Lebendige Erde 4/2003:

Hintergrund

Sind biologisch-dynamische Lebensmittel gesünder?

Unterscheiden sich ökologisch bzw. biologisch-dynamisch erzeugte Lebensmittel und konventionelle? Auch in ihrer Wirkung?

von Karin Huber

Die Hauptmotivation von Verbrauchern, ökologische Produkte zu kaufen, ist die Erwartung, dass diese gesünder sind (Bruhn, 2001). Auch bei einer Umfrage des Institut für Marktanalysen AG in der Schweiz (IHA News 1999) und einer britischen Studie des Meinungsforschungsinstituts MORI (Extracts 1999) steht die Gesundheit als Grund für den Kauf von Ökoprodukten an erster Stelle. Viele Experten reagieren darauf jedoch sofort mit der Bemerkung, dass sich biologische bzw. biologisch-dynamische von konventionellen Lebensmittel mit wissenschaftlichen Methoden gar nicht eindeutig unterscheiden lassen. Sie könnten keine unterschiedliche Wirkung auf die Gesundheit haben. Ist also alles nur eine Irreführung oder Illusion der Verbraucher?
Hauptmotivation der Käufer von Bio-Produkten von 1989 bis 2001

Biologisch-dynamisch, biologisch, konventionell: andere Inhaltsstoffe?
Tatsächlich werden seit Beginn der biologisch-dynamischen und auch der biologischen Landwirtschaft deren Erzeugnisse immer wieder vergleichend analysiert, um zu belegen oder zu widerlegen, dass die verschiedenen Anbaumethoden Auswirkungen auf die Qualität der Erzeugnisse haben. In Alföldi et al. 2001 (Tabelle 1) kann man zusammenfassend sehen, dass bei den Parametern, die bisher in den Studien vorwiegend untersucht wurden, wie z.B. Mineralstoff- und Vitamingehalt, die ökologisch erzeugten Lebensmitteln gegenüber den konventionellen Produkten, abgesehen von Nitrat, nur leichte Vorteile aufzeigen oder sich gar nicht unterscheiden. Bei den genannten Literaturstudien wurde biologisch mit biologisch-dynamisch gleichgestellt. Eine genauere Überprüfung der Einzelergebnisse (Tabelle 2) ergab, dass die Annahme, biologisch-dynamisch erzeugte Lebensmittel würden bei diesen Untersuchungen besser abschneiden, so nicht zutrifft. Der Vergleich der verschiedenen Studien macht jedoch deutlich, dass die Ergebnisse nicht nur von der Anbauweise abhängen, sondern oft auch von der ausgewählten Sorte, der Bodenart und der geographischen Lage beeinflusst werden. Aktuell werden in der Forschung sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe analysiert. Sie können tatsächlich ein Unterscheidungsmerkmal sein. So zeigen neuere Untersuchungen, dass in ökologisch angebauten Beeren (Asamie et al. 2003), und Äpfel (Weibel et al. 2001) der Phenolgehalt höher ist. Ein Versuch in Holland zeigt weiterhin, dass durch die Anwendung von biologisch-dynamischen Präparaten in Äpfeln etwa 20 % mehr Phenole enthalten sein können als ohne (Bloksma et al. 2001).
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Literaturstudie
(Anzahl ausgewertete Studien, untersuchter Zeitraum)
Kenngröße
Woese et al. 1995
(150; 1926-1993)
Worthington 1998
(86;1926-1993)
Alföldi et al. 1998
(33; 1993-1998)
Nitrat
+
+
+
Vitamine
=
+
(+)
Proteinqualität
=
(+)
k.A
Mineralstoffe
=
(+)
=
Verarbeitung
-
k.A.
=
Fütterungsversuche
=
+
k.A.
Futterwahlversuche
+
k.A.
(+)
Sensorik
k.A.
(+)
+

.
+: biologisch angebaute Produkte schneiden im Vergleich zu konventionellen klar günstiger ab (+) leichte Vorteile für biologisch angebaute Produkte, = keine relevanten Unterschiede, ungünstiger für biologisch angebaute Produkte, k.A. keine Angabe. (aus: Alföldi 2001)

Tab. 1: Vergleichende Qualitätsforschung mit biologisch und konventionell angebauten Produkten: Zusammenfassende Unterschiede aufgrund von drei Literaturstudien (Alföldi et al. 2001)

