Demeter-Landbau: nix für Esoteriker

Gutes Handwerk ist die Basis für den Unterschied

 

Was für ein Quatsch: matschigen Kuhmist in Hörner stopfen! Für manche Menschen gelten Demeter-Landwirte als esoterisch: Präparate, Kosmos und das Ganze. Die einen äußern das abwertend, die Demeters sind für sie wohlmeinende, aber weltfremde Spinner unter den Ökos, die anderen meinen, dass Demeter-Bauern den Stand von Mond und Planeten im Schlaf wissen. Beide Vorstellungen haben wenig mit dem Alltag in der Landwirtschaft zu tun.

 

Biologisch-dynamische Bauern und Bäurinnen könnten locker auch an anderer Stelle ihren Mann oder ihre Frau stehen (tun sie oft ehrenamtlich), manche haben sogar bewusst anderes aufgegeben, um so zu arbeiten und zu leben. Was sie unterscheidet und offenbar Widerspruch hervorruft, ist, dass sie nicht dem herrschenden ökonomischen Paradigma folgen wollen, dem „Maximiere den Eigennutz“. Denn über das Bemühen ihrer Kollegen hinaus, Landluft und Tradition mit persönlichem Auskommen zu kombinieren, geht es ihnen vor allem darum, etwas Gutes für die Welt zu tun, für die Naturwesen wie für die Menschen. Und auf Demeter-Höfen hängt die Meßlatte dafür besonders hoch.

 

Wer Demeter-Landwirte kennt, weiß: sie sind handfest der Welt zugewandt. Schließlich ist der Alltag von Entscheidungen und Handlungen mit physischen Dingen und Lebewesen geprägt. Da ist für esoterisches Abheben kaum Platz, ja, ich würde sagen, hier geht es vor allem um Exoterik: Es gib nichts Gutes, außer man tut es!

 

Doch braucht das zusätzlich zu guter fachlicher Praxis geeignete Vorstellungen und Energien: Dabei spielt die Selbstorganisation eine Rolle, vor allem aber ist dies eine Frage der inneren Kultur. Wer sich zwischen Mitarbeiterführung, Kundenansprache, dem Kümmern um Tiere, Pflanzen und Boden zu mehr berufen fühlt, wer sich so umfassend als Unternehmer begreift, sein eigener Mechaniker wie seine eigene Kreativabteilung ist, der kommt nicht umhin, innere Pfade zu pflegen.

 

Hierzu gibt es aus dem Ursprung des Biodynamischen, bei Steiners Anthroposophie, zahlreiche Hinweise. Ein bisschen setzt das die biodynamische Art, Landwirt zu sein, auch voraus, dass der Bauer sich Zeit nimmt, der „Natur“ der Dinge tiefer auf den Grund zu gehen. Steiner spricht vom Landwirt als Meditanten, um aber in seinem Kurs für Landwirte vor allem Praktisches zu schildern. Allerdings vermittelt er an allen Beispielen eine bestimmte Art und Weise der Betrachtung. Statt des heutigen Input-Output-Denkens ist da die Rede von „naturintimen Wechselwirkungen“, von Landwirtschaft als individuellem „Organismus“, „kosmischen“ und „irdischen“ Stoffen und Kräften. Landwirtschaft, ja die Natur wird völlig anders gedacht als die mehr der weniger zufällige Summe physikalisch-biologischer Stoffe und Vorgänge. „Der Mensch wird zur Grundlage gemacht“ so fasst Steiner kurz seine „Brille“ für die Landwirtschaft zusammen, und kehrt damit die Blickrichtung um: von der Produktion, zur Pflege, zur Agrar-kultur; im zweiten Teil das Worts steht das lateinische colere – pflegen. Das heißt gerade nicht, die Natur der Ökonomie unterzuordnen, sondern umgekehrt, das, was dem Natur- bzw. Landbewirtschaftenden tagtäglich wie eine Wesensbegegnung widerfährt, ernst zu nehmen. Nicht aus der Analyse, sondern diesem ganzheitlichen Verständnis des Gegenübers „Natur“ ergibt sich das Handeln, und die Einsicht, der Natur etwas zurückzugeben.

 

Dem Wissen, dass der Landwirt von Sonne, Boden, Wasser abhängig ist, folgt das biodynamische Bemühen darum, die in der Natur wirksamen Kräfte und Prozesse nicht nur materiell zu verstehen. Resultat ist ein anders Zielsystem für den jeweiligen Betrieb, es werden Naturschutz, Geschmack oder Tiergerechtheit immanent, statt von außen geforderte Zusatzleistung. In dieser Weise mit Liebe Inneres und Äußeres in Einklang zu bringen, ist so esoterisch wie exoterisch.

 

Michael Olbrich-Majer in Info3, Februar 2011, http://www.info3.de