Neues aus der Bio-Welt

Die Biofach-Messe ist der Treffpunkt der Branche

 

Was haben Gerard Depardieu, der ein Weingut besitzt, Kim-Valerie Voigt, die Miss Germany 2008, der Zukunftsforscher Eike Wenzel und Okasai Opolot, der Sprecher des Tourismus- und Handelsministeriums von Uganda gemeinsam? Sie waren Mitte Februar in Nürnberg auf der Biofach. Das ist die Messe, bei der sich die Bio-Welt trifft. Kein Vergleich zur Grünen Woche in Berlin, wo sich das Massenpublikum durchwälzt und Häppchen schnappt. Hier auf der Weltleitmesse der Biobranche treffen sich Fachbesucher wie Hersteller und Händler. Allerdings sind die Zeiten vorbei, da sich Insider in Alternativklamotten in zwei großen Zelten versammelten, wie Anfang der neunziger Jahre bei den ersten dieser Messen. Anzug und Handy bestimmen heute das männliche Erscheinungsbild, doch merkt man schon auf dem Weg zu Messe in der U-Bahn an den Gesprächen: hier treffen sich etwas andere Menschen. Was wäre, wenn alle und alles Bio wären: hier kann man es spüren.

 

Da gibt es neben mehr als 2000 Herstellerständen die Weinhalle, eine von neun Ausstellungshallen, das Bierdorf, die Afrika-Ecke und die Zeilen mit den verschiedensten Ländervertretungen: Auch die Behörden vieler Länder wollen einmal das Biofeeling erleben, geht es doch um Exportmärkte: Deutschland ist der drittgrößte Bioimporteur und hat viel zuwenig Biobauern im Verhältnis zur Nachfrage. 46.484 Fachbesucher füllten die Gänge, aus 128 Staaten. Nur Seehofer war nicht da, unser bundesdeutscher Landwirtschaftsminister – wie jedes Jahr hatte er irgendetwas wichtigeres zu tun.

 

Da hat er aber einiges verpasst: Demeter-Bananen gab´s gratis und danach hätte der Minister am Demeter-Marktplatz den Kopf in eine fast zwei Meter messende Bienenwachskugel stecken können – Nachbildung einer Königinnenzelle. Oder den „Patienten Gentechnikgesetz“ entdecken können, den „Doktor“ Franz Obermeyer, Demeter-Bauer, im Rollstuhl durch die Gänge schob, aus Protest gegen die Lücken in der neuen Gesetzgebung. Oder er hätte die prämierten Bioweine verkosten und dann in der Pressekonferenz des Bundesverbandes der Ökologischen Lebensmittelwirtschaft erfahren können, dass die Bio-Branche boomt und die deutsche Politik den Trend verschläft. Oder sich zu Bio fortbilden auf dem umfangreichen Programm aus Veranstaltungen und Kongress , z. B. ob Bioware aus China sicher ist. Und seiner Frau hätte er viele Pröbchen von der zeitgleich in einer weiteren Halle stattfinden Fachmesse für Naturkosmetik „Vivaness“ mitbringen können. Frau Künast jedenfalls war da, hat wohl noch gute Erinnerungen aus der Zeit als sie zuständig war.

 

Über alle freudigen Hallos, Hintergrundgesprächen unter Freunden, Trends und abendlichen Branchenpartys hinaus ging es natürlich auch ums Geschäft, um Marktkontakte und Abschlüsse, um Neuprodukte und Neueinlistung in die Naturkostregale. Was also gab es Neues? Auf 120 Regalmetern, präsentierten sich neue Bioprodukten, von glutenfreier Sojasoauce bis zum Bio-Kabeljau, die Rote Bete Sorte Robuschka aus biodynamischer Züchtung. Bio-Produkte die sich als „Renner des Jahres“ erwiesen, wurden ebenfalls ausgezeichnet: ein Lassi Mango, der Café Dia von Lebensbaum, die alkoholfreie Pina Colada von Voelkel. Der jährliche Biotreffpunkt mit Heimat in Nürnberg ist inzwischen so erfolgreich, dass er regionale Ableger auch in Übersee etabliert hat: in Shanghai, in Sao Paolo, in den USA und in Japan. Vielleicht lässt sich Seehofer ja lieber da blicken.

 

Michael Olbrich-Majer in Info3, April 2008