Lebendige Erde 1/2004:

Essay

Regionalität und Zusammenarbeit

Die wirtschaftlichen Bedingungen der Landwirtschaft

von Nikolai Fuchs

Die Landwirtschaft ist nicht ein Gewerbe wie andere zum Zwecke des Geldverdienens. Sie hat andere Bedingungen als Industrie und Dienstleistung. Ihre Zukunft liegt daher in der Erfüllung der ihr eigenen Bedingungen wie Regionalität und Zusammenarbeit.

Wertschöpfung in der Landwirtschaft
"Hat die Wildbeere am Strauch schon einen volkswirtschaftlichen Wert an sich?" Gemäß der Volkswirtschaftslehre Rudolf Steiners noch nicht. Ein solcher Wert entsteht erst, wenn Arbeit auf die Natur, und im weiteren Verlauf Geist auf Arbeit angewendet wird (Steiner 1922). Dabei nimmt die Landwirtschaft eine Sonderstellung unter den "Gewerben" ein. Ein Charakteristikum der Landwirtschaft liegt darin, dass ein Gutteil der in ihr verrichteten Tätigkeit - die Kerntätigkeit schlichtweg - zwar Werte bildend, aber nicht unmittelbar wertschöpferischer Natur im klassischen Sinne ist. Denn kein Landwirt "macht" eine Pflanze, oder "produziert" ein Tier. Der Landwirt stellt lediglich die Bedingungen für das Wachstum von Lebendigem her, er ist also im wesentlichen pflegerisch tätig.
Zu dieser pflegenden Tätigkeit gehört die Gestaltung des gesamten Hofes inklusive Landschaftsgestaltung, denn irgendwo müssen ja zum Beispiel die Nützlinge wohnen. (Von daher ist die jetzige agrarpolitische Entwicklung fragwürdig, die den Landwirt aufteilt in einen Unternehmer, der produziert, und einen "Landschaftspfleger", der dafür Direktzahlungen erhält - auch wenn das gegenüber der ausschließlichen Produktionsförderung schon einen Fortschritt darstellt). Nach der Ernte wird der Landwirt Transportunternehmer, manchmal auch Händler, und damit erst Gewerbetreibender wie andere auch, wenngleich auf einer anfänglichen Stufe der so genannten "Wertschöpfungskette".

Konventionelle Lebensmittel müssten bei Kostenwahrheit heute teurer sein.

