Lebendige Erde 1/2001:

Editorial

Die Faszination des Sternenhimmels

spürt jeder, hin und her gerissen zwischen Romantik und Verlorensein in der erkennbaren Unendlichkeit. Aber was hat das mit uns zu tun, dem Alltag auf dem Raumschiff Erde? Das kreuzt, so das gängige Bild, als einsamer Planet in einem unbelebten, kalten Weltall. In versunkenen Kulturen hat man noch Mathematik aus dem Kosmos ab-geleitet oder Berechnungen über den Kurs von Schiffen angestellt, aber heute ist die bewusste Beziehung bei den meisten abgebrochen. Den Kurs berechnet das Global-Positioning-System per künstlichem Satelliten, fürs Auto. Dennoch lebt bei vielen Menschen die Ahnung einer intensiveren Beziehung: Manche glauben an Astrologie oder Außerirdische und Ufos, andere verkaufen bereits Grundstücke auf dem Mond oder forschen ganz seriös nach Spuren von Leben auf dem Mars und in fernen Galaxien. Aber das Gefühl, dem sinnlosen Dunkeldes Alls ausgeliefert zu sein, bleibt auch hier präsent.

Aber muss das uns umgebende Universum un-heimlich und unverständlich sein? Lässt es sich nicht mit dem Verstand erschließen, wie unsere einzigartiges Heim, die Erde, in die Vielfalt der kosmischen Erscheinungen eingeflochten ist? Der Zauber des Sternenhimmels ist nicht nur Glanz - das ist auch Intonation von Stimmungen und Bewegungen, die auf der Erde einen Abdruck finden, ja vielleicht von der Erde aus betrachtet einen besonderen Sinn ergeben.

Trotz aller naturwissenschaftlichen Aufgeklärtheit boomen heutzutage Mondkalender. Das ist ansatzweise verständlich, denn den Mond spürt man unmittelbar, zumindest die Phasen seines Lichts, obwohl hier gar nicht die Gravitation zum Wirken kommt. Die Zeitspanne dieses Rhythmus ist, von der Erscheinung abgekoppelt, zumindest auch Frauen vertraut. Doch schon der Mond hat eine Vielfalt an Bewegungen, von denen man nur eine Handvoll noch einfach verstehen kann. Erhebt man den Blick zu den Wandlern am Himmel, den Planeten unserer Sonne, hat man je nach Zählweise ein Septett zusammen, oder einen Elferchor, von einem Riesen befeuert und von einem unermesslich viele Stimmen zählenden Orchester aus der Ferne begeleitet.

Doch was hören wir? Und wie wirkt das auf Lebewesen, Lebensprozesse in der Landwirtschaft oder im Garten? Rhythmische Erscheinungen in diesen Vorgängen sind ein Schlüssel dazu und wohl auch im Zusammenhang mit den Gestirnen zu sehen. Doch gibt es außer Bewegung vielleicht weitere wirksame Qualitäten, z.B. die der Planetensphären, möglicherweise auch die des Lichtes. All dies wirkt mit daran, dass auf der Erde Leben möglich ist.

Die Forschung hierzu ist erst ganz am Anfang, einen wesentlichen Beitrag haben hier anthroposophische und biodynamische Wissenschaftler getan. Dennoch sind vieles nur plausible Analogieschlüsse, denen ein üblicher Wirkungsnachweis fehlt und wohl immer fehlen wird. Aber wie führt man einen Nachweis dazu, warum die Pflanzen sich aufrichten und nicht kriechen, wie es die Erdanziehung eigentlich verlangen würde?

Dass man zumindest Zusammenhänge nachweisen kann, zeigt die von Maria Thun inspirierte wissenschaftliche Arbeit von Hartmut Spieß zum Mond. Und die Kontroverse der Biodynamiker um seine Ergebnisse zeigt, auch in diesem Heft, wie schwierig die Forschung auf diesem Gebiet ist und wie viel schwieriger noch die Auseinandersetzung damit oder mit Phänomenen, wie Maria Thun sie findet. Dennoch - und das eint die biologisch-dynamische Bewegung, wir sind die einzigen, die ernsthaft hinschauen. Und bieten mit vielen Hinweisen die Chance, eigene Erfahrungen zu machen, ob oder wie der Kosmos auf das Leben wirkt.

Noch ein Wort zum Kosmischen in der Tierhaltung: Landwirte, die mit Einflüssen des Erdenumkreises aktiv umgehen, halten auch ihre Tiere anders als ihre Kollegen. Biologisch-dynamische Landwirte waren die, denen eine wesensgemäße Fütterung, aber auch "weiche" Faktoren wie Weidehaltung, Auslauf unter freiem Himmel für die Qualität der Lebensbeziehungen und somit für Tiergesundheit und Qualität immer entscheidend geblieben sind. Zwar hat schon Steiner darauf hingewiesen, spricht unter anderem von der kosmisch-qualitativen Analyse, die das Vieh im Futter vornimmt oder von Ochsen, die verrückt würden, fütterte man ihnen Fleisch. Doch ist es eigentlich an der Natur der Sache, des Lebensvorganges selbst ablesbar, was zu tun ist, wenn man Sinne und Verstand höher bewertet als, wie heute üblich, die Ökonomie. Als alleiniger Maßstab angelegt, schafft diese letztlich den Landwirt ab.

Ihr
Michael Olbrich-Majer