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Lebendige Erde 2/2002:HintergrundMilch ist der besondere Saft!
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Milchvieh - Überlebenstechnik in nördlichen
Breiten Milch ein sensibles Frischeprodukt mit eigenen
Kräften Von den Bildekräften der Milch wissen wir etwas. Verschiedenste Untersuchungen mit bildschaffenden Methoden haben gezeigt, dass die Milch auf dieser Ebene ein subtiles und instabiles Gebilde ist. Milch ist eben ein ausgesprochenes Frischeprodukt, was sich auch daran zeigt, dass wesentlich für die ganze Milchtechnologie die Auseinandersetzung mit den meist "negativen" Mikroorganismen und deren Zurückdrängen ist. Die Milch ist in ihrer Struktur leicht angreifbar. Leider geht uns dieser Zusammenhang, der aus der Mikrobiologie bekannt ist schnell verloren, wenn wir über technologische Einwirkungen nachdenken (vergleiche: Balzer, Gallmann 1998/Balzer, Gallmann 2000) schnell verloren. Da fehlen bis heute die Maßstäbe. Und das, obwohl die Aufarbeitung und Umwandlung der Milch, gerade wenn wir an Ernährung des erwachsenen Menschen denken, ein eigenständiges Ziel ist. Aber dazu noch später.
Denken wir nun zurück an Kuhmilch für den menschlichen Genuß. Von der Ebene der Bildekräfte und astralen Wirkungen, die wahrscheinlich insbesondere für Kinder wieder eine Bedeutung hat, wissen wir so gut wie gar nichts. Erst wenn wir an Esskultur denken, an die Verfeinerung und die Weiterentwicklung der Produkte durch die Technologie des Menschen bekommen wir zur Aromabildung, Geschmack und Herrichtung und somit zu einer Qualitätsvorstellung auf dieser Ebene. Daraus, dass das heute verfügbare Wissen über die beiden letzten Qualitätsebenen so beschränkt ist, müsste der Schluss gezogen werden, in das subtile Gefüge Milch bei der Erzeugung und Verarbeitung nur sehr vorsichtig und nur wenn notwendig einzugreifen. Für die Erzeugung heisst das, das Muttertier, Lieferant der Milch, so zu halten und zu füttern, dass es wesensgemäß ein Optimum erlebt. Für die Verarbeitung kann ich mich nur Edgar Speer (1988) anschließend,
der sein Fachbuch über Milchverarbeitung mit folgendem Satz beginnt.
"Milch ist einer der wertvollsten Naturstoffe überhaupt und seit Jahrtausenden
Grundbestandteil der Nahrung des Menschen. Um diesen zugleich sehr komplizierten
Stoff verlustarm zu verarbeiten und damit eine Vielzahl hochwertiger
Erzeugnisse zu gewinnen, bedarf es einer hochentwickelten Technologie."
Der Begriff Stoff in diesem Satz macht deutlich worüber er nachdenkt.
Dieser bedürfte sicherlich einer Erweiterung, so dass sich dieses verlustarm
auch auf die Ebene der Bildekräfte und der Sozialen und seelischen Aspekte
beziehen kann. Natürlich ist damit auch gemeint, dass man ein Lebensmittel
so bearbeiten muß, dass es die Menschen überhaupt erreicht. Es hat heute
keinen Wert mehr zu sagen, sollen doch alle die frische Milch vom Bauern
holen. Das geht nicht! Die Molkereien haben die Aufgabe in dem Gefüge
die Mittler zu spielen und unter maximaler Schonung der Qualität und
dem Hineinnehmen von Kulturtechnik den Menschen Milch und Milchprodukte
attraktiv verfügbar zu machen. Wenn der Konsument die Milchprodukte
nicht kaufen kann, weil sie zu unattraktiv, zu teuer oder zu schwer
erreichbar sind, ist niemandem gedient. Auf der anderen Seite sollte
man heute wieder stärker die qualitativen Aspekt in den Fokus nehmen
und diese den Kunden vermitteln. Dazu gehört auch, dass "Frische" im
Zusammenhang mit Milch wieder echte Bedeutung bekommt und nicht damit
verwechselt wird, dass das Produkt sich kühl anfühlt und im Kühlschrank
zu lagern ist. |
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Fermentation erweitert
den Ernährungsnutzen
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Molkereitechnik - schonende Verarbeitung ist entscheidend für die Qualität
Eine weitere Studie der Autoren über Joghurtherstellung, bei der die Aspekte der Trockenmasseeinstellung (ohne/mit Pulverzusatz, Ultrafiltration und Eindampfen) und der Nacherhitzung geprüft wurden, zeigten deutliche Qualitätsunterschiede wobei die Variante "ohne" Trockenmasseeinstellung und die Variante der Ultrafiltration am besten abschnitten. Wenn es um die Zugabe von Zutaten geht, spielt natürlich in erster
Linie die Qualität dieser zugegebenen Lebensmittel eine große Rolle.