Beschränkungen der Wertschöpfungsmöglichkeiten in der Landwirtschaft
Die Wertschöpfung in der Landwirtschaft unterliegt aber bestimmten Beschränkungen (BINSWANGER 1992). Die erste ist die Gleichförmigkeit der Güter, die die Landwirtschaft erzeugt. Weizen ist zunächst gleich Weizen, unabhängig davon, wo er erzeugt wurde. Das heißt, diese Güter sind untereinander austauschbar. Das führt dazu, dass sich der Markt für landwirtschaftliche Güter in der Regel fast ausschließlich über den Preis reguliert. Wegen der geringen Möglichkeiten zur Produktdifferenzierung bei ausreichendem Gesamtangebot an landwirtschaftlichen Rohstoffen ist eine Erhöhung der Wertschöpfung nur in Ausnahmefällen möglich. So zum Beispiel durch Bio gegenüber Konventionell. Innerhalb ökologischer Lebensmittel jedoch, oder auch zwischen biologisch-dynamisch erzeugten Produkten ist die Austauschbarkeit höher.
Ein anderer "Zusatznutzen" ist die Regionalität. Manchmal wird beides - Bio und Regional - kombiniert. So gibt es nun regionale Biosiegel in Baden- Württemberg und Bayern, in Bayern sogar eines für die Region Nürnberg (1).
Eine weitere Beschränkung besteht in der Saisonalität der landwirtschaftlichen Erzeugung. So wird beispielsweise an den wenigen schönen Tagen des Juli und August sämtliches Getreide gedroschen. Das führt dazu, dass viele Betriebe über einen eigenen Mähdrescher verfügen, um ihre Ernte rechtzeitig einbringen zu können. Dieses Gerät steht allerdings etwa 350 Tage im Jahr still. Nicht zuletzt diese Umstände führen dazu, dass die Kapitalausstattung pro Arbeitsplatz in der Landwirtschaft mit ca. 265.000 € etwa doppelt so hoch liegt wie in der Industrie. Je industrieller die Landwirtschaft betrieben wird - was normalerweise zu einer Erhöhung der Wertschöpfung beiträgt - desto höher ist der Kapitalbedarf und damit die Finanzlast, die der Betrieb zu tragen hat. In einer kürzlich in "top agrar" erschienenen Vergleichsstudie unterschiedlich intensiv arbeitender Milchviehbetriebe in den USA konnten Betriebe mit weniger als 50 Kühen zwar nur ein Betriebseinkommen von 17.064 €, gleichzeitig aber einen Gewinn von 5,0 Cent pro Liter Milch erwirtschaften. Dagegen erzielten Betriebe mit mehr als 250 Kühen zwar einen durchschnittlichen Betriebsgewinn von 63.220 €, gleichzeitig aber nur einen Gewinn von 1,4 Cent pro Liter Milch. Das mag die angesprochenen Situation spiegeln.
Daneben ist die Bodenfläche begrenzt, was in europäischen Ländern, im Vergleich zu flächenstarken Staaten, zu Konkurrenz mit Besiedlung und Industrie und somit zu hohen Bodenpreisen führt. Die gerne vorgebrachte Theorie der Marktwirtschaftler, dass sich die landwirtschaftliche Produktion unter liberalen Marktverhältnissen an so genannte Gunststandorte (gute klimatische Bedingungen, niedrige Boden- und Lohnpreise) verlagern würde, findet in der insgesamt für die Agrarproduktion fähigen Bodenfläche der Erde (12%) schnell ihre Grenzen. Daneben kann man im Weltmaßstab Europa sehr wohl zu den Gunststandorten für Landwirtschaft zählen (2).
Ein weiterer, und vorerst letzter Grund für die beschränkte Wertschöpfungsmöglichkeit in der Landwirtschaft liegt in der Sozialverfassung der meisten Betriebe. Der Familienbetrieb ist die am meisten verbreitete Form der Betriebsführung. Diese Sozialform ist jedoch mehr auf Bestandsbewahrung und auf Nachhaltigkeit ausgerichtet, als auf die Optimierung des Faktors Kapital. Der landwirtschaftliche Familienbetrieb ist von daher eher einkommens- als renditeorientiert.
Daneben ist das, was in der Industrie das zu mehrende Kapital ist, in der Landwirtschaft die Bodenfruchtbarkeit, die Pflanzen- und die Tiergesundheit. Letztere sind aber nicht veräußerbar, sie stellen kein marktgängiges Produkt dar, was sie der volkswirtschaftlichen Bewertung leicht entzieht. Nicht zuletzt erzeugt die Landwirtschaft ein Gut - Nahrungsmittel - für das der Bedarf nicht bis Unendliche steigerbar ist. Des Menschen Hunger ist irgendwann gestillt. Erzeugt eine Region immer mehr Menge, so ist diese im eigenen Land irgendwann nicht mehr absetzbar. Die Ware wird dann, nicht selten mit politischer Unterstützung, in andere Länder exportiert. Sie kann in Einzelfällen dort die inländische Erzeugung in Schwierigkeiten bringen. Eine Wertschöpfungsmöglichkeit liegt in der Veredlung und Verarbeitung sowie dem Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Aber damit ist der engere Rahmen der Landwirtschaft bereits verlassen.

