Biokost nein danke? Besser Essen aus dem Labor

Maxeiner, Miersch und Co kritisieren den Ökolandbau mit schlechten Argumenten

 

Immer wieder wird der Ökolandbau aus einer bestimmten Denkrichtung her kritisiert. Selten kollegial, meist grundsätzlich, und gerne werden Besonderheiten des Biologisch-dynamischen Landbaus als Munition genommen: So schoss die FAZ vor einigen Jahren über Bande gegen Künast und titelte „Blut & Bohnen“. Das Laborjournal diffamierte mit dem Schwerpunkt: „Der Gnomen-Klüngel“ universitäre Ökoforscher, nicht ohne Rudolf Steiner als Okkultisten vorzuführen. Im Frühjahr gab es die effektheischende Überschrift in der FAZ „Albtraum Ökolandbau“. Auch das aktuelle Buch „Biokost & Ökokult“ des Autorenduos Maxeiner/Miersch reitet mit aufklärerischem Gestus gegen Öko und erobert damit Sendezeit im Fernsehen.

 

Meist scheinen die Autoren die Wissenschaft zu verteidigen , wollen Vorurteile aus dem Weg räumen oder Ideologien enttarnen und treten gegen politisch korrekte Denkverbote an . Soweit so legitim. Doch warum gleich so unsachlich? Und warum schlagen die Kritiker am Ende immer Gentechnik vor? Wissen sie nicht, dass es zwischen Ökolandwirtschaft und Life-Science-Labor noch viele Facetten und Faktoren gibt?

Vielleicht liegt es einfach daran, dass sie und ihre zitierten Experten selten vom Fach sind. Landwirtschaft ist weitaus komplexer, als Laborexperimente oder mathematische Modelle es vortäuschen. Viele Studenten der Molekularbiologie wissen nicht, wie die Zellen in ihrem Reagenzglas als ganze Pflanzen aussehen, erkennen eine Tomate nicht ohne Früchte. Doch gibt es im Kampf um Forschungsmittel zwei Fraktionen, klassische Agrarforscher und Molekularbiologen. Das Laborjournal hieß zuvor übrigens BiotechEurope.

Enttäuschend sind auch die Fakten, die gegen den Ökolandbau angeführt werden. Immer wieder wird das Bild einer „Agrartechnik, die 1950 üblich war und die dem Biolandbau von heute entspricht“ bemüht. Ganz offensichtlich hat keiner, der so was schreibt, auch nur einen halben Tag auf einem Biobetrieb verbracht oder wissenschaftliche Literatur dazu gelesen. Diskussionswürdiger ist da schon die Frage nach der Effizienz, schließlich sind die Erträge je Bio-Fläche etwas niedriger. Aber nur bei Intensivlandwirtschaft wie in Mitteleuropa – in den USA sieht es schon anders aus und auf den armen Böden der Subtropen und Tropen kann sich das auch umdrehen. Folglich zieht auch das Argument, Ökolandbau fördere den Welthunger, nicht. Im Gegenteil, nur gesunde, humusreiche Böden haben wirklich Ertragspotenzial. Auch das Argument, es gäbe keinen Beleg für die Gesundheitswirkung von Öko-Lebensmitteln, zieht nicht, denn der steht auch für konventionelle aus. Ernährungsstudien sind fast unbezahlbar.

Nun, wenn die sachlichen Argumente nicht wirklich überzeugen, muss man den Gegner, und als solche werden die 5 % Ökolandwirte und die wenigen Ökoforscher offenbar empfunden, eben diskreditieren. Mist wird da zur gefährlichen Fäkalie umdeklariert, dabei wurde über Jahrtausende damit die Bodenfruchtbarkeit aufgebaut. Ökobauern würden die Umwelt vergiften, mit Kupfer, dabei ist das mengenmäßig begrenzt und nur in wenigen Kulturen zugelassen – kein Vergleich zur flächendeckenden Mehrfachanwendung von synthetischen Pestiziden, die auch die Atmosphäre belasten oder Bienen vergiften. Dazu verdreht man auch mal Fakten, um Ökobauern als Grundwasserverschmutzer vorzuführen. Oder den biodynamischen Gärtner Lippert als brutalen Nazi hinzustellen: schließlich teilten „Ökologisten“ und Nationalsozialisten angeblich manchen Gedanken.

 

Leider ist diese Masche der Laborfraktion: Natur = schmutzig, sehr erfolgreich, surft auf einem Anti-Heile-Welt-Reflex. Nur, seriös ist diese 50er-Jahre-Denkhygiene nicht, Maxeiner, Miersch und Co. verkaufen Mythen als Fakten.

 

Michael Olbrich-Majer in Info3, September 2008