Lebendige Erde 4/2000:

Demeter-aktuell

Präparate-Fachtag:
Das Institut für biologisch-dynamische Forschung e.V. in Darmstadt feiert in diesem Herbst sein 50-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass findet am 19. November 2000 ein Fachtag zur Präparateforschung statt. Das genaue Programm kann ab Ende September im Institut angefordert werden: Brandschneise 5, 64295 Darmstadt, Fax: 06155/842125.

 

Demeter-Bäckertreffen
Kann man mit entsprechend aufbereitetem Wasser das Brot verbessern? Mit dem Lebenselement Wasser beschäftigten sich die Demeter Bäcker bei ihrem Maitreffen in Hamburg. Zu Nahrungsergänzungsmitteln und Functionalfood informierte Dr. Jasmin Peschke, Ernährungswissenschaftlerin des Demeter-Marktforums, und wies darauf hin, dass "Lebensmittel mit Charakter", wie von Demeter angestrebt, die Bedürfnisse der Verbraucher ebenso treffen und gleichzeitig Genuss erlauben. Wie Keimlinge in Brot und Backwaren Backmittel ersetzen können und zudem Vitamine und Vitalstoffe einbringen, stellte Michael Schneider dar. Er zeigte damit eine Möglichkeit auf, kreativ mit neuen Trends wie Functional food umzugehen und als Demeter-Bäcker das Profil zu schärfen.

Demeter-Erzeugungsrichtlinien überarbeitet
Die neue EG-Verordnung zur tierischen Erzeugung im ökologischen Landbau schafft eine neue rechtliche Situation, die auch in den Demeter-Richtlinien berücksichtigt werden muss. Formulierungen in den Demeter-Richtlinien wie "sollte" oder "nach Möglichkeit", die noch Spielraum für die allmähliche betriebliche Entwicklung ließen, sind an einigen Stellen durch klare "Muss-Bestimmungen" zu ersetzen. Das betrifft vor allem die Haltungsbedingungen mit dem Verbot der Anbindehaltung, die deshalb nur noch in wenigen Fällen zulässig ist, und die vorgeschriebenen Mindest-Stall- und Auslaufflächen. Speziell ältere Demeter-Betriebe in Grünlandlagen sind davon betroffen. Als sie vor 20-30 Jahren umgestellt haben, waren in den meist beengten Ortlagen Laufställe unüblich, heute ist die hohe Investition bei oft ungesicherter Hofnachfolge ein Problem.
Abgesehen von den unbestrittenen Vorteilen der Verordnung, die vor allem in der Glaubwürdigkeit der Bio-Erzeugung und daraus resultierenden Marktwirkungen liegen, ist sie in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung. Die von der Verordnung ausgehende Vereinheitlichung des Öko-Landbaus macht eine deutliche Profilierung der Demeter-Produkte gegenüber Bio-Produkten notwendiger denn je. Bei der Überarbeitung der Demeter-Richtlinien wurden deshalb die spezifisch biologisch-dynamischen Anliegen stärker herausgearbeitet und in der bewährten Weise als Sinn-Texte den abprüfbaren Forderungen vorangestellt. Die Demeter-Vertragspartner werden die neuen Richtlinien noch in diesem Sommer erhalten - rechtzeitig vor dem Inkrafttreten der Verordnung am 24. August.

Ist anthroposophische Ernährung noch zeitgemäß?
Das fragten Ende April auf Einladung des Arbeitskreises für Ernährungsforschung 14 Menschen aus Produktion, Handel, Landwirtschaft, Medizin, Verbänden und Verbraucherorganisationen. Die Bedeutung des Kochens in der Familie nimmt ab, bedingt durch Individualisierungstendenzen in der Gesellschaft, wie Berufstätigkeit der Frau, kleine Familien, Singles, neue Essgewohnheiten. Damit eine anthroposophische Ernährungslehre nicht nur verbotsorientiert und rückwärtsgewandt erlebt wird, sei eher Identifikation über positive Alternativen anzustreben, war Credo der Teilnehmer. Insbesondere über die Sinne können Primärerfahrungen vermittelt werden, auch die Zusammenarbeit mit Schulen zu Ernährungsthemen erschien zukunftsweisend.

