Lebendige Erde 1/2002:

Essay

Umgang mit Technik - Arbeit mit Lebendigem
Wie entwickle ich Aufmerksamkeit für Wesenhaftes?

Manfred Klett

Die Technik in der Landwirtschaft leistet Großartiges, ist aus ihr gar nicht mehr wegzudenken. Sie ist ein Spiegel unseres gegenwärtigen Bewusstseins der Natur und der sozialen Verhältnisse der modernen Zivilisation. Und doch ist die Technik nur ein Schritt auf einem langen Entwicklungsweg. Welche Schritte waren ihr vorausgegangen, auf welche müssen wir in Zukunft unsere Aufmerksamkeit lenken?
     Biologisch-dynamischer Landbau strebt nach drei Zielen: Erzeugung von Nahrung, die des Menschen Entwicklung fördert, gegenüber der Erde die Heilung des Erkrankten und die Pflege des Lebendigen und drittens bezüglich Mensch und Erde die Bildung des Inneren der Natur im Zusammenhang mit der menschlichen Seelenentwicklung. Keinem biologisch-dynamischen Landwirt würde es einfallen, diese Ziele mit den Biotechnologien zu verfolgen, welche die sogenannten Life-Sciences feilbieten. Zwar gibt es auch hier schon unscharfe Grenzen, wenn man z.B. an den Anbau von Hybridsorten im Gemüse- und Ackerbau denkt. Doch das biologisch-dynamische Prinzip, d.h. die ganzheitliche betriebliche Konzeption lässt solche Biotechnologie aus sich heraus nicht zu.  
     Die Denkungsart der Life-Sciences und der daraus hervorgehenden Biotechnologien ist dieselbe, die aus den Stoffen und Kräften der unbelebten Natur Maschinen konstruiert und betreibt. Der biologisch-dynamische Landwirt erlebt an der Maschinentechnik einen Widerspruch. Längst gilt, worauf Rudolf Steiner hingewiesen hat: "Die Landwirtschaft tendiert zur Kapitalisierung, die Industrie zur Überkapitalisierung". Die Maschine nimmt dem Menschen die Arbeit ab, fördert die Arbeitsteilung, verbilligt die Produktion und rationalisiert den Menschen aus dem Arbeitsprozess heraus, letztendlich die Konsequenz der Überkapitalisierung. Auf dieser sozial wirksamen Funktion der Maschine beruht die Industrie. Werden diese Funktionen in die Landwirtschaft hereingetragen, wird sie ihrem Wesen entfremdet, es entstehen Agrarindustrie und globaler Agrarmarkt. In diesen Sog sind auch die biologisch-dynamischen Betriebe hineingeraten. Hier wird die Lage noch verschärft durch den Zwang zur Mechanisierung mehrerer Betriebszweige, mit der Gefahr, dass nicht mehr das Organismusprinzip das Primat hat, sondern kapitalintensive Verfahrenstechniken die Betriebsorganisation diktieren.
 

