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Lebendige Erde 4/2004:ForschungErfolgreiche Weizenzüchtung im biologisch-dynamischen LandbauEin Vergleich der aktuellen Zuchtstämme und -Sorten an sechs Standortenvon Bertold Heyden
Bisher war der ökologische Landbau in Bezug auf die verfügbaren Getreidesorten weitgehend abhängig vom Züchtungsfortschritt im konventionellen Landbau. Immer mehr entwickelt sich dieser Fortschritt aber zum Nachteil: Im Weizenanbau, wo in der konventionellen Landwirtschaft für ein ganz anderes Ertrags- und Stickstoffniveau gezüchtet wird, entsteht das Problem, dass unter ökologischen Anbaubedingungen die erwünschte Backqualität nicht mehr erreicht wird. Und auch die Züchtungsmethoden - Labormethoden bis hin zur Gentechnik - entsprechen nicht den Idealen des Ökolandbaus. Ein wesentliches Anliegen der biologisch-dynamischen Züchtung ist es auch, Kriterien für die Nahrungsqualität auszuarbeiten und in die Züchtung einfließen zu lassen. Solche Eigenschaften, die sich z. B. auch in der Gestalt der Pflanze aussprechen, sind aber in der fol-genden Darstellung nicht berücksichtigt worden. Aus der Arbeit der biologisch-dynamischen Getreidezüchter - zusammengeschlossen mit den Gemüsezüchtern in der ABDP, der Assoziation biologisch-dynamischer Pflanzenzüchter - sind inzwischen die ersten Winterweizensorten verfügbar (s. Sortenübersicht Seite 41 ), andere sind noch nicht zugelassen, aber schon in einem für die Landwirtschaft brauchbaren, anbaufähigen Zustand. Weizenzüchtung im biologisch-dynamischen Landbau findet unter sehr unterschiedlichen Boden und Klimabedingungen statt. Die hier eingesetzten Sorten stammen von den Sandböden der Lüneburger Heide, vom Dottenfelderhof mit ertragreichen Böden, und von mittleren Standorten in der Schweiz und am Bodensee. Durch diese standortbezogene Züchtung entsteht eine neue Vielfalt von Sorten, die den ebenso vielfältigen Anbaubedingungen im ökologischen Landbau gerecht werden kann. |
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Abb. 1: Feuchtklebergehalt und Ertrag - Vergleich von Sorten aus konventioneller und biologisch-dynamischer Züchtung (Versuchsstandort Schwäbisch Hall mit größerer Zahl von Sorten) Legende: gefüllter Kreis = Sorten aus biologisch-dynamischer Züchtung offenes Dreieck = aus konventioneller Züchtung
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Verwendete Sorten:
Dottenfelderhof, Bad Vilbel (H. Spiess): HS 1 = Jula x Renan, HS 2
= Findling Schweiz (Sativa bzw. P. Kunz): Asita, Pollux |
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Weizenversuche an sechs Standorten Gute Backqualität Mittelwerte der sechs Standorte |
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Tabelle 1: Versuchsstandort Schwäbisch Hall: Beim Feuchtklebergehalt, Kleberertrag und Backqualitätsindex sind signifikante Unterschiede zugunsten der "Bio-Sorten" zu erkennen. Vergleich von Sorten aus konventioneller und biologisch-dynamischer Züchtung im gleichen Ertragsbereich |
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Eignung der Sorten Das Ergebnis dieser in gewissem Sinne subjektiven Einschätzung für die Eignung der Sorten ist in Tabelle 3 und dem angefügten Kasten dargestellt. Dabei ist interessant, dass "schlechtere" Sorten sich auf schlechteren Böden relativ gut eignen. Solche Sorten zählen in der Regel auch zu den "extensiven" Sorten (Stöppler 1989), das sind die Sorten, die auch im Ertrag ihren Vorteil gerade auf den schwächeren Standorten haben (Karneol, PGR 363, Sandomir und Goldblume). Im Gegensatz dazu haben die "intensiven" Sorten hohe Relativerträge besonders auf guten Böden. Und das sind gleichzeitig die in Tabelle 3 genannten ertragsstärkeren, aber kleberärmeren Sorten. |
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Tabelle 2: Ertrag und Backqualitätsanalyse - Mittelwerte von
6 Standorten, jeweils nach Rangfolge geordnet |
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Tabelle 3: Standorte und mittlerer Ertrag. Eignung der geprüften
Sorten auf den 6 Standorten. Sorten und Standorte wurden nach Ertrag
(dt/ha) geordnet. Eignung eingeteilt in 3 Kategorien: dunkle Schattierung:
gut geeignet für diesen Standort hellere Schattierung: brauchbar, aber
nicht 1. Wahl ohne Schattierung: schlecht geeignet |
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Ergebnisse und Eignung
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Züchtungsstandorte Regionale Züchtung Am Bodensee wurde der Anbau der am Keyserlingk-Institut entwickelten Sorten innerhalb einer Erzeugergemeinschaft vom Bundessortenamt genehmigt. Nach erfolgreichen Backversuchen wollen vier Bäckereien die Ernte verarbeiten und als Regionalbrot unter eigenem Markenzeichen in den Handel bringen. Dr. Bertold Heyden, Keyserlingk-Institut, |
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Literatur und weitere Informationen zu den Sorten:
Beitrag auch als PDF: Rubrik Forschung |