Präparate

Präparatearbeit im Juli/August

von Uli Johannes König

Das Kieselpräparat

In den Sommermonaten ist die Substanzbildung der Pflanzen auf ihrem Höhepunkt: Voll entfaltet stehen die Pflanzen bald zur Ernte an. Damit die Reifeprozesse in der Pflanze harmonisch gefördert werden, sollten nun die Qualitätsspritzungen, besonders mit dem Kieselpräparat, vorgenommen werden.

 

Wurde, um die Lebensprozesse anzuregen, die Kieselspritzung im aufsteigenden Jahr vormittags durchgeführt, so wird jetzt in der Endphase der Pflanzenentwicklung nachmittags gespritzt, besonders bei Wurzelfrüchten wie Möhre, Bete oder Kartoffel. So wird die innere Gestaltung der Pflanzensubstanz gefördert, was sich z. B. in einer erhöhten Süße widerspiegeln kann. Überhaupt wird so die Aromabildung gefördert. Eine Erfahrung aus dem Gemüsebau ist auch die Reduzierung der Nitratgehalte nach intensiver Kieselanwendung, also z. B. die im letzten Heft beschriebene Form der tagesrhythmisch wiederholten dreimaligen Anwendung.

 

Auch im Getreideanbau empfiehlt sich eine die Reife fördernde zusätzliche Spritzung mit dem Kieselpräparat. Gerade in feuchten Perio­den ist dies besonders wertvoll. Oft wird dann gefragt, ob der Schaden, den ich mit dem Befahren des Schlages anrichte, noch im Verhältnis zum Gewinn steht. Um diesen Schaden zu minimieren, sollte man in möglichst großem Abstand fahren: 100 Meter Abstand ist noch ausreichend, wenn das Präparat fein verteilt wird und sich durch leichten Wind über der Fläche ausbreiten darf. Es ist immer wieder erstaunlich, wie groß diese gewollte Abdrift ist! Das Präparat bleibt einige Minuten in der Luft, bis es sich als leiser Schleier langsam absenkt.

 

Eine andere Frage ist die „viele Arbeit“, die mit diesen differenzierten und wiederholten Spritzungen verbunden sei. Die Menge an Präparat, die benötigt wird, ist recht niedrig. Wir haben Erfahrungen mit 5–10 Liter/ Hektar Aufwandmenge. Das bedeutet aber, dass man ohne weiteres für 50–70 Hektar Präparat rühren kann. Bei kleineren Flächen reicht dann eine Rührung für die drei Spritzungen an den aufeinander folgenden Tagen aus. Dann muss man nur sehen, dass man die Rüstzeiten, bis man mit dem Spritzen beginnen kann, möglichst stark verkürzt, indem man seine Arbeit gut organisiert.

Das Hornmistpräparat

Die Sommermonate sind nicht die klassische Zeit für eine Hornmistanwendung. Lediglich bei Neuansaaten oder -pflanzungen sollte er nicht fehlen. Auch hilft der Hornmist beim Wiederaustrieb der Futterflächen nach einem Schnitt oder einer Weidenutzungsperiode.

 

Auch die kombinierte Anwendung von Hornmist und Hornkiesel bei Trockenphasen (siehe letztes Heft) bleibt ein interessantes Werkzeug, um Wachstumsstagnationen zu überwinden.

Das Schachtelhalmpräparat

Auf die besondere qualitätsfördernde Wirkung des Schachtelhalmpräparates auf die Kartoffel wurde ebenfalls das letzte Mal hingewiesen. Jetzt ist die Zeit bis zur Ernte, wo dieses Präparat mehrfach eingesetzt werden sollte.

 

Will man diese charakteristische Nahrungsqualität der Kartoffel beschreiben, so ist ein wesentliches Merkmal ihr Einfluss auf das Bewusstsein des Menschen. Die Kartoffel schafft einen mehr oder weniger geschlossenen Bewusstseinsraum, der in seinem Inneren eine gewisse gemütliche Heimatstimmung aufkommen lässt. Wer darinnen ist, verständigt sich gerne auf der Ebene des Gewohnten. Neue geistige Ideen und Impulse bleiben außen vor, werden nicht wahrgenommen.

 

Das ändert sich, wenn die Kartoffel mehrmals mit Schachtelhalmpräparat behandelt wurde. Die der Kartoffel eigenen wuchernd-vegetativen Kräfte werden von der speziellen Kieselkraft des Schachtelhalms zurückgehalten, wie gebändigt. Zusätzlich öffnet sich die Kartoffel den kosmischen, gestaltenden Kräften. Als Nahrungspflanze ändert sich dieser Bewusstseinsraum grundlegend: Er ist jetzt offen für neue geistige Impulse, die der Mensch fassen kann.

