Wie geht´s den Bienen?

An den Insekten spiegelt sich unserer Umgang mit der Natur

 

Sonntagmorgens biodynamischen Hornkiesel rühren hat was. Du horchst in das leise zwitschernde Wehen der Feiertagsruhe hinein, erlebst das Maienlicht, das eine Stunde lang sich weiter verwandelt, und wie das Wasser im Eimer sich aufmischt und beruhigt, so geht es mit Deinen Gedanken. Fein versprüht verteile ich das Präparat im Garten, natürlich auch um die Bienenstände meiner Frau herum.

 

Sie fliegen unterschiedlich eifrig, manche Stände sind noch nicht in der Sonne, da wachen die Bienen später auf. Durch den Winter gekommen sind sie gut. Viele Imker machen sich Sorten um die Zukunft ihrer Immen, denn die sind nicht nur von der parasitierenden Varroamilbe arg gebeutelt. Dann nämlich ist im Frühjahr nicht mehr viel übrig von einem Volk. Immer wieder ist auch in den Medien von einem Bienensterben zu lesen, die Imkerei in der Krise, doch was ist dran?

 

Die meisten Bienenverluste sind lokal und hängen sicher mit dem Witterungsverlauf, dem Milbenbefall und den von Imker zu Imker unterschiedlichen Maßnahmen zusammen. Die meisten Imker halten Bienen im Hobby. Doch gibt es auch ganz handfeste Schadursachen, vor allem bestimmte Pestizide in der Landwirtschaft. Zwar müssen die auf Bienenverträglichkeit geprüft werden, aber, das betrifft nur die Todesrate, nicht Beeinträchtigungen unter dieser Schwelle. Und ist nicht immer sicher: So kam es vor drei Jahren zu einem lokalen Bienensterben durch eine Saatgutbeize, die vom jungen Mais bei heißem Wetter ausgeschwitzt wurde. Die Bienen hatten sich an den Tröpfchen gelabt. Doch fatal sind Effekte unter dieser Schwelle – weil man sie erst viel später bemerkt. So bauen Hummeln, die üblichen Mengen des zugelassenen Pestizids Imacloprid ausgesetzt waren, um 12 Prozent kleinere Nester und haben 85 Prozent weniger Königinnen, wie eine neue Studie zeigt. Niedrige Dosierungen eines weiteren Pestizids dieser Gruppe, Thiamethoxam, stören den den Orientierungssinn von Bıenen so, dass dreimal weniger Insekten von ihrem Flug in den Stock zurückkehren. Letzlich betrifft es auch uns Menschen, denn zunehmend werden Fungizide aus der Landwirtschaft im Honig entdeckt, besonders den intensiv gespritzten Raps fliegen Bienen der reichen Blüte wegen gern an. Bei den Pestizidzulassungen scheinen die Prioritäten oft zugunsten der konventionellen Landwirtschaft zu liegen, wie manch fragwürdige Ausnnahmegenehmigung zeigt. Auch Handys irritieren übrigens die Kommunikation der Bienen: die summen dann anders.

 

Aufmerksame Imker weisen noch auf ein anderes Problem hin: Die Bienen hungern! Im Sommer! Immer früher werden Wiesen gemäht, bevor sie blühen, und fallen so als Bienenfutter aus. Und die explosionsartige Zunahme von sogenannten “Bio”-Gasanlagen hierzulande verwandelt ganze Landschaften zu Maismonokulturen, die fallen als Bienfutter flach. In den letzten zehn Jahren hat sich so die Fläche für nachwachsende Rohstoffe verdreifacht, 2012 dürften es 20 % der Ackerfläche sein. Nebenbei blockiert das auch Ökobauern, denn das hat einen Boom bei den Pachtpreisen ausgelöst, bei dem Landwirte, die Lebensmittel erzeugen, nicht mehr mithalten können

 

Biene, Kuh und Regenwurm, so heißt der Titel eines biodynamischen Buches, das auf die tierische Grundlage einer gesunden Landwirtschaft hinweist. Die Kuh zwingen wir zum Getreidefressen wie ein Schwein, die Regenwürmer werden mit Pestiziden und unverständigem Ackerbau dezimiert und die Biene schleichend ausgehungert und vergiftet. Wir können dankbar sein, dass die Natur uns hierzulande solche Fehler noch nachsieht, aber es ist dringend an der Zeit, dass sich da grundlegend etwas ändert. Aktiv ist hier neben den Demeter-Imkern z. B. der Verein Mellifera (http://www.Mellifera.de).

 

Michael Olbrich-Majer in Info3, Juni 2012, http://www.info3.de