Der "gerechte" Preis kann als Eichmaß für Nachhaltigkeit dienen, und er kann, je nach Region, unterschiedlich ausfallen
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Negative Wertschöpfung
Das Bild, dass immer, wenn in der Landwirtschaft Arbeit auf die Natur angewendet wird, eine Wertschöpfung stattfindet, trifft leider nicht durchgängig zu. Wenn Bodenfruchtbarkeit verloren geht, Grund- und Oberflächenwässer sowie die Luft verschmutzt werden und Arten sterben, dann hat man es mit einer "Unwertbildung" (RIST 2002) zu tun. Volkswirtschaftlich relevant werden diese Unwertbildungen aber meist erst dann, wenn Mittel für die Beseitigung der Schäden aufgewendet werden müssen. (Indirekt beeinflusst aber eine Klimaveränderung ebenso die wirtschaftlichen Prozesse).
Wie wirkt sich das nun auf die Preisbildungsprozesse aus? Gemeinhin werden Umweltschäden heute durch die öffentliche Hand, dass heißt über den Umweg des Steuerzahlers beziehungsweise höhere Lohnnebenkosten, beseitigt oder repariert. Umweltschäden finden ihren Niederschlag also nicht im Preis des entsprechend erzeugten Produktes. Das ökologische Erzeugnis, das im Vergleich zum konventionellen Produkt in allen Umweltparametern besser, und in der Summe, auch auf den geringeren Ertrag umgerechnet, mindestens neutral abschneidet (STOLZE et al. 2000), zieht weit weniger versteckte Umweltfolgekosten nach sich. Das konventionelle Produkt müsste bei Kostenwahrheit heute teurer sein als es am Markt erscheint, und gleichzeitig könnten die Steuern leicht gesenkt werden. (Das würde Beschäftigungseffekte auslösen und die Konjunktur beleben). Ein fairer Wettbewerb zwischen biologisch und konventionell erzeugten Produkten über den Preis kann heute also nicht stattfinden. Einige Regierungen haben diesen Umstand bereits eingesehen. So müssen in Neuseeland ab diesem Jahr alle tierhaltenden Betriebe im Schnitt zwischen 154 und 195 € pro Jahr an den Staat zahlen (3), da sie zu den Hauptemittenten von CO2 gehören und mit diesen Mitteln Forschung zum Klimaschutz finanziert werden soll. In Frankreich ist eine Stickstoffsteuer geplant (4), da immer noch zu viel Stickstoff die Gewässer verunreinigt. Auch eine Öko-Steuer und die LKW-Maut in Deutschland wirken in diese Richtung. Auf diesen Wegen werden so genannte externe Kosten internalisiert. Die "Unwertschöpfung" bekommt ihren Preis. Würde dieser Trend konsequent weiter verfolgt, so könnte irgendwann das ökologisch erzeugte Produkt sogar preisgünstiger als das konventionell erzeugte sein.

Preisbildung
Der Wertschöpfung steht die Wertschätzung gegenüber, die normalerweise im Preis ihren Ausdruck findet. Für die Preisbildung sind die Gestehungskosten des Produktes und die Distribution augenscheinlich nur eine Größe unter vielen. Ebenso wirken sich Angebot und Nachfrage nur teilweise auf die Preisbildung aus. Entscheidender scheint die Erwartung der am Markt Beteiligten zu sein. So spielt bei der Preisfestsetzung auf der Angebotsseite die Erwartung, welcher Preis mit dem Produkt erzielt werden kann, die entscheidende Rolle. Dem steht auf der Nachfrageseite die Bereitschaft, für das Produkt einen bestimmten Preis zu entrichten, gegenüber. Auch die Kaufbereitschaft wird durch den Wert, der dem Produkt beigemessen wird, zwar beeinflusst, aber nicht letztendlich bestimmt. So ist deutlich, dass man ein 125g-Joghurt für 9 Cent nicht nachhaltig erzeugen kann. In einem bestimmten Marktumfeld wird dieser Preis jedoch offensichtlich als der richtige angesehen. Neben allem Spielerischen, was der Preisgestaltung auch innewohnt, ist es dennoch mehr als berechtigt, die Frage nach dem "wahren" Preis zu stellen. Der "gerechte" Preis kann als Eichmaß für Nachhaltigkeit dienen, und er kann, je nach Region, unterschiedlich ausfallen. Dazu ist jedoch die direkte Wahrnehmung der Wirtschaftsbeteiligten untereinander wichtige Voraussetzung (HERRMANNSDORFER 1992). In den Preisen für landwirtschaftliche Erzeugnisse sollten sich mittelfristig die Kernbedürfnisse spiegeln, die der Landwirt zur Führung seines Hofes inklusive Landschaftsgestaltung benötigt.

Die Erzeugung vor Ort entspricht der existentiellen Natur der Lebensmittel, die Kosten dafür einem Versicherungsbeitrag.

