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Lebendige Erde 4/2004:HintergrundDen Möhren einen Namen gebenKampagne macht Saatgut und Züchtung zum Verbraucherthemavon Karin Heinze
Kaum jemand dürfte beim Einkauf oder beim Kochen darüber nachdenken, aus welchem Saatgut das Gemüse gezogen wurde, das er konsumiert. In erster Linie achtet der Verbraucher auf die optisch wahrnehmbare Qualität und den Preis. Besonders bewusste Konsumenten legen allenfalls noch Wert auf Regionalware, Verbandskennzeichnung oder Bio-Siegel. Ein Trend zeichnet sich jedoch beim Einkaufsverhalten darüber hinaus ab: Die Gruppe derjenigen, die auf der Suche nach wirklichen Geschmackserlebnissen sind, nimmt zu und Kunden sind sehr wohl empfänglich für Spezialitäten, für Waren, die ihnen einen Zusatznutzen, einen Mehrwert bieten. Diese Tatsachen gilt es zu nutzen. Sie bieten den Ansatzpunkt für eine sortenspezifische Vermarktung bei Kulturen, die es gewöhnlich nicht dem Namen nach zu kaufen gibt wie wir es bei Kartoffeln oder Äpfeln kennen.
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Gemüse mit Charakter stößt auf großes Interesse
Das Interesse an den "Möhren mit Charakter" übertraf die Erwartungen bei weitem: Sowohl Einzelhändler, Großhändler, wie auch Verbandsvertreter, Verarbeiter und sogar Politiker bedachten die Kampagne mit viel Aufmerksamkeit. Die Aufarbeitung der geknüpften Kontakte schlug sich bislang beispielsweise nieder in einer Infoveranstaltung beim Naturkostgroßhändler Bodan, wo alle 45 Teilnehmer/innen Interesse an der Sortenvermarktung äußerten. Derzeit werden bereits je zwei Naturkostläden in Hamburg und Lübeck von der Domäne Fredeburg mit der Sorte Rodelika und den entsprechenden Marketingmaterialien beliefert. Es scheint mit dem Pilotprojekt gelungen zu sein, die komplexen Sachverhalte Züchtung und Saatgut auf eine Ebene herunter zu brechen, die den Bedürfnissen der meisten Akteure nach überschaubaren Informationen entsprechen. Gleichzeitig geben die begleitenden Materialien, Kistenstecker, Plakate, Faltblätter und Broschüren dem Naturkosteinzelhandel ein Profilierungsinstrument an die Hand, mit dem er seine Fachkompetenz im Gemüsebereich betonen kann.
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Sortenmarketing setzt eine andere Züchtung voraus
Der biologisch-dynamischen Züchtung ist es gelungen, klare Alleinstellungsmerkmale in Geschmack und Gehalt für drei Möhrensorten zu erreichen. Die Sorten Rodelika, gezüchtet von Dieter Bauer, Dottenfelderhof, Robila, aus einem Züchtungsgang von Thomas Heinze, Eichstetten am Kaiserstuhl und Milan, eine Züchtung von Michael Pickel, Gärtnerei Piluweri, Müllheim bei Freiburg, sind hauptsächlich durch Selektion und Linienbildung aus samenfesten bewährten Sorten entstanden und während der Entwicklung auch immer streng nach Geschmackskriterien ausgewählt worden. So entstanden drei grundverschiedene Typen, die sich jeweils besonders für eine bestimmte Nutzung eignen. Während Rodelika sich mit ihrem kräftig-aromatischen Geschmack, ihrem sehr hohen Zucker- und Trockensubstanzgehalt sehr gut als Kochgemüse und zum Saften eignet, bietet die Sorte Robila einen harmonischen, mild-süßen Geschmack, der sie für die feine Küche und zum Rohverzehr empfiehlt. Die Sommermöhre Milan wird als frisch und saftig beschrieben, sie passt sehr gut für Salate und als Snack. Die Aussagen auf den kleinen Info-Flyern, die für die Sortenvermarktung gestaltet wurden, stützen sich auf Analysen und Steigbilduntersuchungen. Rodelika und Robila sind beim Bundessortenamt anerkannt, Milan ist noch in der Prüfung. Bei der Anerkennung von Rodelika und Robila wurde vom Bundessortenamt erstmalig das Zusatzkriterium Geschmack geprüft.
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Beispiel: Der bayerische Naturkostgroßhändler Ökoring hat in der letzten Saison Möhren der biologisch-dynamisch gezüchteten Sorte Robila vermarktet und zwar zu einem um 20 Cent höheren Preis als die namenlosen Konkurrenten. Die sortenspezifische Vermarktung bietet sich also auch als ein denkenswerter Weg aus der Sackgasse eines Niedrigpreismarketings an und bringt zusätzlich die biologisch-dynamischen Züchtungen auf den Teller. |
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Alle Marktakteure einbeziehen |
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Bingenheimer Saatgut AG, |
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