Lebendige Erde 4/2005:

Editorial

Michael Obrich-Majer

Kompostieren - schon vergessen

Eigentlich ist alles gesagt und geschrieben zu Mist und Kompost, das Thema ist ein alter Hut bei Ökobauern. Kompost, das Gold des Gärtners, Mistkompost oder Rottemist, das essenzielle Mittel zum Bodenaufbau.Sollte man meinen.

Auf den Ökobetrieben sieht es häufig anders aus. War früher Kompost zumal in Gärtnereien ein akkurat und sorgfältig gepflegtes Betriebsmittel, so hat Kompostieren heute eher den Geruch von Abfallverwertung, vor allem bei Nichtlandwirten. Bei Landwirten gilt er als Ursache von zu vielen Nährstoffverlusten. Und: andere Ställe, andere Miste. Soll man Tiefstallmist nochmal aufsetzen? Was macht man mit Gülle?

Biodynamische Landwirte können in Güllegrube und Stall mit ihren Kompostpräparaten die Rotte lenken. Dann ist da noch die alte Frage: Mistkompost, wie es die biologisch-dynamische Richtung des Ökolandbaus bevorzugt oder Flächenkompostierung, Düngung mit "frischem" Stapelmist, worauf die organische Richtung setzt? Heute gibt es diese Diskussion weniger. Sicher ist: Sorgfalt im Umgang mit dem Hofdünger lohnt sich, und das fängt bei der Fütterung an.

Das Kompostieren lohnt sich. Zeigen doch unter anderem Untersuchungen des schweizerischen FIbL, dass so die Stickstoffeffizienz verbessert wird. Und allein Rottemist mit den biologisch-dynamischen Kompostpräparaten kann die Bodenfruchtbarkeit fördern, wie sich aus dem Dauerversuch des Instituts für biologisch-dynamische Forschung ablesen lässt. Trotzdem, rund um den Mist und seine optimale Behandlung sind noch viele Fragen offen, an denen Forschung ansetzen kann.

Doch geht es nicht alleine um ein rationelles Nährstoffmanagement: Da war noch etwas, wenn man sich an den Kurs für Landwirte von Steiner erinnert. "Es kommt darauf an, dass wir (dem Dünger) lebendige Kräfte zusetzen", denn, so seine Ausführungen vorher: Düngen besteht "in einer Verlebendigung der Erde". Auch dazu dienen die Präparate. Und das Ganze kann man noch differenzieren, mit unterschiedlichen Komposten für verschiedene Zwecke, wie früher in Gärtnereien die Kompostmeister wussten oder Praktiker wie der im Mai verstorbene Günther von Finckenstein mit seinen Versuchen erprobten.

Wer im Sinne des Namens unserer Zeitschrift mit dem Boden arbeiten will, kommt um die Verwandlung im Kompostierungsvorgang nicht herum. Einige Anregungen zum "wie" lesen Sie hier.

Ihr
Michael Olbrich-Majer