Düngungsarten Untersuchte Inhaltsstoffe Unterschiede
Bd / min Mn, Fe in Spinat
Cu, Mo in Spinat
Im ersten Erntejahr, mehr Fe bei bd
kein Einfluß von Düngungsart und Düngungsmenge
Stallmist+Bd,
Stallmist+NPK,
K, Ca, P, Mg, Fe, Na in Gemüse (12 jähr. Versuch) minimal mehr K, Ca, P, Mg, Fe bei Stallmist +bd
Bd / konv K, Na, Ca, Mg, P, Asche von Möhren, Grünkohl u. Rote Bete
K, Na in Rote Bete u. Möhre
in Rote Bete bei bd weniger K, mehr Ca
.
das Verhältnis K/Na ist i.A. in bd kleiner
Bd / min Thiamin, Riboflavin in Spinat
.Carotin, Vitamin C in Spinat
beim 1. Erntetermin bei bd etwas weniger
bei bd weniger
Stallmist, bd,
Stallmist+NPK,
NPK
Ascorbinsäure in Gemüse
.
.
Carotin in Gemüse
bei Stallmist u. bd auf Moor mehr in Spinat, Kopfsalat, Wirsing, auf Sand mehr in Spinat u. Wirsing
bei Stallmist+NPK sowie NPK auf Sand und Moor mehr in Spinat und Möhre
Ungedüngt / org /
min / Kiesel
Carotin, Vitamin C, in Möhren keine Abhängigkeit von Düngungsmenge und Düngungsart
Stalldungkompost, Präparate, NPK Vitamin C u. A in Spinat
.
.
Vitamin C in Spinat
bei NPK am meisten Vitamin A, bei Stalldungkompost + bd am meisten Vitamin C
geringste Werte bei NPK
Min / Stallmist / bd Vitamin C in Möhren keine Tendenz erkennbar

Tab. 2: Vergleich von Mineralstoff- und Vitamingehalten in biologisch-dynamisch (= bd, bzw. Kiesel, bzw. Präparate) und anders (Stallmist, Min, NPK, Stallmist + NPK) angebautem Gemüse (aus Woese et al. 1995, stark zusammengefaßt)
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Ganzheitliche Methoden zeigen Unterschiede auf
Ganzheitliche Methoden, wie zum Beispiel die elektrochemische Messung, die bei der Bestimmung des P-Wertes verwendet wird, scheinen für die Unterscheidung von biologischen und konventionellen Produkten ebenfalls geeignet zu sein. So zeigen Studien von Hoffmann (1991), Walz (1996), Velmirov und Plochberger (1995) Unterschiede zwischen biologischen bzw. biologisch-dynamischen und konventionellen Produkten. Neue Untersuchungen zeigen , dass sich bereits nach einem Jahr der Umstellung auf eine ökologische Anbauweise Auswirkungen auf die elektrochemische Parameter im Presssaft finden (Jeszik 2003). Auch mit der Biophotonenmessung können deutliche Unterschiede zwischen ökologisch und konventionell angebautem Gemüse nachgewiesen werden (Popp, 1991). Eine Unterscheidung nicht nur zwischen ökologisch und konventionell, sondern auch zwischen ökologisch und biologisch-dynamisch erzeugten Produkten kann gut durch die bildschaffenden Methoden dargestellt werden (Mäder et al. 1993, Dörler 1996, Balzer-Graf 1996). Balzer-Graf et al. (1998) gelingt es so z.B. im Blindversuch neun codierte Apfelproben nach ihrer Anbauart (biologisch-dynamisch, ungedüngt, organisch) einzuordnen. Dabei zeigten die Früchte der biologisch-dynamischen Variante die günstigste Vitalqualität. Besonders interessant ist, dass sich diese Unterschiede in den verarbeiteten Lebensmittel fortsetzen. So lassen sich Apfelsäfte aus Bio-Äpfeln eindeutig von Säften aus konventionellen Äpfeln unterscheiden und auch bei Bier läßt sich erkennen , ob es aus konventionell oder ökologisch angebauten Rohstoffen gebraut ist (Dörler 1996).
Einen weiteren Hinweis für Unterschiede in der Qualität von Erzeugnissen unterschiedlicher Anbaumethoden kann deren Haltbarkeit sein. So zeigt ein Versuch mit Möhren, dass konventionelle Rüben eine signifikant schlechtere Lagerfähigkeit haben als biologisch-dynamisch erzeugte (Fleck et al. 1998). Auch Tierfütterungsversuche und Futterwahlversuche werden den ganzheitlichen Methoden zugeordnet. Verschiedene Versuche haben gezeigt, dass Tiere, wenn sie zwischen ökologisch und konventionell angebautem Futter wählen dürfen, das ökologisch erzeugte bevorzugen. Bezüglich biologisch-dynamisch erzeugtem Futter, kommt es jedoch zu widersprüchlichen Präferenzen (Velmirov 2001). Interessant ist ein Fütterungsvergleich bei Kaninchen (Staiger 1991), der in der zweiten und dritten Generation deutliche Unterschiede erkennen ließ. So war bei den Tieren mit biologisch-dynamischem Futter die Trächtigkeitsrate in der zweiten Generation sowie die Embryonenzahl in der zweiten und dritten Generation erhöht. Ähnliche Unterschiede in der Fruchtbarkeit fanden bereits Aehnelt und Hahn (1973).