Biologisch-dynamische Landwirtschaft in St. Petersburg
Seit 1995 kümmert sich eine Gruppe interessierter Menschen um die Ausbreitung und das Verständnis biologisch-dynamischer Landwirtschaft. Zu inzwischen drei Präparateseminaren kamen Menschen aus verschiedenen Landesteilen zusammen. Seit drei Jahren werden die Aussaattage Maria Thuns übersetzt und verteilt. Im letzten Jahr wurden fünf Hektar Land gepachtet, von denen vor allem Gemüse geerntet wurde. Im zugehörigen Gebäude sollen künftig regelmäßig Seminare der Organisation "Biodinamica" stattfinden. Fachliche Hilfe (Berater, Dozenten, ein Patenbetrieb, Praktikanten) wird noch gesucht. Näheres: Natalia Scheidies, 040-604 5233 (Fax), Alexei Beljakov, Sierichstr. 116, 22299 Hamburg, oder E-Mail: irnika@mail.spb.org (auf Russisch!)

EG-Verordnung über den Ökologischen Landbau geändert
Am 19. Mai 2000 wurden mit der Verordnung (EG) Nr. 1073/2000 die EU-Regelung des ökologischen Landbaus geändert. Sie betrifft Änderungen der Anhänge I, II und VI der EG-VO 2092/91 und gilt mit sofortiger Wirkung. Die Verordnung enthält unter anderem drei für die landwirtschaftliche Praxis wesentliche Änderungen, für die sich die Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AGÖL) eingesetzt hat. Bei "Düngemittel und Bodenverbesserern" werden nun auch sulfatische Kali-Dünger für den Einsatz im Ökologischen Landbau aufgeführt. Bei Pflanzenschutzmitteln entfällt die Anwendungsbeschränkung für Azadirachtin, ein natürliches Insektenmittel des Neembaums, welches bislang nur bei Mutter-, Eltern- und Zierpflanzen eingesetzt werden durfte. Im Anhang II Teil B IV "Andere Substanzen, die traditionell im ökologischen Landbau verwendet werden" entfällt die bislang vorhandene Beschränkung beim Einsatz von Schwefelkalk.

Demeter-Hausgärtner
Rund 950 Hausgärtner sind Mitglied bei Demeter Baden-Württemberg. Aktive Hausgartengruppen treffen sich mehrmals jährlich zum Erfahrungsaustausch und arbeiten mit den biologisch-dynamischen Präparaten. Auch in anderen Bundesländern wie in Hessen, Nordrhein-Westfalen gibt es biologisch-dynamisch arbeitende Hausgärtner mit regelmäßigen Treffen. Adressen bei den Landesarbeitsgemeinschaften auf Seite 71.

Start der EXPO 2000 auf dem Demeter-Betrieb Kirchhof
Oberellenbach vertritt Hessen im dezentralen Bund-Länder-Projekt der EXPO "Dorf 2000 - Beispiele nachhaltiger Regionalentwicklung", der Demeter-Betrieb Kirchhof präsentiert hier die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise im Rahmen der Weltausstellung. Unter dem Motto "Zukunftsgestaltung durch kooperatives Handeln" steht Alheim-Oberellenbach seit der Eröffnung am 31. Mai im Lichte der EXPO-Öffentlichkeit. Dabei wurden u.a. in einer Multimedia-Präsentation "Dorf 2000" alle teilnehmenden Dörfer vorgestellt.
Bereits am 28. Mai hatte der Kirchhof seine Pforten im Rahmen der EXPO-Aktivitäten eröffnet mit Blumenaquarellen der Rotenburger Künstlerin Ute Evers.
In seinen einleitenden Worten zur Vernissage betonte Godehart Hannig, der Betriebsleiter des Kirchhofs, die Gemeinsamkeit von Kunst und Landwirtschaft: es braucht nicht nur in der Kunst, den Geist, welcher das Neue zwischen den Dingen hervorbringt, wie in diesem Fall der Farbe dem Papier. Im Rahmen der EXPO soll für die Besucher die biologisch-dynamische Methode sowie und die hofeigene Verarbeitung im Mittelpunkt stehen und in der Praxis erlebt werden. Jeden Dienstag, dem "Tag der offenen Werkstätten" bekommen die Besucher direkten Einblick in die Käserei und Bäckerei des Hofes. Die Ausstellung "Lebenskräfte erleben" des Forschungsrings vermittelt während der Zeit der EXPO in künstlerischer Weise Anknüpfungspunkte zur biologisch-dynamischen Methode. Auch Demeter-Produzenten präsentieren sich im Scheunengebäude, vornehmlich aus dem Lebensmittel und Kosmetikbereich. Für das leibliche Wohl und zum Verweilen sorgt das Scheuen-Bistro mit Spezialitäten des Kirchhofs.