Wird hier auf Qualität gesetzt, ist schon viel erreicht. Ähnlich wie
bei unserem Retortejoghurtbeispiel ist es auch hier nicht akzeptabel
und bleibt nicht ohne Irritationen, wenn mittels Farbstoffen und Aromen
etwas vorgegaukelt wird, was da gar nicht ist. Man muss zumindest sehr
gut darüber nachdenken in welchem Produkt z.B. Aromen eingesetzt werden,
und welche Qualität sie dann haben müssen. |
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Milchqualität
im Bild Milch ist ein empfindliches Lebensmittel - beim Verderb werden die physischen Kräfte der Natur prägend, während die Kräfte, die den Lebenserscheinungen zugrunde liegen - die ätherischen Bildekräfte, zurücktreten. Mit den sogenannten Bildschaffenden Verfahren (Kupferchloridkristallisation, Steigbilder) kann Qualitätsveränderungen durch Verarbeitungsschritte wie Pasterisieren, aber auch dem qualitativen Einfluss verschiedener Anbausysteme nachgegangen werden. Mit zunehmerder Intensität der Behandlung (Kühlen, Pasteurisieren, Homogenisieren, Ultrahocherhitzen) nimmt die Vitalqualität ab. Als natürlichstes Konservierungsverfahren für Rohmilch kann man die Säuerung ansehen - die Milch bleibt im Lebensprozess. Bilder: |
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![]() 1 ab Milch biologisch-dynamisch (oben, a) und konventionell verglichen mit der Kupferchlorid-kristallisation (aus: Milchqualität im Spiegel bildschaffender Methoden, U. Balzer- Graf, F.M. Balzer, Lebendige Erde 5/91) |
![]() 2ab Vorzugsmilch (oben, a) und pasteurisierte Milch, Steigbild nach WALA (aus: Milchqualität im Spiegel bildschaffender Methoden, U. Balzer- Graf, F.M. Balzer, Lebendige Erde 5/91) |
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Die Fütterung des Milchviehs hat einen bedeutenden Einfluß auf die
Qualität der Milch und ihre Eignung zur Verarbeitung von Milchprodukten
und Käse. Diesen Unterschied kann man besonders im Sommer feststellen:
Die Milch von Kühen, die auf der Weide viel Grünfutter genossen haben,
zeigt eine leicht gelbliche Verfärbung, die von dem Grünanteil der Pflanzen
herrührt. Im Winter gewonnene Milch dagegen kann diese Farbkomponente
nicht aufweisen. Weitere Beispiele sind die Gerinnungsfähigkeit der
Milch oder auch die Eignung der Milch zur Herstellung spezifischer Käsesorten.
Die Milch ist ein Lebensmittel, dessen Qualität besonders von den Lebensbedingungen
der Milchkuh abhängt. |
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Tiergerechte Fütterung macht Ökomilch wertvoll
Der Unterschied zwischen Milch aus ökologischer und konventioneller Wirtschaftsweise wurde in mehreren Studien hauptsächlich auf der stofflichen Ebene untersucht. GEDEK (1980) stellt eine Arbeit vor, in der Milch von 12 landwirtschaftlichen Betrieben mit unterschiedlicher Betriebsführung (konventionell, organisch-biologisch, biologisch-dynamisch) im Zeitraum eines Jahres laufend durch Anlieferungsmilchproben untersucht wurden. Hierbei wurde neben den sensorischen Eigenschaften der Gehalt an Fett und Eiweiß, an Aminosäuren und Fettsäuremustern sowie der Gehalt an Pestiziden, Aflatoxinen und Hemmstoffen untersucht. Mit dieser Versuchsanstellung wurde gezeigt, dass in den ökologisch wirtschaftenden Betrieben die Eiweiß- und Fettgehalte signifikant niedriger und der Gehalt an Linolensäure signifikant höher liegt als bei den konventionellen Proben. Bis in die Substanz hinein sind also Unterschiede möglich. In einer weiteren Studie von ARNOLD (1984) wurden über ein Jahr Konsummilchsorten in Demeter Qualität und Sorten konventioneller Qualität verglichen (28 Proben). Auch er untersuchte ein ähnlich breites Spektrum an chemischen Parametern und fand heraus, dass die Eiweißgehalte in der Demeter Milch signifikant niedriger sind. In der konventionellen Milch waren die Gehalte an Calcium und Phosphor sowie an Nichtproteinstickstoff signifikant erhöht. Die höheren Gehalte an