Komplexere Parameter: Pflanzenentwicklung und Reife
Parallel zu den genannten Untersuchungen, die immer mehr verbessert werden, sucht man auch nach neuen Unterscheidungskriterien. Ein Ansatz ist dabei, nicht allein nach einzelnen Inhaltsstoffen zu schauen, sondern zu verfolgen, wie sie sich während der Entwicklung der Pflanze verhalten. So nimmt die Pflanze Stickstoff als Nitrat oder Ammonium auf und formt diese Verbindungen zu Aminosäuren und Proteinen um. Die "Proteinratio", die die Proteinkonzentration im Verhältnis zur Summe von Protein- und Aminosäurekonzentration angibt, quantifiziert diese Umformung. Je höher deren Wert ist, desto "reifer" scheint die Frucht zu sein. Mit diesem Maß können bei Äpfeln Unterschiede festgestellt werden, in Abhängigkeit davon, ob biologisch-dynamische Präparate angewandt wurden oder nicht. Sie sind deutlicher, wenn die Äpfel im Sonnenlicht, vernachlässigbar, wenn sie im Schatten gewachsen sind (Bloksma et al. 2001).

Öko-Lebensmittel: was ist dran an einer Wirkung auf die Gesundheit?

Ein weiterer Hinweis für die Reife ist die Umwandlung von Monosacchariden zu Disacchariden. In diesem Zusammenhang zeigen Fleck et al. 2001, dass in konventionellen Möhren weniger D-Glucose, Saccharose und Gesamtzucker nachgewiesen wurden als in biologisch-dynamischen; dabei gingen steigende Gehalte an Saccharose mit sinkendem Monosaccharidgehalten einher. Allerdings wurde nicht die selben Sorten verglichen. Ein anderer Ansatzpunkt ist, dass man verschiedene Untersuchungen parallel führt (Bloksma et al. 2001 ) oder zu einem Index zusammenfasst, so dass man durch die "Summe" der Ergebnisse vieler Einzeluntersuchungen zu einem Unterscheidungsmerkmal kommt, mit dem sich biologisch von konventionell angebautem Gemüse deutlicher unterscheiden läßt (Velmirov et al. 2003).

