Lebendige Erde 5/2001:

Hausgarten

Ein neuer Weg der ökologischen Bienenhaltung

Günter Friedmann

Seit 1995 gibt es beim Demeter-Bund Richtlinien, die die Erzeugung von Honig aus Demeter-Bienenhaltung regeln. Hier geht es nicht nur um eine Rückstandsfreiheit in Honig, Wachs und Propolis, sondern vorrangig um eine wesensgemäße Bienenhaltung. Sie orientiert sich an den wirklichen Bedürfnissen des Bien und gewährleistet eine langdauernde Fruchtbarkeit und Vitalität der Bienenvölker. So können die Bienen ihre Waben als Naturwaben bauen und sich über den Schwarmtrieb fortpflanzen und vermehren. Die Bekämpfung der Varroamilbe mittels organischen Säuren anstatt mit chemisch-synthetischen Mitteln, ist aus ökologischer Sicht selbstverständlich. Ausdrücklich geht es nicht darum, dass die Bienen ausschließlich ökologische Flächen befliegen und von diesen Nektar eintragen. Das Entscheidende ist die besondere Bienenkultur. Elementare Grundsätze der sogenannten modernen Imkerei, wie systematische Schwarmverhinderung, Ablegerbildung, künstliche Königinnenzucht und Besamung werden in Frage gestellt und bewusst gemieden. Viele Imker glauben, dass eine Bienenhaltung nur durch den Einsatz dieser Maßnahmen erfolgreich und rentabel sein kann. Doch eine zunehmende Zahl von Imkereien mit fünf bis zu 400 Völkern, die nach den Demeter-Richtlinien arbeiten, ist der Beweis dafür, dass auch eine andere Art des Umgangs mit den Bienen erfolgreich und rentabel sein kann.

Die Demeter-Bienenhaltung strebt nicht die Maximierung des Honigertrages an, sondern es stehen die Bedürfnisse des Bienenvolkes im Vordergrund. Da gesunde Völker auch ordentliche Mengen Honig eintragen, ist eine solche Imkerei wirtschaftlich. Bei der Vermehrung über den Schwarmtrieb steht der Imker nicht untätig herum und wartet, bis die Schwärme in den Bäumen hängen oder davonfliegen. Er trifft noch vorher, bei regelmäßigen Schwarmkontrollen, eine Auslese. Stellt er bei einigen Völkern Schwarmstimmung fest, so versucht er nicht, diese zu unterdrücken, sondern nimmt aus diesen Völkern kurz bevor der Schwarm abgeht, den Vorschwarm mit der alten Königin vorweg. Das Restvolk wird entweder belassen oder in Ableger mit Schwarmzellen aufgeteilt.

Nach Ansicht der Demeter-Imker sind nur natürlich herangewachsene Königinnen, ohne künstliche Besamung, vollwertige Königinnen. Das Ziel der Auslese sollte sein, mit einer an die Landschaft und Örtlichkeit angepaßten Biene der europäischen Rassen zu imkern, ohne Einkreuzung aus anderen Kontinenten, wie in der konventionellen Bienenhaltung oft üblich. Auch der Wabenbau ist für Demeter-Imker ein Teil des Bienenvolkes. Das Brutnest stellt natürlicherweise eine Einheit dar. So soll im Sinne der Richtlinien mit einem Rähmchenmaß geimkert werden, auf dem sich das Brutnest entfalten kann, ohne von Rähmchenleisten behindert zu werden. Bienen, Brut, Königin, Honigvorrat und Wabenbau bilden eine Einheit, die nicht zerrissen wird. Im Brutnestbereich als dem zentralen Bereich im Bienenvolk, sollen alle Waben vollständig von der Biene selbst gebaut werden. Konsequenterweise ist auch das Absperrgitter verbannt. Mittelwände dürfen lediglich im Honigraum eingesetzt werden ein Kompromiss zwischen Ökonomie und Ökologie. Allerdings müssen die verwendeten Mittelwände aus Naturbauwachs gefertigt werden, um eine rückstandsfreie Wachsqualität zu erhalten.

Honig ist die natürliche Nahrung der Bienen. Deshalb muß der Demeter-Imker seinen Völkern möglichst viel eigenen Honig lassen und seinem Winterfutter mindestens zehn Prozent davon zusetzen. Dadurch und durch den Zusatz von Salz und Kräutern wird die Futterqualität aufgewertet. Honig aus Demeter-Bienenhaltung wird vor dem ersten Festwerden abgefüllt, um Qualitätseinbußen durch Erwärmung zu vermeiden. Diese können schon bei einer Temperatur unter vierzig Grad auftreten.

Wer als Demeter-Imker anerkannt werden möchte, durchläuft normalerweise erst eine Umstellungszeit. Der Honig wird als Honig aus Demeter-Bienenhaltung in Umstellung verkauft. Nach maximal drei Jahren bekommt der Imker, wenn er den anderen Umgang mit den Bienen erfahren und gelernt hat, die volle Demeter-Anerkennung.