     Wie kommt es, dass wir gegenüber der sich immer mehr verfeinernden Technik nicht ähnliche Vorbehalte haben wie gegenüber der Biotechnologie? Hängt der selbstverständliche Umgang mit der Maschinentechnik vielleicht mit der gewaltigen Arbeitserleichterung zusammen, zum andern mit dem (scheinbaren) Gefühl, man greife ja nicht wie im Falle der Biotechnologien in die Lebensprozesse direkt ein, man dirigiere sie nur von außen?
Die mechanische Technik beruht auf Gedanken, welche die Natur abstrahieren und in Naturgesetze fassen. Die Denkungsart der bloßen Mechanik, wie sie auch für die Elektro- und Atomtechnik gilt, geht aus von der Vorstellung eines außerhalb des Menschen existierenden, für sich bestehenden Wirkungsgebietes. In aller Technik waltet eine Geistigkeit (Ahriman), die sich nach unten als eine Unternatur von der Natur emanzipiert und die danach strebt, das Evolutionsprinzip zunichte zu machen.
     Heute ist jedes Stück Erde einer global wirksamen Technik ausgesetzt, die dazu angetan ist, das lebendige Sein auf Erden vom Kosmos abzuschnüren. In diesem Sinne müssen die Immissionen aus der Luft, der Satellitenmantel um die Erde, die Umhüllung der Erde mit hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung beurteilt werden. Der Umgang mit Technik hat die Welt verändert. Unmittelbar betroffen sind die physischen Elemente, Erde, Wasser, Luft, Wärme und damit das Wesenhafte, das diese Elemente belebt und mit Tätigkeit erfüllt. Betroffen also ist die Welt der Elementarwesen. Sie werden durch die Technik von der geistig-moralischen Führung abgeschnitten, auf die sie angewiesen sind und die ihnen aus dem Kosmos und durch menschliche Zuwendung zufließt.
     Eine besondere Abart von Technik zielt auf das Wirksammachen geheimer Kräfte in Mensch und Welt mit technischen Hilfsmitteln. Man rechnet mit Kräften eines Wesenhaften, das man nicht kennt, bzw. mit Kräften oder Energiefeldern, von denen man glaubt, sie seien identisch mit dem Lebendigen. Diesen Techniken liegt aber dieselbe materialistisch-mechanistische Denkungsart zugrunde. Für all diese gilt das Goethe-Wort im Faust: "Geheimnisvoll am lichten Tage lässt sich Natur des Schleiers nicht berauben, denn, was sie Deinem Geist nicht offenbaren mag, das zwingst Du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben." Das Gegenteil zum Vorgenannten ist das Bedürfnis, mit technischen Apparaten den Menschen gerade dort auszuschließen, wo es sich um Arbeit mit Lebendigem handelt, z.B. in der Delegation des Rührvorganges an Rührmaschinen oder im Falle der Orgon-Röhre, mit der man die Präparatewirkung kontinuierlich über weite Flächen verbreiten will.
 

Die Wege der Landwirtschaft von der Religion zur Kunst und zur Wissenschaft
     Es ist wenig mehr als ein halbes Jahrhundert her, dass man noch den alten Bauern antreffen konnte, der, nachdem der Acker mit Kuhgespann und Egge bearbeitet war und es zum Säen ging, den Hut vom Kopfe nahm, am Feldrand niederkniete, ein Gebet sprach, dann das Tuch mit der Saat aufnahm und ausschreitend im Schwung die Körner auswarf. Ein solcher Bauer wäre nie auf den Gedanken gekommen, eine Sämaschine zu erfinden. Er repräsentiert eine Seelenverfassung, die den letzten Ausklang einer Entwicklung darstellt, an deren Anfang noch alles Religion, weise Mysterienführung war. In den vorchristlichen Hochkulturen waren Kunst und Wissenschaft verborgene Keime im religiösen Leben der Menschen. Alle Arbeit hatte ursprünglich einen kultisch-sakramentalen Charakter.
     Ein Kernsatz Rudolf Steiners zur Kunst lautet: "Das Prinzip aller Kunst ist, das Innere im Äußeren darstellen, das Innere zum Prinzip des Äußeren machen." In den damaligen Zeiten war das Innere seiner selbst als Ich noch nicht bewusst, es war durch die Mysterien göttergeführt. Daher schuf die Kunst in der Kulturpflanzen- und Haustierwerdung aus dem Wesenhaften der göttlichen Offenbarung und bildete daraus am Wesenhaften der Natur. Mit dem Beginn der Behandlung des toten Stoffes, des Steines in größerem Umfang in der ägyptischen Kultur entwickelte sich dann aus Religion und Kunst eine Art Technik (griechisch = Fingerfertigkeit), die Befähigung also, mit entsprechenden Hilfsmitteln das Kunstwerk, z.B. die Pyramiden, in die Welt zu stellen.
     In der Entwicklung des Christentums trat allmählich eine tiefgreifende Wandlung im Inneren des Menschen ein. Das Ich erwachte in der Verstandes- und Gemütsseele und verlieh dieser eine tiefe Innerlichkeit. Aus ein und demselben inneren Impuls wurde im Zentrum des Dorfes die Kirche gebaut und in der Dorfgemarkung Ackerbau, Gartenbau, Obstbau und Viehhaltung betrieben. Jeder Gegenstand des täglichen Bedarfs, z.B. das Zaumzeug der Tiere, der bemalte Bauernschrank, der Sensenstiel usw. war immer ebenso zweckmäßig wie schön; in jedem erfüllte sich das künstlerische Prinzip, dass ein Inneres sich in einem Äußeren darstellt.
     Heute geht das Denken der Menschen nur noch mit toten Gedanken um, mit Abstraktionen, die es in Naturgesetzen fasst, indem es sich von den Quellen der Religion und Kunst ablöst und sich rein als Wissenschaft betätigt. Mit der gedanklichen Abstraktion glaubt man die Objektivität gewonnen und damit das Ideal der Wertfreiheit verwirklicht zu haben, das zur Befriedigung der Subjektivität den Glauben nach sich zieht. So scheidet der Mensch endgültig Wissenschaft und Religion, Wissen und Glauben.
 