Sagen die Unterschiede etwas über den Gesundheitswert?
Die WHO definiert Gesundheit nicht nur als Abwesenheit von Krankheit, sondern als das körperliche, seelische und soziale Wohlergehen. Bezüglich der Ernährung denkt man in erster Linie meist an die Erhaltung der körperlichen Gesundheit: man spricht von einer ganzen Palette ernährungsabhängiger Krankheiten, wie Herz-Kreislauf-Krankheiten, geschwulstartige Veränderungen oder Stoffwechselkrankheiten durch die jährlich allein in Deutschland zig Millionen Euro direkter und indirekter Kosten entstehen (Kohlmeier et al. 1993). Parallel kristallisiert sich heraus, dass immer mehr andere Krankheiten, wie Allergien oder psychische Krankheiten, durch eine falsche Ernährung beeinflusst werden. Den alleinigen Einfluss der Ernährung auf diese Krankheiten zu ermitteln, ist sehr schwierig, da sie parallel auch vom Lebensstil und der genetischen Veranlagung abhängen.
Eindeutig ist, dass die Abwesenheit von schädigenden Rückständen und Kontaminanten in Lebensmitteln besser für die Gesundheit ist, als deren Präsenz. In diesem Zusammenhang schneiden ökologische Lebensmittel besser ab. Während Woese et al. (1998) in ihrer Literaturstudie zusammenfassend feststellen, dass im Gemüse als auch Öko-Obst nur tendenziell geringere Rückstande enthält, sind neuere Untersuchungen überzeugender: So findet eine aufwendige amerikanische Studie in ökologisch angebautem Gemüse und Obst rund ein Drittel weniger Pestizide als in konventionell angebautem (Baker et al. 2002). Auch systematische Untersuchungen der entsprechenden Behörden zeigen deutlich weniger Rückstände in ökologisch angebautem als in konventionell erzeugtem Gemüse und Obst (vgl. Pressemitteilung Uni Hohenheim 2003 oder LE: 3-2002, S. 5).
Allein Rückstandsfreiheit reicht jedoch nicht, um die gesundheitliche Wirkungen eines Lebensmittels zu beschreiben. Vitamin- und Nährstoffarmut z.B., die in Asien, Afrika und Südamerika immer noch zu körperlichen Mangelerscheinungen und psychischen Veränderungen führen, zeigen die Notwendigkeit, bei den Grundlagen der Ernährung zu beginnen Auch hierzulande müssen breit angelegte Kampagnen wie "5 am Tag", die Notwendigkeit regelmäßigen frischen Obst- und Gemüsekonsums in Erinnerung rufen (www.DGE.de). Es wird daran geforscht, Gemüse mit erhöhtem Vitamingehalt zu züchten, Lebensmittel durch künstliche Vitamine zu ergänzen oder Nahrungsergänzungsmittel anzubieten. Da biologische und konventionelle Lebensmittel sich bezüglich der Mineralstoffgehalte kaum unterscheiden, scheint das für viele zu begründen, dass Ökolebensmittel nicht gesünder sind.
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Andere Modelle der Ernährung eröffnen weitere Parameter
Sieht man die Ernährung nicht nur in ihrer Funktion, den Nährstoffbedarf zu decken, können auch andere Unterscheidungsmethoden aussagekräftig für die Gesundheitsrelevanz der Lebensmittel sein. So richtet die Qualitätsbestimmung mit elektrochemischen Messungen den Blick auf andere Vorgänge im Menschen (Tab.4). Viele Teilschritte des Stoffwechsels sind Redoxprozesse, die sich durch einen Elektronenübergang auszeichnen. Der Körper benötigt einen "Nachschub" an Stoffen mit hoher Elektronenenergie, um diese Prozesse aufrecht zu erhalten. Je reduzierter ein Lebensmittel ist, desto besser kann es freie Radikale im Körper neutralisieren; diese können beteiligt sein an der Entstehung von Herz-Kreislaufkrankheiten und Krebserkrankungen. Auch manche sekundären Pflanzenstoffe, zum Beispiel die Phenole gelten als Antioxidianten und verhindern schädliche Oxidationsprozesse im Körper. Die Messung von Biophotonen geht davon aus, dass die Lichtspeicherungsfähigkeit mit dem Ordnungsgrad der Lebensmittel zunimmt. Der Verzehr von Lebensmitteln mit möglichst hohem Ordnungsgrad ist nach diesem Modell wichtig, um die Ordnung im Menschen aufrecht erhalten zu können.
Ganzheitliche Untersuchungen Untersuchungen, die biologisch-dynamische Lebensmittel einbeziehen Qualität der biologisch-dynamischen Lebensmittel
   
besser
widersprüchlich
Bildschaffende Methoden Mäder et al. (1993), Balzer-Graf (1996), Balzer-Graf et al. (1998)
x
Elektrochemische Methoden Hoffmann (1991)
x
Tierfütterungsversuch Staiger (1991)
x
Tierfutterwahlversuch Velmirov (2001)
x
Lagerungsverhalten Fleck et al. (1998)
x
Ermittlung des Reifegrades Bloksma et al (2001), Fleck et al. (2001)
x

Tab.3: Qualitätsbeurteilung von biologisch-dynamischen Lebensmitteln mit ganz unterschiedlichen Untersuchungen.

