Lebendige Erde 5/2004:

Berichte & Initiativen

Mit-träger finden für gemeinnützige Landwirtschaft

Fragen an Stephan Roth, Birkenhof

Ihr habt bei der Hofsuche eine Landwirtschaft als Verein gegründet. Wie findet man die Menschen, die das mittragen?
Als Jungclaussens anfingen, ihren ersten, kleinen Pachtbetrieb umzustellen, kam der Anstoß für die Vereinsgründung von aussen. Als wir Roths kurze Zeit später dazu kamen, war der Verein bereits gegründet und aktiv. Wir haben dann gemeinsam den Birkenhof gefunden und gekauft. Ein Verein gibt den Menschen erst die Möglichkeit, sich zu engagieren auf ihrem Hof. Auf diese Möglichkeit müssen sie natürlich aufmerksam werden. Dazu braucht es viel Offenheit, Information, aber auch Begeisterung, die die Menschen mitreißt, sie wollen begeistert werden. Das hilft aber auch sich selber immer wieder zu begeistern.

Den Hof habt ihr vom Verein gepachtet. Wie funktioniert das in der Alltagsarbeit und bei Entscheidungen?
Es gibt viele Gelegenheiten, sich gegenseitig zu unterstützen, je nach Möglichkeiten. Im Verein gibt es ein Entscheidungsgremium aus 15 Menschen (Initiativkreis), die monatlichen Sitzungen werden vom fünfköpfigen Sprecherkreis vorbereitet der auch und kleinere Entscheidungen trifft. Die Betriebsgemeinschaftsmitglieder sind im Initiativkreis. Wir bemühen uns dort auch etwas wie Eurythmie oder das Lesen von Texten in der Gemeinschaft lebendig werden zu lassen. Einmal im Jahr haben wir ein Klausurwochenende, außerhalb, um an unseren Zielen, Ideen und täglichen Aufgaben zu arbeiten. Es ist aber klar: die landwirtschaftliche Kompetenz liegt in der Betriebsgemeinschaft. Sprechen tun wir jedoch über fast alles.

Ein Trägerumfeld muss lebendig bleiben: Was unternehmt ihr dazu?
Menschen wollen begeistert werden (auch Bauern) und das, was man ihnen nahebringen will "begreifen", erfahren. Wir laden immer wieder ein zum Ernten, Hacken oder anderen Arbeiten, natürlich gibt es dann Kaffee und Kuchen. Wir organisieren viele Vorträge und beispielsweise Konzerte. Es soll ja auch Spaß machen. Es gibt einen Kinderacker für Grundschulkinder, den drei "Vereinsfrauen" machen. Das jährliche Erntedankfest mit 1.500 - 2.000 Besuchern ist regional eine feste Größe. Unser Geschenk an alle Freunde, Vereinsmitglieder und Helfer ist das Christgeburtsspiel im Stall.

Welche Empfehlung gebt ihr bestehenden Betrieben, die ein Umfeld an Menschen aufbauen wollen?
Die Menschen müssen die Gelegenheit haben, sich einzubringen, je nach ihren Möglichkeiten. Einmal in der Woche Kuchen backen oder Feldblumensträusse binden, die im Laden verkauft werden können, bis hin zu wunderbaren Hecken und Obstbäumen, die gepflanzt und gepflegt werden, oder auch Darlehen, die gegeben werden. So hat jeder seinen Anteil am Gelingen des Ganzen und es entsteht eine schöne Atmosphäre. Da müssen wir Bauern auch schon mal flexibel sein und was liegen lassen, um den Mittätigen zu helfen. Andererseits müssen die Menschen immer wieder angesprochen werden und über das Laufende informiert werden (jährlicher Rundbrief). Die Menschen sind dankbar, wenn man an sie denkt. Viel Öffentlichkeitsarbeit, Information und Offenheit ist da von Nöten. Aber, "wenn viele kleine Menschen viele kleine Dinge tun, kann das das Gesicht der Welt verändern."

Für die Betriebsgemeinschaft und den Verein Stephan Roth