Landwirtschaftswissenschaft und Technik
    So gut wie alle technischen Errungenschaften sind von außen in die Landwirtschaft eingeführt worden. Dies geschah mit dem Heraufkommen der Landwirtschaftswissenschaft um die Wende des 18. zum 19. Jahrhunderts. Das Bauerntum hat sich vielfach dagegen heftig gewehrt, z.B. bei Einführung der Sämaschine um 1800, des Schleppers usw. Es fühlte instinktiv, dass damit das Ende der bäuerlichen Lebensform eingeläutet wird. Und tatsächlich sind es die Landwirtschaftswissenschaft und die aus ihr hervorgegangenen Technologien, die der alten Bauernkultur endgültig den Tod brachten, den Bauern gleichsam geistig entmündigten. Kein Lebensgebiet ist so spät, in so kurzer Zeit, so unvorbereitet, so massiv und doch so perspektivlos von der Technologie überrollt worden wie die Landwirtschaft. Und doch waren es gerade Wissenschaft und Technik, die der Landwirtschaft das Tor in das Zeitalter der Bewusstseinsseele eröffnet haben. Die Wissenschaft des Landbaus macht den Menschen zu einem Fragenden.
     Vor allem das Denken hat sich emanzipiert. Man fühlt sich darin frei, den Betrieb im Bilde als eine organische Ganzheit denken zu können. Man fühlt sich aber ebenso frei, den Betrieb gedanklich auf bestimmte Funktionsabläufe zu reduzieren. Die Bewusstseinsseele stellt den Landwirt vor die Entscheidungsfreiheit, entweder ökologischen Landbau zu betreiben - der Landwirt erlebt sich im betrieblichen Zusammenhang - oder konventionellen Landbau, - der Landwirt dirigiert ihn von außen.
     Die Wissenschaft hat in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts die Landwirtschaft insgesamt zu einem technologischen System gemacht. Dabei hat sie das belebte und beseelte Kapital der Landwirtschaft, die Kulturpflanzenarten und -sorten und die bodenständigen Haustierrassen übernommen. Sie kann allerdings dieses Kapital nicht mehren, d.h. es weiterentwickeln. Sie kann es nur anders und gezielter einsetzen oder mit diesem Kapital spekulieren - wie in der Gentechnik.
 

