Feld & Stall

Unternehmensgründung planen

Ein Geschäftsplan ist vor allem für die Gründer hilfreich

von Uwe Greff

 

Ohne Geschäftsplan keine Existenzgründung, das ist ein weitverbreitetes Credo. Ein professionell strukturierter Geschäftsplan oder Businessplan das fordert jedes betriebswirtschaftliche Lehrbuch für eine Gründung. Doch wahrscheinlich werden viele Unternehmen noch immer ohne Geschäftsplan gestartet – nicht immer die beste Idee für den ersten Schritt eines Unternehmens.

 

Eines ist sicher: Um meine Geschäftsidee umzusetzen und ein erfolgreiches Unternehmen führen zu können, muss ich die Ärmel hochkrempeln und kräftig anpacken oder wie Goethe sagte „Erfolg hat drei Buchstaben: T u n“. Viele Märkte sind hart umkämpft und die Konkurrenz groß – mir wird sicherlich nichts geschenkt. Wer sich selbständig macht, muss auch bereit sein, hart dafür zu arbeiten, gerade in der Anfangszeit. Denn auch die genialste Geschäftsidee setzt sich nicht von allein um – und diese Umsetzung macht nicht in allen Teilaufgaben Spaß. Um dabei die Kräfte effizient und an der richtigen Stelle einzusetzen, ist fundierte Planung eine gute Basis.

Der Idee Leben einhauchen

Ein Geschäftsplan fasst zusammen, wie Inhaber, Unternehmer und Manager ein Unternehmen proaktiv organisieren. Aufgabe des Businessplans ist eine kompakte und realistische Unternehmensdarstellung. Bedeutsam sind dabei Entscheidungsrelevanz und Nachvollziehbarkeit. Der Geschäftsplan enthält Einzelheiten über operationelle und finanzielle Zielsetzungen und beschreibt spezifische Pläne und Budgets zur Umsetzung dieser Vorgaben. Er umfasst die Ressourcenzuteilungen und misst die Ergebnisse strategischer Aktionen. Ein Geschäftsplan ist ein kontinuierlich verwendetes Dokument, das regelmäßig überarbeitet und angepasst wird und dem Unternehmen so als Leitfaden dient.

 

Oder anders ausgedrückt: Der Geschäftsplan haucht der Geschäftsidee Leben ein. Er lässt die Idee zur Vision werden.

Was gehört zu einem Geschäftsplan?

  • Summary: Zusammenfassung

  • Geschäftsidee: Leistungen, Kundennutzen, Alleinstellungsmerkmale, Ziele

  • Landwirtsprofil: Erfahrungen, Fachkenntnisse, kaufmännisches Wissen, Führungsqualitäten

  • Zielgruppe: Kunden, Kundensegmente (Endkunden, Verarbeiter, Großhändler)

  • Markt & Wettbewerb: Standort, Mitbewerber

  • Marketing & Vertrieb: Angebot, Preis, Vertrieb, Werbung

  • Unternehmensorganisation: Rechtsform, Organisation, Mitarbeiter

  • SWOT-Analyse: Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken

  • Finanzierung: Kapitalbedarf, Finanzplanung, Rentabilitätsvorschau, Liquiditätsplan

Heute kann ich aus einem umfangreichen Baukasten an Werkzeugen wählen, um einen Geschäftsplan zu erstellen. Das Internet ist voll von Checklisten, Anleitungen, Mustern. Das Existenzgründungsportal des Bundesministeriums für Wirtschaft oder die Gründungswerkstatt Deutschland bieten umfangreiche Anleitungen. Selbst Textbausteine erleichtern vordergründig die Erstellung. All diese angebotenen Hilfsmittel kann jeder in jeder Branche nutzen, denn sie unterstützen dabei, eine Aufgabe in strukturierter Form zu bearbeiten und die Themenbereiche sind branchenübergreifend gültig.

