Lebendige Erde 5/2002:

Demeter aktuell

Nitrofen: Entwarnung für bayrische Demeter-Höfe

Dank der raschen Reaktion von Demeter-Bayern und der erfolgten Probenziehung können nach der Milch ab dem 30. Juli auch Fleisch und Fleischprodukte der vom Nitrofen-Verdacht betroffenen neun bayerischen Demeter Höfe wieder vermarktet werden. Sie hatten über eine regionale Futtermühle mit gutem Ruf bzw. über einen regionalen Händler Bio-Mischfutter bezogen welches Gerste aus der betroffenen Lagerhalle in Malchin enthielt. Als die Betriebe nach der ersten und einzigen positiven Futtermittelanalyse in einem staatlichen Öko-Betrieb sich an ihre Kunden wandten - ein schwerer Schritt und ein Tagwerk Arbeit - war die Reaktion der Kunden auf die Offenheit und Direktheit der Erstinformation überwältigend positiv und vertrauensbildend. Demeter Bayern bemüht sich derzeit um ein mit den anderen Verbänden abgestimmtes rechtliches Vorgehen hinsichtlich Schadensersatzforderungen für die Betriebe, insgesamt 67000€, auch aus Verantwortung für zukünftige Fälle.

Die Diskussion um Konsequenzen aus dem Nitrofenfall im Demeter-Verband hat jedoch gerade erst begonnen. Noch strengere Kontrollen, eine zusätzliche IFOAM Akkreditierung, Endproduktanalysen und schärfere Richtlinien hätten einen solchen Fall wahrscheinlich nicht verhindert. Soll der Ökolandbau sich in ausbreiten, muss er mit konventionellen Strukturen zusammen arbeiten. Die wichtigste politische Forderung muss daher sein, grundsätzlich ein Verursacherprinzip einzuführen. D.h. diejenigen, die Umweltgifte in Verkehr bringen oder zulassen, müssen für die Entsorgung sowie für Folgeschäden aufkommen. Besonders heikel sind auch die allein mit dem Informationsfluss verbundenen Haftungsfragen - so die Erfahrungen aus Bayern. Uli Mück und Brigitte Szezinski von Demeter-Bayern resümieren in ihrer umfangreichen Dokumentation des Vorfalls:. "Qualitätssicherung der Demeter-Produkte ist - neben Kontrollen - ohne eine Vertrauensbildung zwischen Erzeugern, Herstellern und Handel nicht möglich, nicht ohne die Authentizität und Ehrlichkeit derjenigen, die dahinterstehen. Gerade dies aber ist für die biologisch-dynamische Bewegung die Chance für die Zukunft".