Technik beurteilen
     Es geht in der Landwirtschaft gar nicht um die Frage, ob Technik oder nicht, sondern darum, welche Technik wo einzusetzen ist. Zur Beurteilung sind zwei Aspekte eine Hilfe: Die Auswirkungen der Technik auf den Lebenszusammenhang und, zweitens, inwieweit das persönliche Verhältnis zu den Dingen und Wesen betroffen ist.
     Einen Lebenszusammenhang muss man zunächst kennen lernen, wobei sich sogleich die Frage nach dem Wesenhaften stellt. Im einfachsten Fall ist hier die Umweltverträglichkeit angesprochen. Doch wenn man sich erlebend den Offenbarungen des Lebendigen der Pflanzenwelt zuwendet, können die Techniken der Düngung und Hydrokultur wie überhaupt aller Biotechnologien nicht bestehen. Das Ernstnehmen der Lebensäußerungen schränkt die Technik im wesentlichen auf die rein mechanische Technik ein, unterschieden in Kraftquelle, z.B. Schlepper, und Funktionstechnik, z.B. Bodenbearbeitung.
     Die Maschine arbeitet, da sie leblos und seelenlos ist, in der Zeit qualitätslos. Ihre Funktion erschöpft sich absolut in der Wiederholung des Gleichen. Es ist für das Getreide, die Kartoffeln, Rüben usw. nahezu gleichgültig, ob ich sie heute oder morgen von hier nach dort transportiere. Auch das Pflügen ist in diesem eingeschränkten Sinn ein Transportvorgang des Pfluges, das Säen ein solcher der Sämaschine über den Acker.
     Die Wahrung und Pflege des persönlichen Verhältnisses zu Boden, Pflanzen und Tieren und zum Ganzen des Betriebes bestimmt ebenfalls Art und Umfang der Technik. Mechanische Technik ist überall dort geeignet, wo sie den Menschen von der Schwere der Arbeit, der Bewegung schwerer Lasten usw. befreit. Dadurch gewinnt er Zeit und Kraft. Die kann er dafür einsetzen, desto intensiver zu beobachten und das Beobachtete in Bildgedanken in sich rege zu machen und diese zum Ganzen des Hofes in Beziehung zu bringen.
     Wenn man die mechanische Technik unter den gegebenen sozialen Umständen auf das vertretbare Maß zurücknehmen will, so ist das eine Frage, wie man überhaupt ein neues Verhältnis zur Arbeit gewinnen kann. Spaß an der Arbeit reicht nicht. Die Freude in der Arbeit wiederzugewinnen oder mit den Worten Rudolf Steiners, "die Arbeit wieder zu durchfreuen", raubt dem Negativen der Technik den Boden. Dazu aber braucht die Arbeit geistige Nahrung. Diese kann ihr durch die Gedankenbilder zufliessen, die man sich erarbeitet, wenn man in der Begegnung mit den Dingen und Wesen auf dem Hof das persönliche Verhältnis sucht.
     Ein Beispiel: Mähe ich mit der Sense - eine zu erlernende Kunst - dann sind alle drei Seelenkräfte gleichermassen in Tätigkeit. Ich empfinde schauend-denkend den Zusammenhang, erfühle mich im rhythmischen Schwung und bin in meinen Willen eingetaucht. Mähe ich mit dem Kreiselmäher, ist nicht nur der Bezug zur Welt unterbrochen, sondern ebenso zur Einheit meiner Seelenfähigkeiten. Sie lösen sich voneinander und gehen ihre eigenen Wege. Der Wille und das Fühlen finden in der Arbeit keine Nahrung mehr und suchen deshalb Anspannung und Erlebnis ausserhalb derselben. Das Denken bleibt bei der Arbeit, aber nur die Funktionen steuernd. Weil die Arbeit als solche inhaltsleer geworden ist, sinnt man am Beginn der Arbeit schon auf deren Ende. Die Arbeit tendiert zur hektischen Erledigung.
     Das ist die Seelenlage, in der sich der moderne Landwirt befindet. In einer ersten Phase der Technisierung erleben wir die Arbeitserleichterung, in einer zweiten die Faszination des immer Neuen und Perfekteren, in einer dritten aber die innere Verarmung und Vereinsamung. Dieses Erleben ist der Wendepunkt. Es stellt sich die Frage nach einer geistigen Kommunion mit dem Wesenhaften der Welt, die auch in Landbaukunst und Landbauwissenschaft sich wiederfindet.
 

Die Wende von der Wissenschaft zu einer neuen Landbaukunst
     Wie entwickle ich Aufmerksamkeit für das, was in den Lebenserscheinungen sich äussert? Diese Frage, mit allem Ernst gestellt, würde eine Wende in der Wissenschaft einleiten. Nur die Belebung des Denkens kann Lebendiges erkennen: Gleiches erkennt Gleiches! Wahrer Goetheanismus in der Forschung zielt nicht geradewegs auf das Ergebnis, sondern auf die Einübung einer Denkbefähigung, die den Blick offen hält für jedes neu hinzukommende Phänomen und die den Begriff als ein Gedankenbild im Zusammenhang mit den beobachteten Tatsachen zu halten vermag. Das Innere erkraftet so und das Erleben in der Verarbeitung der Aussenwelt vertieft sich. In diesem Erleben begegnet das Offenbare, der Sinnenschein dem Unoffenbaren, dem Geistig-Wesenhaften.
     Der biologisch-dynamische Landbau gründet sich auf eine wissenschaftliche Haltung, ein lebendiges Denken, das der Landwirt sich als Fähigkeit erarbeiten muss, will er in ein bewusstes Verhältnis zum Einzelnen und zum Ganzen seines Betriebes treten. Was aus der bloßen Sinneswissenschaft zur Technik gerinnt, das wird in der Befruchtung mit den Ideen der anthroposophischen Geisteswissenschaft freie Tat. Durchdringen sich beide, Sinnes- und Geisteswissenschaft, z.B. in der Gestaltung und Praxis eines biologisch-dynamischen Hofes, entsteht die neue Landbaukunst. Die Arbeit mit Lebendigem, die neue Landbaukunst Das Lebendige, das den bildsamen Stoff zu einer neuen Kunst des Landbaus abgibt, muss auf folgenden vier Ebenen gesucht werden.