Nichtproteinstickstoff bei konventionellen Erzeugnissen wird bei verschiedensten Produkten beobachtet, man schließt daraus, dass der Stickstoff nicht vollständig in komplexe Eiweiße eingebunden werden konnte. Im pflanzlichen Lebensmittel schließt man daraus auf unvollständige Reifeprozesse. In der Demeter Milch lagen die Gehalte der essentiellen Aminosäuren Valin, Methionin, Phenylalanin und Alanin signifikant höher ebenso wie die Gehalte an den Fettsäuren Pentadekansäure (C-15) und Margarinsäure (C-17), jeweils im Vergleich zu den konventionellen Proben. Aktuellere Arbeiten von Jahreis (1999) konnten einen signifikanten Einfluss der Fütterung auf den Gehalt an konjugierter Linolsäure in Milch nachweisen. Fütterungsregime, wie sie bei ökologischen Betrieben üblich sind, führten danach zu erhöhten Gehalten an konjugierter Linolsäure in der Milch. Er fand heraus, dass der höhere Fasergehalt des Futters und die geringere Energiedichte des Futters hierbei eine Rolle spielen. Diese wirken auf die Fermentationsbedingungen im Pansen und damit auf die Entstehung von konjungierten Linolsäuren begünstigend. Diese sogenannten "konjungierten" Linolsäuren werden im Zusammenhang mit einer krebshemmenden Wirkung beim Menschen diskutiert. |
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Viele Forscher haben sich auch mit bildschaffenden Methoden an die Untersuchung von Milch gewagt. Eine wichtige Arbeit stammt von BALZER-GRAF UND BALZER (1991). Bei dieser Arbeit wird verdeutlicht, dass diese bildschaffenden Methoden (einschließlich Steigbild) eine hervorragende Differenzierungsfähigkeit bei Milch bereithalten. Die vorgestellten Vergleiche zwischen konventioneller und Demeter - Milch erbrachten deutliche Unterschiede und Qualitätsdifferenzierungen, insbesondere auch bei Alterungsreihen. Dr. Alexander Beck, |
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Literatur
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Homogenisierung bei Demeter? Im rechtlichen Sinne ist von Homogenisierung nur dann auszugehen, wenn ein Aufrahmen über die Dauer der Haltbarkeit unterbleibt. Dies ist erst ab Homogenisierungsgraden von 60% der Fall. Dies war und ist bei Demeter verboten. Nach der neuen Regelung darf der Homogenisierungsgrad nicht über 30% liegen. Es wird mit der neuen Demeter-Richtlinie also der Graubereich unter der gesetzlichen Definition erfasst und für die Demeter-Vertragspartner jetzt erstmalig auch geregelt. Nur Demeter-Milch, die einen Homogenisierungsgrad von unter 10% aufweist, darf mit dem Hinweis "nicht homogenisiert" in Verkehr gebracht werden. Milch, die einen Homogenisierungsgrad zwischen 10% und 30% aufweist, darf einen solchen Hinweis nicht tragen. Demeter-Milch mit höheren Homogenisierungsgraden als 30% ist nicht zugelassen, Demeter ist der einzige Öko-Verband, der das regelt. Die neue Regelung bringt für die VerbraucherInnen mehr Transparenz, und sie ist vor allem auch ehrlich ist. Demeter steht nicht nur für gesunde und menschengemäße, sondern auch für ehrliche Lebensmittel. Wir wollen nur versprechen, was wir auch halten können. Aus Verbrauchersicht hat die Homogenisierung ja den Vorteil, daß die Milch nicht (so stark) aufrahmt, sich also kein Fett im Flaschenhals festsetzt. Viele VerbraucherInnen wissen nicht, dass dieses Aufrahmen auch durch das "Abrahmen" der Milch, also die Einstellung des Fettgehaltes vermindert wird. Molkereien bieten sogenannte standardisierte Milch mit 3,5% Fettgehalt an; der abzentrifugierte Rahm wird dann anderweitig genutzt. Ab Hof bzw. in Hofkäsereien ist das Zentrifugieren eher die Ausnahme, die dort abgegebenen Milch ist also fettreicher und insofern auch stärker aufrahmend. Insoweit ist dies unabhängig von einer Homogenisierung, muss aber mit angeführt werden, wenn diejenigen, die Milch ab Hof verkaufen, sich durch die neue Regelung in den Demeter-Richtlinien benachteiligt sehen. |