Landwirtschaft und Regionalität
Wie oben angedeutet, ist die Theorie, dass sich unter freien Marktverhältnissen die Produktion an Gunststandorte verlagert, für die Landwirtschaft zu hinterfragen. Denn zum Einen sind viele Nebeneffekte der Landwirtschaft heute noch nicht unmittelbar bewertet, wie zum Beispiel der Erholungswert und die Identifikation mit Kulturlandschaft oder die Umweltfolgekosten. Zum anderen wäre die Konzentration der Erzeugung von Lebensmitteln als einem existentiellen Produkt auf wenige Orte gerade in der heutigen Zeit des Einsatzes von Risikotechnologien wie der Gentechnik, aber auch aus Umweltgründen, zu wagemutig. Die unmittelbare Erzeugung vor Ort entspricht der existentiellen Natur der Lebensmittelerzeugung am ehesten. Die Schutzkosten für eine heimische Landwirtschaft kämen somit einem Versicherungsbeitrag gleich. Vor dem Hintergrund des bislang Beschriebenen drängt sich für die Landwirtschaft das Thema Regionalität geradezu auf. Nimmt man alle Punkte zusammen, die eine regionale, biologische Landwirtschaft kennzeichnen, kann die Landwirtschaft die öffentlichen Förderung mit gutem Gewissen annehmen, zu diesem Schluss kommt (BINSWANGER). DABBERT et.al (2002) stellen fest, dass Direktzahlungen"...sich rechtfertigen dadurch, dass der ökologische Landbau Kollektivgüter liefert, also Vorteile für die Umwelt."
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Die Formel der Zusammenarbeit - eine Skizze
Der Regionalitätsgedanke verwirklicht sich interessanter Weise nur, wenn zusammengearbeitet wird. Wie aber kann man im Wirtschaftlichen zusammenarbeiten? Es heißt bekanntlich, beim Geld höre die Freundschaft auf. Und das ist gut so. Denn beim Wirtschaften taugen die Freund- und Feindbegriffe nicht. Es geht nicht um Sympathie oder Antipathie, sondern um ein gemeinsames Interesse, das "sachlicher" Natur ist, z.B. die regionale Wirtschaft stärken. Der andere ist in diesem Zusammenhang mehr Kollege als Freund. Am Anfang des Zusammenarbeitens steht ein Vor-Vertrauen, das ich dem Gegenüber entgegenbringen muss. Man geht damit ein gewisses Risiko ein. Wird es zuerst enttäuscht, was sehr wahrscheinlich ist, muss man sogar eine zweite Chance geben und gleichzeitig die Regeln ändern. Vertrauen entsteht nur in der Sphäre des Wissens, das heißt, man muss gegenseitig Bescheid wissen. Dafür muss Transparenz geschaffen werden, wenn möglich bis in die Zahlen des betreffenden Unternehmens hinein. Das ist eine Sphäre, die gerne unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit gehalten wird.
Aber in der regionalen Lebensmittelwirtschaft kann es gar nicht darum gehen, wie viel Gewinn der einzelne macht. Richtig reich kann man mit diesem Geschäft ohnehin nicht werden, das sollte man sich eingestehen, dann geht vieles leichter. Dazu weiß man ohnehin in etwa, was der Berufskollege verdient. Die Weizen- und Milchpreise sind bekannt, dazu die Flächenausstattung des Betriebes. Auch über die zwei Mietshäuser am Dorfrand, die über die Ehefrau mit in den Hof gekommen sind, weiß meist jeder Bescheid. Insofern könnte man die Karten getrost auf den Tisch legen. Entsteht so eine Sphäre des Vertrauens, wird dem einen meist die Wohnung auf Teneriffa, oder das Aktienfondspaket für die Altersversorgung still gegönnt. In einer solchen Sphäre entsteht gemeinsamer Unternehmerwille und gegenseitige Hilfsbereitschaft. Es können dann Subventionsanträge gemeinsam gestellt, Tipps über Direktkredite ausgetauscht und vielleicht sogar gemeinsam ein Koordinator angestellt werden. Der eine kann seinen Mähdrescher, der andere seinen Lieferwagen und dritte seinen Marktwagen besser auslasten, wenn die Warenströme besser gebündelt werden. Vielleicht findet man sogar einen Bäcker, der das Getreide von allen Beteiligten verbäckt, und so weiter. Gemeinsame Liquiditätskonten können dabei Zinsen sparen helfen.
Die Zukunft des Wirtschaftens liegt in solchen Formen der Zusammenarbeit. Die Feinde dieser Zusammenarbeit heißen Bequemlichkeit, innerer "Schweinehund", Neid, Hass, Eifersucht, und so weiter. Einfache Regeln und Verträge, bewusst eingerichtete Schutzräume für die Privatsphäre und gebremster Idealismus sind hilfreich für die Zusammenarbeit. Dazu bedarf es aber auch einer gewissen spirituellen Intelligenz. Der Nährboden dafür sind künstlerische Beschäftigung, ein maßvoller Umgang mit Hobbies, sinnvolle Zeit mit Freunden und Familie und geistige Beschäftigung mit Literatur, Meditation oder Anthroposophie.
Oft ist es heute der Stress, der an der Zusammenarbeit hindert. Das Zuordnen von Kompetenzen, die Untergliederung von Sitzungen in Information - Beratung - Entscheidung, die Belebung des Delegationsprinzips, aber auch das gelegentliche Mittragen von suboptimalen Entscheidungen: all dies können Instrumente sein, um der gestiegenen Organisationsfülle wirksam zu begegnen. Es müssen jedoch Räume bzw. Orte geschaffen werden, in denen man den anderen wahrnehmen kann. Ideale klingen immer schön, aber ohne Ideale geht es nicht. Sie müssen nur - und das scheint widersprüchlich zu sein - nur hoch genug aufgehängt sein. Wenn man regionale Wirtschaft verwirklichen will, weil das am ehesten den Zielen entspricht, die man sich vorgenommen hat, z.B. etwas für die Entwicklung der Erde zu tun, dann stören kleinere Belanglosigkeiten am wenigsten.