  • Wesen des Pflanzen- und Tierreiches: Dieses Lebendige ist vorgegeben in dem, was die Geisteswissenschaft den nur übersinnlich fassbaren "Ätherleib" nennt. Die Bildekräfte des Lebendigen, der Wärme-, Licht-, Ton- und Lebensäther, die aus dem Kosmos im Irdischen wirksam werden, konfigurieren sich jeweils zu diesem bestimmten ätherischen Leib, der die Kräfte des Physischen in den Elementen Erde, Wasser, Luft, Wärme zum "physischen Leib" formt und diesen belebt. Der biologisch-dynamische Pflanzen- und Tierzüchter geht zuallererst von der Form aus. Indem er versucht, diese in denkender Tätigkeit im Gedankenbild nachzuschaffen, ruft er geistig in sich selber die Kräfte auf, die aus dem Wesenhaften heraus die Form dieser bestimmten Pflanzen- oder Tierart gebildet haben. Das aber ist ein künstlerischer Prozess.
  • Landwirtschaftliche Individualität und ihr Organismus: Die Betriebsgestaltung im biologisch-dynamischen Landbau richtet sich auf das Prinzip: "der Mensch wird zur Grundlage gemacht". Der Mensch aber trägt das Ewige als sein Ich in sich. Wird er sich als Landwirt dessen bewusst, schafft er aus dem Zentrum seines eigenen Wesens wahrlich ein Kunstwerk, das sich unter seinen Händen, jetzt die des Künstlers, gestaltet und sich zusammen mit ihm entwickelt.
  • Düngung, wie sie die Natur hervorbringt: Fasst man den Begriff der notwendigen Geschlossenheit des Hoforganismus und denjenigen seiner Gliederung in Lebensorgane, dann wird erst richtig versändlich, welches die Aufgabe und die Bedeutung der Düngung ist. Die Dünger entstehen aus der Ganzheit des Hofes und sie wirken auf diese Ganzheit zurück. Daraus entsteht die wahre Kunst des Landwirts, das Lebendige dieser Dünger zu erhalten, zu pflegen oder gar zu steigern.
  • Düngung mit den Präparaten: Die Düngung mit den biologisch-dynamischen Präparaten macht die neue Landbaukunst erst vollständig. Der tätige Umgang mit den Präparaten verleiht die Macht, die Kluft zwischen Mensch und Natur zu überwinden. Hierbei können wir der Technik etwas entgegensetzen, wodurch wir vollmenschlich mit unserem Denken, Fühlen und Wollen wieder an das Wesenhafte in der Welt anschließen können.

Von der Landbaukunst zu einer wahren Kommunion des Menschen im Geiste
     "Das Gewahrwerden der Idee in der Wirklichkeit ist die wahre Kommunion des Menschen" (Rudolf Steiner). Im biologisch-dynamischen Landbau gehen wir mit Ideen um, die der anthroposophischen Geisteswissenschaft entstammen. Werden diese Ideen ernsthaft Gegenstand der Erkenntnis, so fallen sie in der praktischen Umsetzung nicht aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang heraus und gerinnen nicht zu einer bloßen Methode, einer toten Technologie, sondern umgekehrt, sie beleben sich zu einer wahren Landbaukunst. In dieser liegt der Keim zum geistesgegenwärtigen Tun, zu einer "Religio", in der die Gesinnung sich wieder im Einklang mit dem Gewissen findet.
 

Dr. Manfred Klett,
Landwirtschaftliche Abteilung der Hochschule
für Geisteswissenschaften am Goetheanum,
Hügelweg 59,
CH 4143-Dornach