 
Verschiedene Theorien über den Einfluß der Ernährung auf Lebensprozesse Resultierende Untersuchungen zur Qualitätsbestimmung in Lebensmittel
Nährstoffe und Vitamine sind essentiell für den Stoffwechsel und Körperaufbau Messung der Mineralstoff- und Vitaminmengen
Rückstände und Kontaminanten schaden der Gesundheit Messung von Pestiziden
Lebensprozesse sind durch Redoxprozesse charakterisiert Elektrochemische Messungen
Die Ordnung des Organismus muß durch die Aufnahme von geordneten Strukturen aufrechterhalten werden Ansteigende Lichtspeicherung ist ein Zeichen für eine höhere Ordnung. Messung von Biophotonen
Ätherische Kräfte der Lebensmittel wirken im Körper Messung der formgebenden Kräfte mit Hilfe von bildschaffenden Methoden Suche nach den Auswirkungen auf den Menschen mit Hilfe einer Ernährungs-Qualitäts-Studie

Tab.4: Der Einfluß der Ernährung auf die Gesundheit und die dazugehörigen Messmethoden.

Aus anthroposophischer Sicht wirken die ätherischen Kräfte der Lebensmittel auf den Körper. Mit Hilfe der bildschaffenden Methoden können die formgebenden Kräfte einer Pflanze aufgezeigt werden. Welche direkten Auswirkungen die jeweils unterschiedlichen Lebensmittelqualitäten auf den Menschen haben, kann man jedoch nur ermitteln, wenn man ihn in die Untersuchungen mit einbezieht. Der Vorteil einer Studie mit Menschen ist, dass diese auch berichten können, was sie schmecken und welche Veränderungen sie spüren. Daher führte der Forschungsring für Biologisch Dynamische Wirtschaftsweise e.V. vergangenen Herbst nach zweijähriger Vorbereitung eine Ernährungs-Qualitäts-Studie durch (Ergebnisse siehe S. 40) . Bei dieser Studie verzehrte eine Gruppe von Menschen im Kloster mehrere Wochen lang konsequent biologisch-dynamische Lebensmittel. Parallel wurde das körperliche, geistige und seelische Wohlbefinden der Teilnehmer untersucht. Um im Vorfeld zu klären, welche Parameter bei einer Ernährungsumstellung auf biologisch-dynamische Lebensmittel beeinflusst werden könnten, wurden Leser der Lebendigen Erde im Jahr 2001 gebeten, ihre Erfahrungen zu berichten. Da wurde u.a. von Hautausschlägen und Darmkrankheiten berichtet, die durch eine Ernährungsumstellung geheilt wurden, sowie von Verbesserung des seelischen Befindens (s. links). Wissenschaftlich sind die Berichte jedoch nicht verwertbar, da eine Ernährungsumstellung oft mit einer Umstellung von Lebensstil und -gewohnheiten einhergeht. Ernährungsstudien mit biologisch-dynamischen Lebensmittel wurden noch nie durchgeführt. Allerdings gab es in den 30iger und 40iger Jahren Studien, in denen beim Menschen die Wirkungen des Verzehrs von mineralisch bzw. mit Mist gedüngtem Gemüse und Kartoffeln verglichen (Reiter et al. 1938, Dost 1941, Wendt 1943). Da in diesen Versuchen die verglichenen Probandengruppen meist an verschiedenen Orten lebten und die unterschiedliche Erzeugung sich nur auf das Gemüse beschränkte, sind die Ergebnisse jedoch nicht weitreichend.

