Berichte & Initiativen

Ökozüchtung setzt starkes Zeichen gegen Patente

Bericht vom Initiativkreis für Gemüsesaatgut für biologisch-dynamisches Gemüsesaatgut

von Petra Boie

 

Die zunehmende Patentierung von Pflanzen und Tieren erschwert die Arbeit der Ökozüchter in besonderem Maße. Dies zeigte der internationale Erfahrungsaustausch von Ökozüchtern aus den USA, Venezuela, Indien, Österreich, der Schweiz und Deutschland am Rande des Sommertreffens des Initiativkreises für Gemüsesaatgut aus biologisch-dynamischem und ökologischem Anbau. Der Kampf gegen die Patentpraxis wird auf verschiedenen Kontinenten durch ein Engagement für alternative, sogenannte Open Source-Systeme für die Ökopflanzenzüchtung unterstützt. Die unterschiedlichen rechtlichen Situationen erfordern allerdings länderspezifische Konzepte, so waren sich die Teilnehmer des Treffens einig. An diesen Konzepten wurde vor dem Treffen der Saatgutvermehrer, während einer von Agrecol e.V. organisierten Tagung, intensiv gearbeitet. „Durch diesen internationalen Austausch konnten alle Beteiligten profitieren. Jede Initiative wird neue Aspekte für ihre Arbeit mitnehmen“, ist sich Michael Fleck, Geschäftsführer des Kultursaat e.V. sicher. Die Nationalrätin, Maya Graf, (Grüne Partei der Schweiz) nahm ebenfalls an der Veranstaltung teil. „In der Schweiz ist die ‚Würde der Kreatur‘ in der Verfassung verankert. Daraus ergibt sich auch eine politische Verantwortung für die Pflanzenzüchtung“, erläuterte die Nationalrätin.

 

Der praktische Austausch der Saatgutvermehrer und Züchter ist ein wesentlicher Bestandteil der zweimal jährlich stattfindenden Treffen, die die Bingenheimer Saatgut AG mit den Betrieben organisiert. In diesem Jahr war der Ralzhof“ in Salem am Bodensee Gastgeber für die mehr als 60 Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Treffens. Auf diesem Demeter-Betrieb betreiben Vera Becher und Iris Atrott in Zusammenarbeit mit dem Hofgut Rengoldshausen, Gemüsezüchtung, Erhaltungszüchtung und Saatgutvermehrung. Bei den praktischen Boniturübungen an Auberginen, Gurken und Buschbohnen konnten die Züchter und interessierte Neueinsteiger von gemeinschaftsgetragenen Betrieben (SoLaWi) über diese anspruchsvolle Arbeit ins Gespräch kommen. Während der Besichtigung des Hofgutes Rengoldshausen konnten Sorten aus der praktischen Züchtungsarbeit im Erwerbsanbau beurteilt werden. Gärtnermeister Johannes Günther machte allerdings auch deutlich, dass es noch Lücken in dem Angebot an Ökosorten gibt. „Es gibt noch viel zu tun für die Ökozüchtung! Deshalb ist der intensive Austausch der Züchter und Saatgutvermehrer untereinander sowie der Austausch der Züchter mit Anbauern und Vertretern des Naturkostfachhandels so wichtig“ kommentierte Barbara Maria Rudolf vom Verein saat:gut e.V., die an den Treffen des Initiativkreises regelmäßig teilnimmt.

 

Die Bingenheimer Saatgut AG bietet ausschließlich ökologische Saaten von samenfesten Sorten (darunter mehr als 80 bio-dynamische Neuzüchtungen des Vereins Kultursaat e.V.) Gemüse, Kräuter und Blumen für den Erwerbs- und Hobbyanbau an. „Von Öko-Gärtnern für Öko-Gärtner!“, lautet die Devise der Bingenheimer Saatgut AG. Denn hinter der Saatgutarbeit steht ein starkes Praxis-Netzwerk: Die Züchterinnen und Züchter sowie die Saatgutvermehrer sind Öko-Gärtnerinnen und Öko-Gärtner. Ihre Zuchtgärten sind integriert in die Praxis des ökologischen Erwerbsanbaus.