Wie die aus den untersonnigen Planeten - Mond, Venus, Merkur - stammenden Lebenskräfte und die Formkräfte aus den obersonnigen - Mars, Jupiter, Saturn - in den Pflanzen zum Ausdruck kommen, gibt Rudolf Steiner schon im ersten Vortrag zu verstehen, indem er ausführt, wie unsere heutigen Pflanzen sein würden, wenn sich auf Erden das Verhältnis der Gesamtmenge von Kalk und Kiesel verschieben würde. Aus seiner Beschreibung geht hervor, dass bei einem Übermaß von Kalk, dieser völlig irdischen Substanz, die Pflanzen sich so nach unten ausbreiten würden, dass sie sich an die Erde schmiegen und fast mit ihr eins werden würden, dagegen der stark kosmische Kiesel sie so fein und zart in die Höhe streben ließe, dass sie keinen Halt mehr in sich selbst fänden und sich in Schlingpflanzen verwandeln müssten.
Schon daraus kann man schließen, wie wesentlich das Zusammenwirken der kosmischen Form- und der irdischen Lebenskräfte sein muss und man wird zu dem Gedanken geführt, dass es ohne diese beiden Kräfte kein Geschöpf auf Erden geben könnte, auch kein Mineral, denn alles Anorganische ist einmal aus dem Organischen entstanden. Leben kann nur bestehen, wenn es sich in irgendeiner Form äußern kann und es gibt keine Form auf Erden, die nicht belebt oder ein Überrest früheren Lebens wäre.
Dieser Gedanke wird durch Rudolf Steiners Ausführungen über das Entstehen einer Pflanze aus dem Samen (Seite 52-53) bekräftigt. Wenn einmal die kosmischen Kräfte das ins Chaos gefallene Eiweiß des Samens erfasst haben, sind es die vom Kalk in den Boden gezogenen Lebenskräfte, die den Pflanzenkeim dazu anregen, sich in die Breite, in den Umkreis auszudehnen. Erst durch das Zusammenwirken beider Kräfte entsteht die Substanz, durch die eine Pflanze in die sinnliche Sichtbarkeit tritt.
In demselben Vortrag wird (Seite 54/55) deutlich dargestellt, was bei einer Pflanze kosmischen und was irdischen Ursprungs ist. Dies zu verstehen, ist bei Heilpflanzen, aber auch bei Nahrungspflanzen besonders wichtig. Wenn Rudolf Steiner im 3. Vortrag von den Schmetterlingsblütlern spricht, so deutet er dabei auf Pflanzen, die dadurch, dass sie zu Gunsten des Kalkes den Stickstoff in die Erde befördern, stärker den Lebenskräften auf Kosten der Formkräfte hingegeben sind. Deshalb haben sie nicht dieselbe Qualität für die menschliche Ernährung, wie zum Beispiel das Getreide, in dem die Form- und die Lebenskräfte in ausgewogener Art zusammenwirken. Auf Ähnliches deutet Rudolf Steiner im letzten Vortrag hin, den er mit Bemerkungen über den Tomaten- und Kartoffelgenuss schließt. Diesen Pflanzen sieht man schon rein äußerlich an, dass in ihnen ein wucherndes Leben die Formkräfte zurückdrängt.
Beide Kräfte werden in praktisch allen Vorträgen erwähnt. Im 4. Vortrag sind es eindeutig die beiden Spritzpräparate, die einerseits die Lebenskräfte (Hornmistpräparat), andererseits die Formkräfte (Kieselpräparat) unterstützen. Der 5. Vortrag bespricht die Belebung der Erde durch die Kompostierung mit Hilfe der Kompostpräparate. Wenn man dabei die verschiedenen, für diese Präparate vorgeschlagenen Pflanzen betrachtet, bemerkt man, dass in ihnen ebenso starke Formkräfte wie Lebenskräfte zum Zuge kommen.
Im 6. Vortrag werden u. a. die durch ein Übermaß von Lebenskräften entstehenden Schäden in der Vegetation (Seite 166) und ihre Heilung durch den so stark mit Kiesel durchsetzten Ackerschachtelhalm dargestellt, während man im 7. Vortrag sieht, wie im Baum die Natur selbst das Verhältnis zwischen den Formkräften, und den Lebenskräften reguliert, indem die ersteren sich in der Baumkrone konzentrieren, die letzteren im Stamm und in den Wurzeln heruntergedämpft werden. Man erfährt dann gleichzeitig, dass der heutige Artenreichtum der Tierwelt sich nur durch diese Besonderheit des Baumes entwickeln konnte, und dass diese Tiere wiederum die notwendigen Bedingungen für die Pflanzenwelt schaffen.
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