Initiativen

Ackerland in Bürgerhand

Die neu gegründete BioBoden-Genossenschaft setzt sich für guten Bio-Boden ein

 

Immer mehr Menschen in Deutschland legen Wert auf gesunde Ernährung. Entsprechend hat sich der Umsatz von Bio-Lebensmitteln hierzulande in den vergangenen 15 Jahren vervierfacht. Aber: Die hiesige Bio-Landwirtschaft kommt bei der Nachfrage nach Bio-Produkten längst nicht mehr nach. Während der Biolebensmittel-Markt 2014 um 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr wuchs, nahmen die Anbauflächen nur um 2,7 Prozent zu, so eine Erhebung des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft. Die Folge: Jede zweite Bio-Ware wird importiert. Und die Lücke wird immer größer.

 

Die Gründe dafür sind vielfältig, vor allem auch in der Landwirtschaft selbst zu finden: Auf der einen Seite geben jedes Jahr zig Bauernhöfe auf, weil es zum Beispiel keine Nachfolge gibt. Zudem stellen Bio-Landwirte mitunter auf konventionelle Bewirtschaftung zurück. Auf der anderen Seite wollen viele junge Landwirte nach ökologischen Kriterien arbeiten. Doch fehlt ihnen oft das Geld, einen Hof zu pachten, geschweige denn zu kaufen und dann zu betreiben.

 

„Das wollen wir ändern“, sagt BioBoden-Vorstand Uwe Greff. „Gemeinsam mit vielen Menschen und unseren Partnern aus der Naturkostbranche verbinden wir beide Seiten und sichern so Flächen für die Öko-Landwirtschaft, beziehungsweise bauen sie aus.“ Mit einer Mitgliedschaft bei der BioBoden-Genossenschaft übernehmen Verbraucher Verantwortung für die Produktion von regionalen Bio-Waren, egal wo sie leben.

 

Rein rechnerisch stehen jedem Erdenbürger zurzeit 2.000 Quadratmeter Boden für die eigenen Ernährungsbedürfnisse zur Verfügung. Mit BioBoden kann man nun symbolisch der Verantwortung für diesen Anteil am globalen Acker gerecht werden: Die Genossenschaft erwirbt für Bio-Bauern zusätzliche Flächen oder ganze Betriebe und stellt sie ihnen langfristig zur Verfügung – mit der Auflage, sie nach den Grundsätzen eines Öko-Anbauverbandes zu bewirtschaften. Dafür werden Land oder Höfe einerseits verpachtet, andererseits betreibt die BioBoden-Genossenschaft ebenso selbst Landwirtschaft.

Der Anstoß kam von Landwirten selbst: Zwei Landwirte aus Brandenburg wandten sich 2007 im Namen von 13 Bio-Landwirten an die GLS Treuhand und die GLS Bank in Bochum. Sie hatten ihre Betriebe seit den 90iger Jahren aufgebaut, nun sollten ihre Pachtflächen verkauft werden. Um das zu verhindern, gründete die GLS Bank 2009 die BioBodenGesellschaft (BBG). Diese Vorläufer-Organisation der Genossenschaft kaufte das Land mit Hilfe von 600 Menschen und sicherte bis heute über 5.000 Hektar für die ökologische Landwirtschaft. „Die BBG war ein erster Versuch, unterstützt von wenigen“, so Greff. „Die BioBoden-Genossenschaft will nun eine Bewegung der Vielen sein.“

 

Die BioBoden-Genossenschaft mit Sitz in Rothenklempenow (Mecklenburg-Vorpommern) wird getragen von Privatpersonen und einem breiten Bündnis: GLS Treuhand, GLS Bank und Stiftung Evidenz verfügen als Gründungspartner über fünf Jahrzehnte Erfahrung im Bereich der ökologischen Landwirtschaft. Auch die Naturkostbranche von Bauckhof bis Zwergenwiese unterstützt das Anliegen der Genossenschaft „Biologischer Landbau ist der direkteste Weg zu einer intakten und gesunden Umwelt“, sagt etwa Bauckhof-Geschäftsführer Jan-Peter Bauck. „Mit BioBoden kann jeder selbst und ganz direkt seinen Beitrag zur Erhaltung einer lebenswerten Umwelt und zur Herstellung gesunder Lebensmittel leisten. Das passt zu unserem eigenen Anliegen.“

 

Die Genossenschaft will möglichst viele Menschen zum Mitmachen bewegen. „Wir sehen unsere Arbeit als gesellschaftlichen Auftrag“, sagt Landwirt und Agrarökonom Stefan Decke, der zweite Vorstand von BioBoden. „Wer sich gesund und regional ernähren möchte, wird Mitglied bei uns!“

 

Mehr über BioBoden erfahren Sie unter: http://www.bioboden.de.

 

BioBoden in Kürze

Die BioBoden Genossenschaft will die Bio-Anbaufläche in Deutschland sichern und ausbauen. Dazu kauft sie für Öko-Landwirte Flächen und Betriebe, stellt auf ökologische Landwirtschaft um und bewirtschaftet auch selbst. Dadurch will sie den Öko-Anteil an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche signifikant ausbauen. Die BioBoden-Genossenschaft arbeitet auf einem Fundament einer 50jährigen Erfahrung ihrer Gründungspartner und hat sich dem Ausbau der ökologischen Landwirtschaft und der Landsicherung verschrieben. Jeder kann ab 1.000 Euro Mitglied werden und so Verantwortung für mehr Bio-Anbau übernehmen. Die BioBoden-Genossenschaft wurde am 29. April 2015 in Bochum gegründet. Sitz ist der Hof Rothenklem­penow in Mecklenburg-Vorpommern. Als Vorstände firmieren Stefan Decke und Uwe Greff, Mitglieder des Aufsichtsrats sind Nikolai Fuchs (Vorsitzender), Silvia Bender, Ludolf von Maltzan und Christian Unselt.