Zum Schluss: Regionalität möglich machen
Die Regionalität ist ein Grundprinzip der Landwirtschaft und der Lebensmittelerzeugung. Als solches gilt es aber nicht absolut. Das Leben ist in seiner Wirklichkeit oft komplex. So kann es energetisch sinnvoller sein, Frühgemüse aus Sizilien zu importieren, als es in Norddeutschland im Gewächshaus zu ziehen. Daneben hat sich herausgestellt, dass biologischer Landbau in den Ländern des Südens oft erst durch Export nach Europa groß geworden ist, bevor er einen inländischen Markt aufbauen konnte. Auch die Verhandlungen der WTO wie zuletzt in Cancun in Mexiko sind in diesem Lichte zu sehen. Vor diesem Hintergrund gilt lediglich, aber bestimmt: Regional ist Erste Wahl!
Trotz vieler Erfolgsmeldungen zu Regionalinitiativen (5) ist Regionalität allerdings vieler Orten gar nicht mehr ohne weiteres machbar. Wie eine Studie der Agrarsozialen Gesellschaft in Deutschland herausfand (Agrarsoziale Gesellschaft 2003), gibt es vermehrt hemmende Faktoren für die Einrichtung einer regionalen Lebensmittelerzeugung. So sind infrastrukturelle Voraussetzungen für Regionalität wie selbstständige Supermärkte und nahe gelegene Schlachthöfe, häufig nicht mehr gegeben und es fehlt an entsprechendem Qualifikationen der Beteiligten. Von daher ist Eile geboten. Noch gibt es öffentliche Gelder zum Stopfen dieser Lücken in Programmen wie "Regionen aktiv". Diese sollten wo möglich genutzt werden. Der entscheidende Impuls muss aber "von unten" kommen, damit die Initiativen echt und nachhaltig werden. Die öffentlichen Mittel können in diesem Zusammenhang wie ein mehr oder weniger großes Zubrot verstanden werden.
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  1. s. Meldung in AGRA-EUROPE(AgE) 29/03, S. 10, 21. 7. 2003
  2. s. Langbehn, C.,"Bemerkungen zu den Luxemburger Agrarbeschlüssen", Sonderbeilage in AgE 34/03, 25.8.2003
  3. s. Meldung in AgE 31/2003, Kurzmeldungen S. 6, 4. 8.2003
  4. s. Meldung in AgE 42/03, Länderberichte S. 14, 20. 10. 2003
  5. s. "Regionale Vermarktung im Aufwind, AgE 16/03, Kurzmeldungen S. 27, 22. 4.2003
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Literatur

  • AGRARSOZIALE GESELLSCHAFT e.V. 2003; "Strukturelle Bedingungen im Lebensmittelsektor hemmen weitere Regionalisierung der Nahrungsmittelversorgung." In: Ländlicher Raum Juli/August 2003
  • BINSWANGER, H.C. 1992; "Landwirtschaft zwischen Natur und Markt" in "Landwirtschaft im Clinch", Werd Verlag
  • HERMANNSDORFER, U. 1994; "Wie weiter mit der Landwirtschaft?" Rundbrief zur Dreigliederung des sozialen Organismus Nr.4,, Hrsg. Netzwerk Soziale Dreigliederung, Stuttgart
  • RIST, M. 2002; "Positive und negative Wertbildungen". In: Beiträge zur Förderung der biologisch-dynamischen Landwirtschaft Nr. 12, 51. Jg. Aarau
  • STEINER, R. 1922; "Nationalökonomischer Kurs"; Dornach
  • STOLZE, M. et al. 2000; "The environmental impacts of organic farming in Europe"; Organic farming in Europe: Economics an Policy. Stuttgart - Hohenheim Vol 6

Nikolai Fuchs leitet die landwirtschaftliche Abteilung der naturwissenschaftlichen Sektion an der Hochschule für Geisteswissenschaften (Goetheanum) in Dornach, Hügelweg 50, CH - 4143 Dornach.