 

"Nahrung ergänzen? Sinn-volle Lebensmittel."
Was sind sinnvolle und wichtige Ergänzungen der Nahrung? Der Blick soll auf den nicht-stofflichen Bereich erweitert werden: neben Hunger nach Nahrung, Hunger nach Bildung, nach Kultur, nach Harmonie und dessen Sättigung. Demeter will versuchen, sich diesem Thema auf unkonventionelle Weise zu nähern: Das Erfahrungsfeld Freudenberg, Wiesbaden bietet den geeigneten Rahmen für eine Veranstaltung mit Vorträgen zu den Themen "Bedarf und Bedürfnisse", die "Sinne als Mittler zwischen Innen und Außen", "Lebensmittelmarketing", mit Wahrnehmungs- und Sinneserlebnissen sowie Erfahrungsaustausch.
25. Oktober 2000, 10.00 Uhr
Ort: Erfahrungsfeld Freudenberg, Wiesbaden
Näheres bei Dr. Jasmin Peschke, Demeter-Marktforum

Indien: aktive "Biodynamic Association"
Seit Anfang der neunziger Jahren wird in Indien biologisch-dynamisch gewirtschaftet, u. a. durch die Unterstützung der Berater T. Caldas, J. Obermaier und P. Proctor. So hat z. B. Tadeu Caldas bereits 1992 die Zusammenarbeit mit dem Baumwollprojekt Maikaal begonnen, zu dem mittlerweile mehr als 1000 Bauern gehören. Auch andere Pioniere von Kurinji Farms, Oothu Tea Estate und Ambootia Tea Estate wirtschaften seit Jahren biologisch-dynamisch auf ihren Plantagen mit Tee und tropischen Früchten. Um die verschiedenen Aktivitäten zu bündeln und die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise auch in Indien bekannt zu machen, wurde 1997 die Biodynamic Association India gegründet. Seit 1999 hat Sanjay Bansal, Manager von Ambootia Tea Estate, den Vorsitz und will sich vornehmlich um das Ausbildungsangebot in Indien kümmern. Eine erste Konferenz zum biologisch-dynamischen Landbau fand im Februar 2000 mit 33 Teilnehmern statt. Um die Zusammenarbeit in dem großen Land zu erleichtern, sollen Untergruppen in Nord, Ost, Süd/West und Mitte gebildet werden. Auch Öffentlichkeitsarbeit, die jährliche Herausgabe des biologisch-dynamischen Arbeitskalenders, Angebot an biologisch-dynamischen Präparaten, chromatographische Bodenuntersuchungen sowie Markenrecht und Akkreditierung von Beratern sind Themen, die die BDA in der nächsten Zeit angehen will. Ziel ist, baldmöglichst eine eigenständige Organisation in Indien aufzubauen.
Kontakt: Biodynamic Association India, Mr. Sanjay Bansal, Tel.: 00 91 33 225 00 15, Fax: 00 91 33 225 95 11 (in Englisch).

Abb. 2: Ambootia Tea Estate