Biodynamisch zum Erfolg

Ausgezeichnete Weine – interessante Winzer

 

Wie bei keinem anderen Lebens- und Genussmittel kommt es beim Wein auf den Geschmack an. Um diesen zu erläutern, gibt es Poesie auf Etiketten und Listen, umfangreiche Weinführer und verschiedene Punktesysteme. Bis vor zehn Jahren fielen Bio-Weine da nicht besonders auf. Doch seit Ende der neunziger Jahre die französischen Biodynamiker mit ihren Weinen Qualitätsmaßstäbe setzten, spricht es sich auch in der deutschen Weinwelt herum: Biodynamik - das heißt besondere Weine. Winzerseminare zu biologisch-dynamischen Themen sind gut besucht, Weinkritiker loben die biodynamischen Weine als komplexer, harmonischer und intensiver, die staatliche Forschungsanstalt in Geisenheim macht Versuche dazu.

 

Natürlich spielt da auch ein Schuss Mystik hinein, werden die biologisch-dynamischen Präparate oft eher als Zaubertrank für Pflanze und Boden wahrgenommen als das, was sie sind: natürliche, oft vom Landwirte selbst hergestellte Hilfsmittel in einem Gesamtkonzept von Landwirtschaft. Und es ist ein steiniger Weg zum echten Wein, der das Terroir – den Geschmack des Standorts – wiedergibt: Nicht nur die Rebe, auch der Winzer muss tiefer wurzeln. Für Winzer, die üblicherweise das Repertoire der Agrarchemie reichlich nutzen, ein großer Schritt. Dennoch interessieren sich gerade qualitätsorientierte Top-Weingüter für das Biodynamische. Denn offenbar bringt diese Methode durch die intensivere Verbindung von Rebe und Boden Charakter in den Wein: Qualität entsteht im Weinberg.

 

Das verändert auch das Selbstbild des Winzers, der im Keller sonst noch eine Menge regeln kann: „Willst du Wine-maker oder Nature-assistant sein?“ – so pointiert es der biodynamische Winzer und Autor Nicholas Joly.

 

Seit einem Jahr gibt es auch Demeter- Kellereirichtlinien, nach langer, internationaler Abstimmung. Denn was in Südafrika prima klappt, muss in der Schweiz noch lange nicht funktionieren. Und was in Kalifornien üblich ist, muss nicht der Maßstab für französische Weine sein. Diskussionsbedarf bestand vor allem bei Spontangärung, Mostzusatz und Schwefelung. Jetzt kann es jedenfalls auch Demeter-Wein aus Deutschland geben. Zuvor tat sich der Verband mit anthroposophischem Hintergrund schwer mit der Markenvergabe für Alkohol, fördert dieser ja nicht gerade die spirituelle Entwicklung. In Frankreich hatte sich daher neben Demeter- France schon vor einem Jahrzehnt ein eigener Verband gegründet, mit eigenem Label - biodyvin. Die deutschen Winzer hatten sich damals eher über die ideelle Arbeit mit den biologisch-dynamischen Urgesteinen Ernst Becker und Kurt-Theodor Willmann gefunden, entwickelten ein Leitbild für biodynamische Rebkultur und ein alkoholfreies Stärkungs-Elixier, aus Traube, Blatt und Kern – Kristdyn.

 

Das interessante bei den Demeter-Winzern ist neben den Weinen die Vielfalt, die sie der Monokultur Wein abringen: Ob Homöopathie, Kräuter, Naturschutz oder Kundenrebstöcke im Weinberg, Kühe oder Kamele für den Mistkompost, Ausbau der Weine in Amphore, Betonei oder museumsreifen Holzfässern: Originalität geht vor Langeweile, Mut zum Experiment vor immergleicher Sicherheit. Das schmeckt der Kenner und für Abstinenzler gibt es z.B. sortenreine Traubensäfte oder edle Essige.

 

Aktuell gibt es in Deutschland 32 Demeter Winzer, weltweit über 220, dazu ca. 50 biodyvin Winzer. Noch einmal so viele arbeiten biodynamisch, ohne zertifiziert zu sein – was ein Problem darstellt, wenn sie damit werben. Denn wer garantiert für wirkliche biodynamische Reb- und Kellerwirtschaft? Dennoch ist es eine Freude, wenn die biodynamische Sache sich aufgrund ihrer Erfolge so ausbreitet, eine Ermutigung für die eher stagnierende Demeter- Landwirtschaft.