Businessplan in der Landwirtschaft?

Sicherlich kennen viele jemanden, der sein Kleinstunternehmen im Dienstleistungsbereich ohne Geschäftsplan gestartet hat. Doch in der Landwirtschaft gilt da eine etwas andere Dimension: Pro Arbeitsplatz sind die höchsten Investitionen im Vergleich zu anderen Branchen zu tätigen und diese müssen finanziert werden. Das geht, wenn, nur innerfamiliär ohne Geschäftsplan. Banken und öffentliche Stellen legen dabei besonderen Wert auf eine realistische Finanzplanung. Im Businessplan für einen landwirtschaftlichen Betrieb muss ausführlich beschrieben werden, welche Art der Landwirtschaft betrieben werden soll. Denn am gleichen Standort führen unterschiedliche landwirtschaftliche Konzepte zu einem deutlich anderen Ergebnis. Selbst die Vielfalt eines Demeter-Betriebes kann sehr unterschiedlich sein, und so zwischen Erfolg und Scheitern pendeln. Daher ist in der Bio-Landwirtschaft auch eine gezielte Fachberatung für den ausgewählten Standort so wichtig.

 

Ein Beispiel: Es kann davon ausgegangen werden, dass in der Zukunft der EU-Agrarhaushalt kleiner wird und in der Folge die Agrarprämie sinken wird. Viele Existenzgründungen in der Landwirtschaft sind so geplant, dass diese selbst in veränderter Form ohne die volle Agrarprämie dauerhaft nicht lebensfähig sind. Nachhaltig wäre aber, so den Betrieb aufzustellen, dass dieser langfristig ohne Prämie lebensfähig ist und die Agrarprämie die Rolle des Entwicklungsmotors hat.

Gründer und Kunden im Mittelpunkt

Oft wird betont, dass der Geschäftsplan nur bei Finanzierungsbedarf notwendig wäre und dieser passgenau für Kreditgeber (Banken), Investoren und Kooperationspartner formuliert werden sollte. Doch an allererster Stelle erstelle ich den Geschäftsplan für mich als Gründer, nicht für andere. Er hilft mir, meine Geschäftsidee zu fokussieren, zu konkretisieren, deren Umsetzung zu planen, abzuwägen und immer wieder nachzumodellieren. Es geht darum, mit einer Idee zu ringen und sie soweit zu schärfen, bis sie in die entscheidenden Elemente hinein durchdacht ist. Ist dies geschehen, kann der Geschäftsplan natürlich auch helfen, andere von meiner Geschäftsidee zu überzeugen.

 

Doch genau so wenig wie empfohlen werden kann, auf einen Geschäftsplan zu verzichten, ist zu raten, kein Ende zu finden! Ein Vordringen in immer tiefere Planungsschichten kann auch dazu führen, dass man den Start versäumt.

 

Wichtig ist auch: Ohne Geschäftsidee und ohne Kunden, die sich für diese Idee begeistern lassen, wird es keinen Erfolg geben. Also ist nicht der Geschäftsplan der Erfolgsgarant, sondern die Geschäftsidee. Geschäftsplan und Unter­nehmensplanung machen den Erfolg nur wahrscheinlicher. Dieses Wägen und Modellieren der Geschäfts­idee und des Geschäftsplanes wird meist durch Diskurs, Sparringspartner und Austausch erleichtert, daher hat die Demeter Akademie einen Existenzgründungskurs entwickelt, in dem der Einzelne einen Weg finden kann, seinen Geschäftsplan mit anderen zu entwickeln. Hilfe zur Selbsthilfe war das Ziel des ersten erfolgreichen Kurses, der im vergangenen Herbst abschloss.

Autorennotiz

Uwe Greff ist Vorstand der BioBoden Genossenschaft und führt die Geschäfte der beiden Bio-Höfe Landgesellschaft Rothenklempenow und Haffwiesenhof.