heizen mit Weizen vor einigen Jahren billiger war als mit subventionierter Steinkohle und das Korn weder als Futter noch als Brotgetreide mehr erzielte. Die Preise ändern sich zwar gerade, doch das Thema bleibt auf dem Tisch.

 

Es müssten ja keine Nahrungspflanzen sein, die wir für unseren Energiehunger nutzen. Ist doch besser und nachhaltiger als Öldurst? Doch der Anbau von Energiepflanzen mindert die Fläche zum Anbau für Lebensmittel in einer Welt, in der 800 Millionen Menschen hungern. Hunger wird durch die Erzeugung von Biosprit gefördert, wie die umfangreichen Palmölplantagen in Südostasien oder die Tortilla-Krise in Mexiko zeigen: Energiepflanzen für die reichen Länder treiben in den armen die Lebensmittelpreise nach oben. Der UN-Berichterstatter für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler, fordert daher, den Anbau von Bio-Spritpflanzen für fünf Jahre auf dem aktuellen Umfang einzufrieren.

 

Hoffen wir, dass er Gehör findet. Denn Sprit vom Acker ist auch energetischer Unsinn, wie das Umweltbundesamt seit Jahren vorrechnet. Es empfiehlt die stationäre Energienutzung. Auch die Klimaneutralität wird durch neueste Berechnungen in Frage gestellt: Werden Mais oder Raps wie üblich konventionell gedüngt, wird jede Menge Lachgas frei. Das aber ist 300 mal so klimaschädlich wie Kohlendioxid.

 

Und was ist mit den Demeter- Bauern, die selbst Energie erzeugen, für die die Unabhängigkeit von Atomstrom oder Ölimporten Ehrensache ist? Die ihre Schlepper mit eigenem Rapsdiesel tanken oder in Biogasanlagen investiert haben? Schließlich waren viele Vorreiter bei der Umrüstung von Traktoren auf Rapsöl, bei Biogas wie auch bei Wind- und Solarkraftnutzung.

 

Die biodynamischen Kollegen aus Luxemburg haben dazu eine klare Meinung: keine Energie vom Acker. Und schlagen vor, nicht mehr von Bio-Energie, sondern von Agrar-Energie oder AgroGas zu sprechen. Sollten in ganz Deutschland nur noch Ökobauern wirtschaften, braucht man mehr Fläche für die Lebensmittelerzeugung, da sind die aktuell 13% für Energiepflanzen schon zuviel. Es gibt ja noch andere Möglichkeiten: zum Beispiel den Wald nutzen oder den Schnitt der Hecken, die viele Demeter-Betriebe haben, für Holzhackschnitzel.

 

Dennoch kann es Sinn machen, wenn Bauern ihren eigenen Diesel aus Ölpflanzen erzeugen: Früher für die Pferde benötigte man auch Futterflächen. Ölpflanzen bereichern die Fruchtfolge und ergeben nebenbei Futter. Auch die Vergärung von Gülle oder Pflanzenresten zu Methan, das dann verbrannt wird, kann sinnvoll sein, vor allem, wenn sowohl Strom als auch Wärme genutzt werden. Allerdings bereitet der dabei entstehende Dünger, die Biogasgülle, den Demeter –Leuten Kopfzerbrechen: Während konventionell denkende „Bio“- Forscher und -Bauern sich freuen, damit einen organischen Dünger zu haben, der so prompt wirkt wie mineralischer Stickstoff, ist für die biologisch-dynamischen genau dies das Problem. Denn solche Gülle ist weder für den Boden noch für die Qualität der Erzeugnisse auf Dauer zuträglich.

 

Letztendlich können uns die Landwirte das Energiesparen nicht abnehmen. Aber wir können mehr bio, mehr regional und saisonal sprich frisch und weniger Fleisch essen. Dann punkten wir auf unserem persönlichen Klimakonto deutlich.

 

Michael Olbrich-Majer in Info3, November 2007