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Lebendige Erde 1/2005:HintergrundSchule auf dem Bauernhof
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![]() Lernen, wie es wächst: die Gartengruppe des Schulbauernhofs Ummeln beim Pflanzen |
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Bauernhof als Lernort - die Nachfrage steigt
1983 entstand mit dem Schulbauernhof Ummeln das erste sehr umfassende pädagogische Angebot am Lernort Bauernhof - mehrtägige Mitarbeit in Kleingruppen in den verschiedenen Sparten eines kleinen und auf Handarbeitsstufe reduzierten landwirtschaftlichen Betriebes. Derzeit gibt es etwa zwanzig Betriebe, die nach dem Ummelner Modell als Schulbauernhof arbeiten und einige Hundert, die als "Lernort Bauernhof" mit anderen Konzepten Schulklassen empfangen. Es gibt eine Vielzahl von Studien, die dem Besuch auf einem Lernbauernhof vielfache positive Wirkungen attestieren, angefangen vom Wissenserwerb über soziales Lernen, Umwelt-Lernen, Erlernen handwerklicher Fertigkeiten bis hin zur Entwicklung eines stärkeren Gesundheitsbewusstseins. Ein weiteres Anwachsen der Nachfrage nach dem Lernen auf dem Bauernhof ist möglich, gesellschaftlich erwünscht und - betrachtet man die Entwicklung der letzten Jahre - voraussehbar. |
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Was ist ein Schulbauernhof?
Der Schulbauernhof ist ein außerschulischer Lernort, an dem Schülerinnen und Schüler für mehrere Tage aktiv unter Anleitung und auch eigenverantwortlich mitarbeiten und am bäuerlichen Leben auf erziehungsintensive und erlebnisträchtige Weise teilnehmen. Ganz im Gegensatz zu Hofbesichtigungen und Kurzbesuchen haben die SchülerInnen auf Schulbauernhöfen die Gelegenheit, statt Momentaufnahmen den landwirtschaftlichen Alltag zu erleben. Bei der größtenteils ungewohnten Arbeit können sie sich mit den Tieren und der Umgebung vertraut machen. Die Schulbauernhöfe sind in der Regel wenig spezialisiert und wenig technisiert und die MitarbeiterInnen nicht abhängig von den landwirtschaftlichen Erträgen. Daher sind Schulbauernhöfe fehlerfreundlicher und eröffnen den SchülerInnen mehr Möglichkeiten der Mitarbeit. Schüler und Schülerinnen brauchen Freiräume zum Lernen und Üben ohne die Angst, durch Fehler oder mangelhafte Kenntnisse und Übung wirtschaftlich bedeutende Schäden hervorzurufen. |
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Was bietet ein Schulbauernhof?
Auf allen Höfen wird nicht belehrt, sondern die MitarbeiterInnen der Schulbauernhöfe stellen viele Fragen, berichten von eigenen Erlebnissen und fordern zum Anfassen und Mitmachen auf. Durch die Verknüpfung von körperlicher Arbeit, sinnlicher Naturerfahrung und dem Vermitteln praktischer Fertigkeiten ist es möglich, junge Menschen für die Landwirtschaft zu sensibilisieren. SchülerInnen können auf dem Hof eigene, persönliche Erfolge haben und dadurch motiviert und gestärkt werden, z.B. wenn das Melken einer Ziege gut klappt. Obwohl einige Schulbauernhöfe schon seit langer Zeit existieren, ständig Jugendliche auf ihrem Betrieb sind und sich in der Landwirtschaft und auf den Höfen in der Regel viele Gefahrenquellen befinden, ist es noch auf keinem Schulbauernhof zu schweren Unfällen gekommen - und das, obwohl den SchülerInnen viel zugetraut wird, vielleicht gerade deshalb. Wenn die SchülerInnen den Ernst ihres Handelns spüren und sie Verantwortung übertragen bekommen - auch im Umgang mit den Tieren, handeln sie verantwortungsbewusst und mit großem Respekt. Die Haltung von Tieren bietet SchülerInnen weitere Erfahrungen mit den Kreisläufen der Natur, d.h. Geburt und Leben, Sterben und Tod können miterlebt und nachvollzogen werden. Ferner kann der Kontakt zu den Tieren positive Auswirkungen auf die Psyche der SchülerInnen haben. Tiere können den Menschen nicht be- oder verurteilen. Der Mensch fühlt sich von ihnen so angenommen, wie er ist. Tiere können zudem Trost spenden. Zusammenfassend lässt sich die besondere Eignung von Schulbauernhöfen wie folgt darstellen:
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Für wen eignet sich das "Lernen auf dem Bauernhof"?
