Negativ wirken im Positiven?

Die heikle Frage der Schädlingsregulierung in Steiners Kurs für Landwirte

 

Wenn es aus Sicht des Bauern gut wächst, gedeiht meist auch das gut, was er nicht braucht: Unkraut, Schädlinge oder Pilzbefall. Klar, dass Rudolf Steiner den Bauern auch dazu etwas sagen sollte. Doch in seinem Vortrag dazu, dem sechsten für Landwirte, ist eine gewisse Zurückhaltung zu spüren: Vor dem Forum der Natur habe das Unkraut gerade so viel Recht zu wachsen wie dasjenige, was man nützlich findet, so Steiner.

 

Und so empfahl er zwar, Schaderreger zu Asche zu machen und diese auszustreuen, um sie über die Generationenfolge zurückzudrängen; aber die biodynamische Forschung hat hier noch keine Erfolge aufweisen können, auch wenn einige Praktiker darauf schwören. Es dauert, es braucht bestimmte Gestirnskonstellationen, und zuvor muss man noch den Schädling fangen: bei Mäusen kein Problem, aber beim aktuellen Winzerschreck Kirschessigfliege – klein wie eine Fruchtfliege? Einige Demeter-Weinbauern haben es in diesem Jahr probiert. Steiner meint übrigens, der Erfolg stelle sich vor allem ein, wenn man das in der ganzen Gemarkung mache. Tiere sind ja mobil, Pilzsporen und manch Same fliegen umher.

 

Steiner erinnert nochmal an sein Modell des Pflanzenwachstums. Da gibt es Kräfte, die auf dem Umweg durch die Erde die Pflanzen üppig machen - verstärkt durch Kalkiges und solche, die sie aus dem Umkreis heraus feiner gestalten, verstärkt durch Kieseliges. Der Vollmond, zu den ersteren zählend, wirke vor allem im Hinblick auf das Samenhafte und die Reproduktionskraft. Untersuchungen der Hochschule Erlangen zeigten übrigens, dass, wenn man den Boden nachts und ohne Mondschein bearbeitet, Lichtkeimer unter den Unkrautarten nicht aufkommen. Steiner empfiehlt, mit dem hergestellten „Pflanzenpfeffer“ die Erde „ungeneigt“ machen, zu starke Mondenwirkungen, die Schaderreger fördern, aufzunehmen. Ihm kommt es auf die Milieugestaltung an, auf eine wohlbalancierte Kräfteordnung. So seien beim Auftreten des Wurzelschädlings der Rübe bestimmte Kräfte zu weit in die Erde gerutscht.

 

Nach Steiner ist die Sonne der Motor jeglichen Geschehens auf unserem Planeten und wirkt in fünf Modi: sowohl direkt als auch in Form der Lebensvorgänge über und unter der Erde, für die die sonnenfernen bzw. sonnennahen Planetenprozesse stehen. Die Sonne gestaltet so mit Licht das grüne Blattwerk, baut und zerteilt es, brennt es im Extrem, gestaltet die Umwandlung von Pflanzensubstanz zur Nahrung, die Regulation von Stängelwachstum und Samenbildung, den Abbau, sowie die Zellvermehrung. Steiner spricht im Vortrag vom „spezialisierten Geschöpf“, Manfred Klett vom vierfachen Sonnenwirken zusammen mit Humus, Kiesel, Kalk und Ton.

 

Ob Pflanzen überhaupt Krankheiten haben können – mangels seelisch-ordnendem Astralleib, bezweifelt Steiner. Er führt diese auf Ungleichgewichte im Boden – überschießende Mondenkräfte sprich unstrukturierte Belebung zurück. Sein Tipp ist das Behandeln des Bodens mit Schachtelhalmpräparat – einem Sud, der nicht heilend auf die Pflanze wirkt, sondern dem problematischen Bodenprozess entgegenwirkt. Im folgenden Vortrag deutet er noch eine weitere Möglichkeit an, die sein Verständnis einer Landwirtschaft offenbart, die immer in einen größeren Zusammenhang gebettet ist: Man solle sie so einrichten, dass sie jedem Naturbereich einen Platz lässt, z.B. den Auen oder Feuchtgebieten, wo sich dann das pilzliche Leben tummeln darf. Lebendiges fördern, das vor allem ist Steiners Anregung, weniger dessen Unterdrückung. Er ist sich dabei bewusst, dass seine Angaben noch keine Methode sind, eher Anregungen für Versuche.

 

Michael Olbrich-Majer in Info3, Oktober 2015, http://www.info3.de