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Lebendige Erde 2/2003:BiodynamischZum Wesen der Ziegevon Michael Walkenhorst Ziege und Schaf gehören neben dem Hund zu den ältesten Weggefährten des Menschen. Abgesehen von vegetarischen Kulturen und Religionen unterliegt die Tötung und der Verzehr von kleinen Wiederkäuern weltweit keinem Tabu. Heute werden knapp 600 Millionen Hausziegen weltweit gehalten, mit steigender Tendenz. Wie die meisten Haustiere spielt auch die Ziege in der menschlichen Mythologie eine wichtige Rolle. Sowohl göttliche (Fruchtbarkeit) als auch teuflische Mächte fanden ihre Verkörperung in der Ziege, letztere insbesondere im Bock.
Tierwesen: ein Gesamtbild Das Wesen wilder Verwandter |
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Die Ziege zählt als Wiederkäuer zu den verdauungsbetonten Stoffwechsel-Gliedmassentieren. Innerhalb dieser Gruppe ist sie von allen Haustieren mit dem aufmerksamsten Nerven-Sinnes-System ausgestattet. In der Futterverwertung ist die Ziege ausgesprochen anpassungsfähig. In Notzeiten waren Ziegen häufig gezwungen, von Küchenabfällen und Zeitungspapier zu leben, Rind und Schaf hätten das wohl kaum überlebt. Andererseits ist die Ziege bei der Nahrungssuche sehr wählerisch. Kaum ein Hindernis (und schon gar kein Gartenzaun) ist unüberwindlich, wenn dahinter ein Leckerbissen wächst. Kräuter, Blätter, Knospen und Rinde werden bevorzugt. Die Ziegennahrung entspricht mit ihren Wärmesubstanzen wie ätherischen Ölen und Harzen sowie in ihrer großen Vielfalt blühender Pflanzen der Sinneswachheit dieses Tieres. Die Futterwahl der Ziege spiegelt sich auch in ihren Verdauungsorganen wieder. Die kleinen Wiederkäuer sind gegenüber dem Rind hauben- und labmagenbetont. Die allen Vormägen vorangehende Haube dient der mechanischen Zerkleinerung der Nahrung. Der betonte Labmagen, der als Drüsenmagen den Vormägen folgt, zeigt eine Tendenz in Richtung Monogastrier. Durch die geringeren Ausmaße von Pansen und Blättermagen sind die kleinen Wiederkäuer weniger begabt für die mikrobielle Strukturverdauung. Ihre Nahrung sollte daher mechanisch besser zu zerkleinern und hinsichtlich der Kohlehydrate leichter verdaulich sein. Das trifft auf die härteren Blätter in größeren Höhenlagen zu. Kleine Wiederkäuer übertreffen mit einer 25-fachen relativen Darmlänge sogar das Rind als den Vertreter der Verdauungs-Stoffwechseltiere. Diese erstaunliche Perfektionierung des Darmsystems deutet mit der stärkeren Betonung des (Drüsen-) Labmagens auf die größere Bedeutung der enzymatischen gegenüber der mikrobiellen Verdauung. Das Rind ist ganz einseitig Wiederkäuer, während Schaf und insbesondere Ziege auch andere Verdauungsleistungen perfektionieren. Die Ziege ist überdies der ausgeprägteste Luftweider unter den Hauswiederkäuern. Zwingt man sie, ausschließlich Gras vom Boden zu fressen, erweist sie sich hochgradig anfällig für Parasitosen. Ein wesenstypisches Merkmal der Ziege sind ihre Hörner. Die aufwärtsstrebende zentrale Hornbildung könnte der lichten Höhe des natürlichen Lebensraums entsprechen. Neben der Höhenlage und damit den Lichteinflüssen wirkt möglicherweise auch die Sinnestätigkeit auf die Hornbildung. Diese ist bei der Ziege besonders ausgeprägt. Neben den Hörnern strebt bei der Ziege auch der Schwanz aufwärts und betont das Ich. In der für die Ziege so bedeutenden Stellung der Hörner ist möglicherweise begründet, dass die hornlosen Ziegenrassen im Gegensatz zu hornlosen Schaf- und Rinderrassen Fruchtbarkeitsprobleme entwickeln. Hornlosigkeit ist für Ziegen offensichtlich so art- und wesensfremd, dass sie natürlicherweise aussterben würde. Auch die von den wilden Vorfahren vorgegebene extreme Saisonalität in der Fortpflanzung hat sich bei der Hausziege, anders als beim Rind und bei zahlreichen Schafrassen bis heute gehalten. Verhalten
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Vielfalt der domestizierten Ziege
Ziege im landwirtschaftlichen Organismus
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Michael Walkenhorst und Jörg Pranger, |
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