Lebendige Erde 2/2003:

Forum

Falsche Wiesennutzung lässt Bienen sterben

Kann es, gelingen, den landwirtschaftlichen Kurs und die Bienenvorträge von Rudolf Steiner zusammen zu sehen? Martin W. Pfeiffer zeigt in seiner Schrift: Die landwirtschaftliche Individualität - ein Bild des Menschen, das Zusammenwirken der Naturreiche mit dem Menschen in dem schönen Bild der Wesen, die zur Pflanze in einer besonderen Weise in Beziehung stehen: Regenwurm, Kuh und Biene.

Ein aktueller Notstand gibt jetzt im Frühjahr Anlass zum Handeln. Die Bienenvölker sind im abgelaufenen Jahr fast um die Hälfte zurückgegangen, und das hängt mit der Art der Landwirtschaft zusammen. Durch frühe und flächendeckende Mahd finden sie zuwenig Futter in der Form von Blütenpflanzen. Und, es treten beim Mähen blühender Wiesen mit Kreiselmähern und Aufbereitern enorme Bienenverluste auf. Bei blühendem Weißklee stellte das Zentrum für Bienenforschung in Bern-Liebefeld fest, dass bis zu 62 % der Bienen abgetötet bzw. verstümmelt wurden: ein Bienenvolk je ha wird vernichtet (siehe ADIZ 10/2001, LE 5-2002, S. 17)

Reife Wiesen!
Wie also kommen wir wieder zu mehr blühenden Wiesen, zu ausgereiftem Heu, trotz oder gerade wegen des Eiweißbedarfs? Die Imker fragen natürlich wegen der Bienen, aber die Frage ist für alle Insekten und Pflanzen, die Tiere und das Bodenleben ebenso wichtig, wie für die Elementarwelt und die Menschheit.

Gibt es sie noch, die Heukuh auf den Bauernhöfen, um beste Milch für die Kinder zu haben? Nur ein vollwertiges Futter, reich an Inhaltsstoffen bis hin zu den Kreuzhefen welche die Biene beim Bestäuben der Blüten verteilt, ist in der Lage, die gewaltige Verdauungskraft der Kuh auszunützen und das Tier fruchtbar zu halten, eine gute Milch zu bekommen.

Und ein Boden mit bestem Mist, mit Präparaten versehen gereift, vermag zusammen mit den Spritzpräparaten reichhaltige blühende Wiesen aufzubauen und zu erhalten. Schön sieht diese Wiese aus, auf der die Kinder die Blumensträuße suchen, wo Bienen, Schmetterlinge, Hummeln und viel Insekten tummeln. Nur eine "Magerwiese", ein romantisches Bild?

Ein krasses Gegenbild entsteht, wenn wir zusehen, wie modernste Kreiselmähwerke immer früher im Jahr ausrücken, mit Aufbereitern im flotten Tempo die Wiesen niederschneidend und mit der Zeit ringend, von Wetterkapriolen gejagt, von Arbeitskräftemangel geplagt. Und wenn da etwas kreucht und fleucht, ohweh! Wir brauchen nicht zur Sense zurückzukehren, diese Beobachtungen in über 20 Jahre mit Milchschafen, Bienen und Balkenmäher werfen die Frage auf, mit Blick auf die "großen Nachbarn": Muss das so sein? Als Imker sah ich die Honigtöpfe schwinden, die Wiesen immer ärmer und härter werden. Und innerhalb der Imkerschaft regte es sich, teils resignierend, teils zornig.

Abhilfe: andere Mähtechnik
Durch eine Begegnung mit einem Landwirt und Imker erfuhr ich von einem neuen Mähsystem: Es arbeitet mit beweglichen Fingern und einem beweglichen Messer mit Klingen. Die Finger fahren dicht über und unter diese Klingen. Das ermöglichst ein scherenartiges Mähen und damit, unabhängig von der zu mähenden Futterpflanze, ein erhebliches Mähtempo (12 km/h) und gewährleistet außerdem einen sauberen und scharfen Schnitt. Ganz gleich, in welchem Zustand die zu mähende Wiese ist, ob sie feucht oder niedergedrückt ist. Sauber auch, weil bei diesem Mähsystem keinerlei Erdreich nach oben geschleudert wird, und scharf weil der Pflanzenstengel nicht ausfasert, also gleich weiterwächst. Es geht auch anders: Die Liebefelder Bienenforscher fanden heraus, dass ohne den Aufbereiter weit weniger Bienen getötet werden, nur ein siebtel. Frühes oder abendliches Mähen ist bienenschonender, ebenso schlegeln, z.B. Zwischenfrucht.

Aber es gibt noch manch andere Möglichkeit dem Bienensterben abzuhelfen: Bienen auf die Bauernhöfe, oder Bienenweidefläche schaffen, z.B. "Tübinger Mischung", Randstreifen anlegen für Insekten und Bienen, Staffelung der Schnitt-Zeitpunkte, damit immer etwas blüht usw. Es ist vielleicht ein Ideal, aber es lohnt sich es anzustreben, auch unseren "lieben Schwestern und Brüdern" - den Honigbienen zuliebe.

Fridolin Völkle