Fazit: Wirkungen müssen noch belegt werden
Im Vergleich zu den Messungen der Inhaltsstoffe, können die verschiedenen Anbaumethoden mit Hilfe von ganzheitlichen Methoden besser unterschieden werden. Allerdings sind sie noch nicht allgemein wissenschaftlich anerkannt und werden daher auch wenig zitiert. Um diesem abzuhelfen, bestehen Bestrebungen, einige dieser Methoden zu validieren, das heißt zu prüfen, ob mit damit verschiedene Durchführende an einer definierten Fragestellung zum gleichen Ergebnis kommen. Ein Beispiel ist die Validierung der Kupferchlorid-Kristallisation, die im Rahmen eines internationalen Projektes angegangen wird (Busscher et al. 2003). Die verschiedenen ganzheitlichen Untersuchungen knüpfen an Theorien über jeweils verschiedene Lebensprozesse im Körper an. Was eine im jeweiligen Sinne bessere Qualität allerdings für den Menschen konkret bedeutet, kann dadurch nicht vorausgesagt werden. Ernährungsstudien, die demgegenüber direkt untersuchen, welche Auswirkungen eine qualitative Ernährungsumstellung - also von konventionell zu bio bzw. biologisch-dynamisch - auf Geist, Seele und Körper hat, , sind zwar besonders aufwendig, können aber am ehesten mehr Klarheit in die Frage nach der Wirkung von Lebensmitteln unterschiedlicher Landbausysteme bringen.
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Erfahrungen bei Ernährungsumstellung auf biologisch oder biologisch-dynamische Lebensmittel

  • Eine Frau beschrieb, dass sie nach dem Verzehr von bestimmten Lebensmitteln nach 24 Stunden heftige Kopfschmerzen bekam, die von fast unstillbarem Erbrechen begleitet wurden. Gleichzeitig ging es ihr seelisch sehr schlecht. Es wurde festgestellt, dass sie gegen nichts allergisch sei. Ein Heilpraktiker bewirkte, dass sie neben anderen Behandlungen die Nahrung umstellte. Nun isst sie nur noch jahreszeitlich anfallendes Gemüse und Obst von einem Hof mit biologisch-dynamischen Anbau und genießt dessen wesentlich besseren Geschmack. Die übrigen Lebensmittel kauft sie im Naturkostladen. Gesundheitlich geht es ihr jetzt gut. Isst sie wieder konventionelle Produkte, treten die ursprünglichen Erscheinungen wieder auf, jedoch in abgemilderter Form, da sich ihr Allgemeinzustand verbessert hat.
  • Eine Mutter schrieb, dass Ihre 18 Monate alte Tochter unter trockenen Stellen und Pickeln im Gesicht litt. Von einer ebenfalls betroffenen Mutter erfuhr sie, dass dies sensible Reaktionen auf konventionelle Nahrungsmittel seien und stellte darauf auf biologische und biologisch-dynamisch erzeugte Lebensmittel um, was zu einem Verschwinden der Symptome führte. In ihrem Bekanntenkreis sind viele Kleinkinder, die eine solche Symptomatik aufweisen und denen mit konsequenter Ernährungsumstellung geholfen werden konnte, ohne dass sie zu Allergiker wurden.
  • Eine Frau ist durch eine seelische Krise zur Naturkost gekommen und stellt fest, dass sie mit der Zeit seelisch und geistig offener und sensibler geworden ist. Sie schnuppert nun gerne an Obst und frischem Brot, was sie früher nicht getan hat. Auch die früheren leichten Bauchschmerzen, die grundsätzlich nach den Mahlzeiten auftraten, gibt es heute nicht mehr.
  • Wieder eine andere Frau berichtet, dass sie eine Darmkrankheit gehabt hat und dann der Darm völlig verrückt gespielt habe. Sie stellte darauf hin ihre Ernährung völlig um, aß zum Einen mehr Obst, Gemüse und Vollkornprodukte, zum Anderen achtete Sie darauf, dass sie nur noch Produkte in Bio-Qualität zu sich nahm. Eine Darmspiegelung vier Monate später zeigte, dass es im Darm keine Entzündungsherde mehr gab.
  • Eine andere Frau schreibt, dass sie sich seit 30 Jahren mit Biolebensmittel ernährt, vorwiegend mit biologisch-dynamischen. Sie hat mittlerweile einen " 6. Sinn" für schadstofffreie Qualität entwickelt hat. So bekommt sie nach dem Verzehr von konventionellen Produkten Kopfschmerzen oder rote Flecken im Gesicht.
 

Literatur

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Dr. Karin Huber, Geographin, führte für den Forschungsring eine umfassende Ernährungsstudie durch.
Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise e.V.
Brandschneise 1
64295 Darmstadt
www.forschungsring.de