Lebendige Erde 1/2002:

Ernährung

Demeter Brot mit Hingabe und Hightech
Märkisches Landbrot setzt zu 100 Prozent auf Öko

Michael Olbrich-Majer

Das Brot ausschließlich aus Demeter-Getreide, überwiegend aus Brandenburg, die Technik auf neuestem arbeitswirtschaftlichem Stand und der Betrieb mit umfassendem Öko-Konzept: Die Demeter-Bäckerei Märkisches Landbrot folgt konsequent ihren Überzeugungen vom Anbau bis zur Stulle. Das mittelständische Berliner Unternehmen mit 40 Mitarbeitern und 8 Mio DM Jahresumsatz setzt seit 1981 ausschließlich auf Öko, Demeter bei Backwaren, Bioland beim Müsli. Unter den 39 Brot- und 13 Brötchensorten sind viele reine Vollkornmehle - nur von einer Getreidesorte, mit Rücksicht auf Allergiker. Auch besondere Sorten wie Kamutbrot oder Bergroggen (s. LE 1-99) finden ihren Platz im Sortiment. Vor dem Umzug 1994 in die Bergiusstraße ergriff Geschäftsführer Joachim Weckmann die Initiative und ließ in einer Diplomarbeit eine Ökobilanz erstellen. Ein vollständiges Umweltmanagement wurde eingerichtet und zahlreiche Verbesserungen der Ökobilanz erreicht.
 

Zuerst wurde der Fuhrpark ausgelagert und dabei modernisiert. Als Lieferbäckerei ohne eigenes Filialnetz mit heute über 200 Abnehmern, davon 50 im Umland (in Lieferkooperation), sind Treibstoff und Abgase wesentliche Faktoren. Der Umzug war die Gelegenheit, mit zwei anderen Betrieben der Bio-Branche eine Betreiber-Nutzer-Gesellschaft zu gründen, um Gebäude, Lager und Fuhrpark gemeinsam zu nutzen. Zusammen wurde ein Blockheizkraftwerk installiert, gut geplant auf Dreifachnutzen mit Abgaswärmetauscher und der Möglichkeit Pflanzenöl zu verfeuern, ist es technisch nicht ausgereift und nicht wirtschaftlich - so bleibt es vorerst kalt. Mittels Fotovoltaik wird ebenfalls Strom gewonnen, weitere Flächen auf dem Dach sorgen für zusätzliches Warmwasser.
 
Neben der eigenen Erzeugung von Energie und baulichem Wärmeschutz gibt es auch Einsparpotential beim Backvorgang: Eine computergesteuerte Schwadenanlage - die Dampferzeugung benötigt den größten Energieanteil - spart Energie durch Optimierung und ermöglicht eine sorgfältige Teigführung. Thermo-Rollöfen backen energieeffizient in gleichmäßiger Qualität. Wärme wird vom Ölkessel der Backofenanlage zurückgewonnen. Die gesamte Abwärme wird genutzt und reicht sogar für eine benachbarte Behindertenwerkstätte. Die gemeinsame Auslieferung ermöglicht auch eine Arbeitsteilung: die Bioland-Konditorei im Haus ergänzt die Produktpalette um Feinbackwaren. Insgesamt konnte der Energieverbrauch auf knapp die Hälfte vermindert werden, jährlich 8 bis 14 % weniger, auf das Gesamtgewicht bezogen, und das, obwohl der Brotabsatz steigt. Von der benötigten Energie werden 5% selbst erzeugt. Der Rest wird zu 100% als Ökostrom zugekauft. Zu dritt konnten die Firmen gute Konditionen aushandeln, auch für die Mitarbeiter.
 
Auch andere Umweltkennzahlen verbessern sich: die Abfallquote sinkt, die Wassereffizienz steigt. Eine Regenwassernutzung für Toiletten und Gartenfläche und vor allem eine neue Kistenwaschanlage vermindern Brauch- und Abwasser. Der klimawirksame CO2-Ausstoß konnte durch alle Maßnahmen auf fast ein Drittel zurückgefahren werden. Ein weiterer Nebeneffekt der seit 1995 erstellten Umweltkostenrechnung: der Regionalbezug wird offenbar, lange Transportwege werden vermieden, wo es geht. Eine Besonderheit ist die Anlage zur Verbesserung der Wasserqualität. Im Frühjahr 2001 wurde eine Anlage von Elisa Energiesysteme installiert: Hier bewirkt eine ausgeklügelte Verwirbelungstechnik, ergänzt um Kristalle, die nach Umfeld und Einsatzbereich zusammengestellt wurden, eine Optimierung auch des Backens: Das Brot wird noch saftiger, lockerer und bekömmlicher.
 

Nicht nur für die Umwelt, auch für die Mitarbeiter gilt das Motto der Bäckerei: Solidarisch und effizient. Entlastende Technik in der Backstube, eine Mehlstaubabsaugung und Gartenelemente nach Feng-Shui Gesichtspunkten sind vorzeigbar. Umweltschutz ist der Ausgangspunkt unternehmerischen Handelns, so sieht es Geschäftsführer Joachim Weckmann. Das wird von der Gemeinschaft im Betrieb getragen - und mit Schulungen begleitet. Die regelmäßig erstellte Umweltbilanz ist standardisiert, an die EDV angebunden und die Ergebnisse sind auf der Homepage im Internet nachzulesen. So kann sich jeder davon überzeugen, dass der Umweltpreis 1997 von der Stadt Berlin zu Recht verliehen wurde. Das geht übrigens auch mit einem der mehrfach mit DLG-Preisen ausgezeichneten Brote.

Ökologie im Unternehmenskonzept:
Joachim Weckmann, Geschäftsführer
Märkisches Landbrot,
Bergiusstraße 36,
12057 Berlin (Neukölln)
www.landbrot.de