 

Vor dem Hintergrund dieser mit Hilfe der Bildekräfteforschung erkannten Qualitätsveränderung ist es eigentlich ein muss, biodynamische Kartoffeln mit Ackerschachtelhalm-Präparat zu behandeln! (Merkblatt zur Anwendung siehe http://www.forschungsring.de)

Die Sammelpräparate

Zum Umbruch der Getreidestoppel wird ein Sammelpräparat, z. B. das Fladenpräparat nach Thun, direkt ausgebracht. Idealerweise geschieht dies in einem Arbeitsgang, entweder mit einem aufgesattelten Fass im Heckanbau oder einer Frontspritzvorrichtung. Im Gegensatz zum Hornmistpräparat fördert dieses den Ab-, Um- und Einbau der pflanzlichen Reste in den Humus des Bodens. Nach einigen Tagen kann dann das Hornmistpräparat zur Aussaat einer Zwischenfrucht oder Ähnlichem gespritzt werden. Es gibt leider in der Literatur (und damit auch in der Gewohnheit) die pragmatische Lösung, beide Präparate zusammen zu rühren und auszubringen. Das führt aber zu einem unharmonischen Zusammenwirken der beiden im Grunde genommen polaren Wirkungsrichtungen des Fladenpräparates und des Hornmistes: Ersteres will die Kräfte auf den Boden hin konzentrieren und im Inneren organisieren, letzteres möchte das Bodenleben und Pflanzenwachstum zum Atmosphärischen und dem Kosmos gegenüber öffnen. Gleichzeitig gerührt und ausgebracht, „streiten“ diese Kräfte miteinander, nacheinander gerührt und ausgebracht, ergänzen sie sich organisch.

Die Herstellung

Die meisten Blüten für die Präparate müssten gesammelt und getrocknet sein. Die trockenen Drogen müssen an einem kühlen trockenen Ort geschützt gelagert werden. Insbesondere muss jetzt dafür gesorgt werden, dass keine Schädlinge die getrockneten Blüten befallen können. Auch dürfen sie nicht schimmeln – also hin und wieder einmal kontrollieren!

 

Noch zur Ernte an steht mancherorts die Schafgarbe, deren Blüten etwas­ reifer werden dürfen, also einige Wochen nach dem Aufblühen geerntet werden.

 

Ein wichtiges Präparat ist auch der Baldrian. Im Juli findet man ihn an Bachläufen, Gräben, Waldrändern und sonstigen schattigen und feuchten Standorten. Schon beim Ernten der aufgeblühten Dolden wird man von seinem typischen Duft umhüllt. Die Verarbeitung der Blüten zu Saft kann unterschiedlich erfolgen: die einen zupfen nur die Blütenblättchen ab und machen daraus einen wässrigen Extrakt, andere­ pressen aus den möglichst stängel­freien Blüten den Presssaft aus. Wir setzen die Blüten (ebenfalls möglichst wenig Stängelanteil) in Wasser an. Dazu füllen wir einen hohen Behälter mit den Blüten, pressen diese etwas zusammen und füllen soviel Wasser auf, bis die Blüten bedeckt sind. Um die Gärung zu lenken, geben wir etwas Milchsäure-Kulturen dazu (pro Liter Wasser ca. 1 Esslöffel Saft aus einem stichfesten Yoghurt, abgetropft wie bei der Quark-Herstellung). Nach einem Tag pressen wir die Blüten ab und füllen den Saft in dunkle Glasflaschen um. Für den Luftabschluss geben wir eine dünne Schicht Speiseöl auf den Saft und verschließen die Flasche locker, so dass die Gärgase noch austreten können. Diese Methode der Prozessführung wurde von Herrn Schneider vom Rosenhof entwickelt, ich möchte sie gerne weiter empfehlen!

Die Kontrolle des Präparate-Lagers

Auch über den Sommer ist es wichtig, ab und zu einmal einen Blick in die Präparatekiste zu werfen. Je nach den Bedingungen im Lagerraum trocknen die Präparate zu stark aus oder können sogar die Luftfeuchtigkeit anziehen und regelrecht „versumpfen“. Dem muss vorgebeugt werden, entweder durch Befeuchten oder vorsichtiges Nachtrocknen.

Technische Hilfsmittel sowie Merkblätter zur Präparatearbeit finden Sie auf der Homepage des Forschungsrings (www.forschungsring.de). Für „Rezepte“ und Anwendungsmengen sei auf das Handbuch Präparate wie auch die beiden Arbeitsanleitungen von Wistinghausen et al. hingewiesen.

 

Uli Johannes König, Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise e.V., Darmstadt, koenig(at)forschungsring.de