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Leitfaden für Lehrkräfte und LandwirtInnen
Ein zweijähriges vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft getragenes Modellvorhaben (Bundesinitiative Lernen auf dem Bauernhof) konnte das Spektrum pädagogischer Angebote auf Bauernhöfen und das Feld der Nachfrage durch Schulen umfassend beschreiben. Die Ergebnisse daraus und zusätzliche Expertisen sind eingeflossen in einen Leitfaden für Lehrkräfte und LandwirtInnen, der über die Internetseite www.lernenaufdembauernhof.de bestellt oder heruntergeladen bzw. beim BMVEL (Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Postfach 301163, 53191 Bonn, Tel: 0180-5221997, Fax: 0180-5221996, 12ct/min.) angefordert werden kann. |
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Wie finden Schulklassen den für sie geeigneten Bauernhof?
Viele Bauernhöfe mit pädagogischem Programm haben sich im Internetportal www.lernenaufdembauernhof.de eingetragen. Schulbauernhöfe sind auf nebenstehender Karte zu finden (ohne Anspruch auf Vollständigkeit !). In etlichen Bundesländern gibt es regionale Koordinationsstellen, die Betriebsadressen bereitstellen, landwirtschaftliche Betriebe und Lehrkräfte beraten, Informationsmaterialien erstellen und z.T. Fortbildungen für Schulen und Bauernhöfe anbieten. Eine Übersicht der Koordinationsstellen ist ebenfalls im Internetportal www.lernenaufdembauernhof.de einsehbar. |
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Vernetzung und Austausch
Viele Schulbauernhöfe sind auf Jahre im voraus ausgebucht und die Nachfrage ist unvermindert groß. Es könnte mehr Höfe geben, wäre da nicht die schwierige Finanzierungsfrage. Um in diesem Bereich Hilfestellungen zu geben, aber auch, um den Austausch der bestehenden Einrichtungen und Initiativen untereinander zu ermöglichen und diese zu vernetzen, gibt es seit sieben Jahren jährliche Bundestreffen und Fortbildungen in der ev. Landjugendakademie in Altenkirchen (Westerwald). Die nächste Bundestagung der "Lernorte Bauernhof" findet vom 4.-6. Februar 2005 statt. Informationen gibt es unter info@lja.de oder 02681-95160. |
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Lehrer und Landwirt gleichzeitig Bei der Freien Waldorfschule Saar- Hunsrück gehört der Bauernhof mit zum Konzept: Hendrik von Carlowitz bewirtschaftet als Pächter 13 ha mit einem kleinen gemischten Tierbestand und ist gleichzeitig Gartenbau- sowie Klassenlehrer. Standbein ist der Gemüsebau mit Direktvermarktung, für die pädagogische Arbeit auf dem Hof gibt es ein halbes Gehalt. Eigentümer ist ein Trägerverein. Schüler von Klasse 2 bis 6 versorgen unter Anleitung der Landwirtsfamilie die Tiere, gruppen- oder klassenweise helfen Schüler bei Aussaat, Pflanzung, Pflege und Ernte. Auch für weitere Gruppen , (Schulen oder Ferienprogramm der Gemeinde) werden Angebote gemacht. Für den weiteren Ausbau und Intensivierung werden übrigens noch Menschen mit Ideen und Tatkraft gesucht.
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