Lebendige Erde 3/2003:EssayBedingungszucht: die Art züchtetvon Lukas RistDie
heutige materialistisch geprägte Genanschauung geht davon aus, dass
die Ursache sämtlicher Lebensvorgänge in den Genen liegt: Sie wirke
im Sinne einer komplizierten physischen Kausalität mit den verschiedensten
Rückkopplungseffekten. Genetische Information wird in diesem Zusammenhang
verstanden als ein kausal-chemisch ablaufendes Geschehen, welches durch
die stoffliche Beschaffenheit der beteiligten Komponenten erklärt werden
könne. Diese Meinung hat sich seit den Anfängen der Genetik mit Mendel
bis heute erhalten. Wohl wurde die Vorstellung dieser kausalen Abläufe
mannigfaltig variiert - so spricht man heute von Gen-Netzwerken, komplexen
Gen-Interaktionen und dergleichen, auch wird ein Gen heute ganz anders
definiert als früher - allein es wird immer noch den materiellen Bestandteilen
die massgebliche Aktivität beim Aufbau eines Organismus zugeschrieben.
In Pflanzen und Tieren kommt - anders als im Unbelebten, wo Kausalität gilt - in Stoffwechsel, Gestaltwandel und Verhalten die Eigenaktivität der Tier- und Pflanzenarten zum Ausdruck. Erkenntniswissenschaftliche Grundüberlegungen
Die verschiedenen Arten funktionalisieren
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Gene und Umwelt als Bedingungen der Artentfaltung
Bedingungszucht
Mit diesem aktiven Artbegriff verbindet sich auch ein Verständnis der "harmonisierenden Wirkung" der biologisch-dynamischen Präparate. Damit beschreibt man in der Literatur (KOENIG, 1993) die Beobachtung, dass je niedriger das Ertragsniveau, desto höher der Präparate-Effekt ist und dass auf einem sehr hohen Ertrags-Niveau der Präparate-Effekt sogar zu einer Ertragsdepression führen kann. Da diese Präparate nicht kausal wirken können, sondern eine günstige Bedingung für die entsprechenden Arten darstellen, wird verständlich, dass der beobachtete Effekt je nach Gesamtlage anders aussehen kann. Bei einem niedrigen Ertragsniveau können durch die Präparate günstigere Bedingungen für das Eingreifen der Pflanzenarten geschaffen werden, was dann auch den Ertrag erhöht. Bei einem hohen Ertragsniveau, wenn z.B. bei einer Überversorgung mit Stickstoff die Pflanzen mehr Substanz bilden, als eigentlich ihrer Art entsprechen würde, schaffen die Präparate wiederum günstigere Bedingungen, dass die Art den Aufbau der Gestalt ihres Organismus besser bewerkstelligen und die Substanzeinlagerung auf das artgemässe Niveau reduzieren kann. Dadurch wird auch klar, dass der Ertrag in Kilogramm nicht unbedingt der adäquate Massstab ist, um die Qualität einer Pflanze zu bestimmen. Das gilt selbstredend auch für die Milchleistung. Unsere Aufgabe als Menschen bei diesem Geschehen liegt nicht darin, gewaltsam den Arten unsere eigenen entarteten Intentionen aufzuzwingen, sondern im Optimieren der Bedingungen, auf dass sich die Art möglichst frei von äusserem Druck entwickeln kann. Dies ist ja auch das Ziel eines artgemässen Pflanzenbaus und einer artgemässen Tierhaltung, wie sie in einer biologisch-dynamischen Landwirtschaft angestrebt wird. Dass damit die Nahrungsqualität der betroffenen Pflanzen- und Tierarten nicht schlechter, sondern besser wird, ist ebenfalls schon experimentell gezeigt worden (BALZER-GRAF, 1992). Für eine biologisch-dynamische
Zucht müssen sowohl die weiblichen wie die väterlichen Tiere
aus einem biologisch-dynamische bewirtschafteten Hof kommen. |
Von der Erkenntnis zur Einsichtsethik im Lebendigen
und Kulturbereich Weil die genetische Substanz selbst im Organismus und seiner Generationenfolge gebildet wird, sind die genetischen Bedingungen von den terrestrischen und kosmischen Lebensbedingungen abhängig.
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