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Lebendige Erde 1/2003:BiodynamischDie Landwirtschaft braucht eine andere ÖkonomieZur Situation der Landwirtschaftvon Martin Hollerbach
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In der Landwirtschaft sind Produktionsmittel und Produkt identisch |
Mit der Landwirtschaft geht es weltweit bergab. Selbst die ökologische Landwirtschaft, zwar im Aufwind, muss um ihre Existenz kämpfen. Die Erzeugerpreise sinken und sinken. In unserem Wirtschaftssystem ist wohl nur noch bei einer großen Versorgungskrise eine Wende zu erwarten, wenn selbst extreme Tötungsaktionen wie bei BSE und MKS das Preisgefüge kaum beeinflussen.
Dabei könnten höhere Erzeugerpreise nicht nur die finanzielle Situation in der Landwirtschaft verbessern, sondern würden auch bewirken:
Viele positive Folgen für die gesamte Volkswirtschaft - potenziell. Die Wirtschaftspolitik sucht ihr Heil jedoch genau in der anderen Richtung. Auch Subventionen ändern dies nicht. Jede an einen Bauern gezahlte Mark, die nicht im Betrieb verdient werden muss, wird von diesem Bauern im Konkurrenzkampf an den Händler via Preisabschlag weitergeleitet. Die Subvention kommt nur für den günstigen Preis auf, nicht für den Bauern.
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Was ist eigentlich Kapital? Was wir gewöhnlich Kapital nennen, hat den Charakter, universeller Same für jede Art von Produktion zu sein. Kapital schwingt immer zwischen den Polen Weizen und Gold: am Pol Weizen speziell für die konkrete Erzeugung, am Pol Gold universell für jede mögliche Produktion. Die Verfügung über das Kapital in beiden Formen findet sich heute in den gleichen Händen - wobei diese Hände ganz subtil keinen offenbaren Einfluss nehmen, jedoch die Natur und die Menschen die Verlierer sind. Beide Kapitalarten sind aber ein Menschheitsgut, welches in treuhänderische brüderliche Verwaltung auf Zeit gehört - nicht eine Wirtschaftsangelegenheit. Es geht um Verfügungsgewalt, Ausschluss und Entzug von Einkommen unter Gleichgestellten. Wem nützen die Vorgänge in der Wirtschaft, so wie sie ablaufen? In der Wirtschaft sind beide Pole für die Nachhaltigkeit gleichermaßen
wichtig. Doch auch das Geldkapital verdirbt. Wenn es nicht sachgemäß
verwendet wird, stört es die volkswirtschaftlichen Prozesse. Börsenverluste
sind offene Alterung des Kapitals. Der spezielle Same (Weizen) des Landwirtes
und der Universalsame (Gold) des Bankiers haben etwas Gemeinsames: Wenn
das eine ungesteuert ins Unendliche wächst, dann muss die andere Seite
ihren Wert verlieren. |
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Arbeit hat den anderen Menschen zum Ziel Heute ist klar, dass kein Landwirt biologisch oder biologisch-dynamisch weiter arbeiten kann, ohne eine direkte Beziehung zum Verbraucher zu haben. Diese Beziehung hat W. E. Barkoff (GLS- Bank) in seiner Idee der Landwirtschaftsgemeinschaften ausgestaltet. Landwirte haben zum einen wirkliche Landwirtschaftsgemeinschaften gegründet und zum anderen haben sie mit der Direktvermarktung begonnen. Reiche Länder verbieten heute den armen Ländern die Wirtschaftsschranken, die sie selbst zu ihrer eigenen Wirtschaftsentwicklung nötig hatten. Diese Wirtschaftsgrenzen sind aber zur Entwicklung einer Selbstversorgungswirtschaft in kleineren Räumen nötig. Das gilt auch für die Nahrungsmittelversorgung - mindestens zeitweise, für die Landwirtschaft immer. Sonst findet nur Ausverkauf von Ressourcen statt. Versorgung mit Lebensmitteln kann nicht ganz im Markt aufgehen. Sie muss immer mit einem gewissen Überschuss arbeiten, damit volle Versorgung stattfinden kann und sie ist kleinräumig und absolut ortstreu.
Diese Idee steht auch hinter den Landwirtschaftsgemeinschaften. Als Ergänzung des Euro bedarf es einer Art landwirtschaftlicher Regionalwährung, die die Naturpflege vor Ort erst erlaubt und ermöglicht. Sie liegt z.B. den beiden Agrarfonds der GLS Bank zugrunde: Weizen als Rendite, nicht wie Gold, sondern wie Währung, die verdirbt. Denkt man das ins Große, so entsteht eine Ermöglichungsgeste für regionale Landwirtschaft mit positiver Wirkung auf den Preis. Das hätte auch Bedeutung für die sogenannten Entwicklungsländer. Die großen Währungssysteme fordern geradezu eine Ergänzung nach der Region, eine regionale Währung. Interessant sind unter diesem Gesichtspunkt auch Tauschringe. Jeder Mensch muss essen. Kümmere ich mich etwas um meine Nahrungsmittel, wird sofort klar: Dasjenige, womit ich mich am allermeisten verbinde, was in mich hineingeht, es muss doch vieles an mir verändern. Deshalb muss Qualität die erste Rolle spielen bei den Nahrungsmitteln. Qualität und Regionalität werden dabei langfristig wieder ein Stück näher zusammengehen. Weshalb schauen wir hier nur nach dem Preis? Bauen wir Landwirtschaftsgemeinschaften auf und aus, so sind sie die Stätte der unmittelbaren Begegnung von Erzeuger und Verbraucher. In den USA haben sich Landwirtschaftsgemeinschaften schon zu tausenden gebildet. Die Landwirte dort gehen ihrer Arbeit nach und werden von den Verbrauchern bezahlt. Auf dem Hof kosten dadurch die Waren etwa den Preis, den die Leute sonst im Supermarkt dafür zahlen. Der Landwirt braucht sich dann nicht noch um alle möglichen Nebenaufgaben zu kümmern.
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Martin Hollerbach arbeitet auf dem Dottenfelderhof, 61118 Bad Vilbel |
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