Editorial

Wasser, Synonym fürs Lebendige

Für Teekenner ist nicht nur das Blatt von Bedeutung, sondern auch das Wasser. Meine Teehändlerin probierte doch tatsächlich Quellen und Bäche des Odenwalds aus, im Hinblick auf das geschmackliche Erlebnis mit einem bestimmten Tee. Chinesen wissen zudem: auch die Art der Kanne, ob Porzellan, Ton oder Glas etc. beeinflusst das Wasser und so den Geschmack des Tees.

Auch jenseits solch ausgefeilten Genussbewusstseins gilt: Der Lebensträger Wasser ist empfindlich, nimmt so rasch Einflüsse auf wie Milch Fremdgeruch. Qualitative Methoden bringen das mittels geeigneter Medien ins Bild. Denn das Aufnehmen und Verteilen ist auch eine „Aufgabe“ des Wassers hier auf unserem blauen Planeten: kosmisches Auge sein, dessen Einflüsse auf die Erde holen. Und für Bewegung sorgen. Denn ohne Wasser wandelt sich wenig: sieht man einmal vom Wind ab, ist H2O der große Beweger und Gestalter auf der Oberfläche unseres Planeten, ob direkt als Eis, Gewässer, als Wolken oder Niederschlag oder indirekt als Wärmemotor in den Meeren oder noch indirekter über alle Lebewesen, die ja zu einem Großteil aus Wasser bestehen.

 

Natürlich geht in der Landwirtschaft ohne Wasser nichts. Die Entstehung der großen Zivilisationen war unmittelbar damit verknüpft, am Gelben Fluss, am Indus, am Nil, im Zweistromland. Die Erfinder der Kombination von Ackerbau und Viehzucht, die nach Europa einwanderten, folgten dem Lauf der Donau. Die alten Perser gruben kilometerlange Bewässerungsstollen von den Bergen in die Wüste. Auch die biodynamischen Sekem-Initiativen in der ägyptischen Wüste sind nur dort erfolgreich, wo es Wasser zur Bewässerung gibt: wassersparende Techniken sind da gefragt. Vielleicht können hiesige Betriebe ja bald davon lernen. Denn hier in Deutschland machte sich in den letzten Frühjahren landstrichweise wiederholt langanhaltende Trockenheit breit, wenn sich das verstetigt, und danach sieht es aus, eine echte Herausforderung für Landwirte, Gärtner und Züchter. Das betrifft im Anbau vor allem den Umgang mit den Böden: Sie als möglichst humusreichen Wasserspeicher zu pflegen, die empfindliche obere Schicht zu schützen vor Niederschlagserosion, wird in ebenso den Focus rücken wie eine feuchtekonservierende Bodenbearbeitung samt Zwischenfruchtregime und Mulch. Da gibt es noch Entwicklungsbedarf im Ökolandbau.

 

Dieser allerdings ist beim Gewässerschutz erste Wahl: ob Grund- und Trinkwasser oder Meere wie z. B. die Ostsee, wo ein Projekt der Anrainerstaaten zu dem Schluss kam, ökologische Wirtschaftsweisen zu fördern. Womit wir bei der Qualität des Trinkwassers wären. Vielen Menschen, auch Bio-Verarbeitern wie z. B. Bäckern, reicht die auch jenseits aller gesetzlich geregelten Sauberkeit nicht aus, Belebung ist angesagt. Dazu gibt es eine Reihe teils zu hinterfragender Methoden, deren Gipfel belebtes Wasser für die Skipiste ist, wie gerade zu lesen war. Doch die Qualität des Wassers entscheidet nun mal mit über die Qualität vieler Lebensmittel, nicht nur von Bier und Brot, das Bemühen um gutes Wasser ist berechtigt.

 

Ökobilanzen rechnen bei der Lebensmittelproduktion auch den Wasserverbrauch ein. Für die Folgenabschätzung der landwirtschaftlichen Erzeugung wird da schon mal mit sogenanntem virtuellen Wasser gerechnet – was zu sachlicher Verwirrung führt. Selten säuft die Kuh in der Wüste, meist wird sie da gehalten, wo es reichlich regnet und Grasland die natürliche Grundlage ist. Differenziert man hier nicht nach Region und Haltungssystem, kommt es zu falschen Zahlen.

Wasser in Bewegung hilft auch, Systeme und Organismen zu schützen: Wassergräben um Burgen und Städte, Kanalisation, Trinken zur Körperentgiftung, Frostschutzberieselung zur Obstbaumblüte, Sprüher als Komfortkühlung für Kühe an heißen Tagen. Und, es ist Vermittler unserer Biodynamischen Feldpräparate. Gründe genug, um über den Umgang mit diesem kostbaren Gut nachzudenken.

 

Ihr