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Lebendige Erde 4/2005:HintergrundBessere Stallmistkompostierung
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Verlauf der Rotte Unser Beitrag wird sich vor allem mit der aeroben Rotte beschäftigen und aufzeigen, wie man Nährstoffverluste reduzieren kann. Die aerobe Rotte verläuft bei Stallmist und anderen Materialien grundsätzlich ähnlich. Mit der Zeit verändert sich die Temperatur im Rottematerial in charakteristischer Weise. Dadurch ist die Rottetemperatur ein einfacher Indikator der aktuell stattfindenden Prozesse und dient der Einteilung der Rotte in verschiedene Phasen (Gray & B., 1981; Abb. 1).
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Wie lange soll die Rottezeit bei Stallmist dauern?
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Wie gasförmige Verluste entstehen
Gase treten aus der Miete aus, wenn das Material bewegt wird, z.B. beim Auf- oder Umsetzen, aber auch kontinuierlich, wenn die Luft im Inneren der Miete wärmer ist als in der Umgebung (Kamineffekt). Diese kontinuierliche Ausgasung ist nicht zu verhindern, höchstens abzuschwächen, indem man versucht, die Heißphase abzukürzen oder ihre Temperatur zu senken sowie die Kompostmiete an einem vor Wind geschützten Ort zu errichten. Die fallweise Ausgasung kann reduziert oder gar vermieden werden, indem man die Miete wenig oder überhaupt nicht, auf jeden Fall aber zur richtigen Zeit umsetzt (s. u.).
Die gesamten Stickstoffverluste schwanken zwischen 5 und 70% des Anfangsgehaltes. In unseren Rotteversuchen im Freiland haben wir N-Verluste von 33% festgestellt. Zu den Stickstoffverlusten trägt Ammoniak am meisten bei. Die Höhe der Ammoniakverluste scheint durch die Höhe des Ammoniumgehaltes im Ausgangsmist vorgegeben zu sein, aber auch durch einen pH-Wert über 7,5. Der pH-Anstieg während der Erwärmungs-/Heißphase und damit die Ammoniak-Entstehung kann nicht verhindert werden. Daher wäre es falsch, die Mieten in dieser Zeit umzusetzen (siehe unten). |
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Wie Sickerwasserverluste entstehen Ist der Wassergehalt in der Miete höher, als der, den das Rottematerial in seinen Poren halten kann, sickert Flüssigkeit nach unten. Abgesehen von der Anfangsfeuchte gibt es dafür drei mögliche Ursachen: Regen- oder Schneeschmelzwasser, das in die Miete eindringt; Atmungswasser, das bei der aeroben Umsetzung der organischen Substanzfrei wird; Presswasser, das durch den Eigendruck des Materials bei der Sackung entsteht. In den ersten drei Wochen der Rotte entsteht Sickerwasser durch Press- und Atmungswasser unabhängig vom Niederschlag. Sickersaftaustrag in dieser Zeit führt zu Kalium-Verlusten, für Nitrataustrag ist die Sickersaftbildung ohne Bedeutung, da die Miete in dieser Phase kaum Nitrat enthält.
Die N-Verluste mit dem Sickerwasser liegen normalerweise unter 5% des N-Anfangsgehaltes. Kaliumverluste sind jederzeit möglich, wenn Sickerwasser austritt. Je nach Bedingungen liegen die K-Verluste bei unter 20 bis ca. 35% des Anfangsgehaltes. Sofern über Niederschläge nicht ungewöhnlich viel Wasser zugeführt wird oder das Ausgangsmaterial bereits nahezu wassergesättigt ist, besteht während der Erwärmungs- und der Heißphase nur ein mittleres Risiko zur Sickerwasserbildung. Aus Kenntnis der genannten Vorgänge lassen sich folgende Ziele und Maßnahmen für eine verlustarme Stallmistkompostierung ableiten. |
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Sickerwasserbildung erschweren
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Erhitzung verzögern, Temperatur der Heißphase senken
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Wiedereinbau des mineralisierten Stickstoffs in Biomasse fördern
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Entstehung von Ammoniak einschränken Ein Großteil des Stickstoffverlustes erfolgt in Form von Ammoniak. Dies setzt voraus, dass während der Rotte größere Mengen Ammoniak entstehen. Die Bildung von Ammoniak verhindern zu wollen, wäre weder möglich, noch sinnvoll. Man sollte aber nicht gezielt weitere Voraussetzungen dafür schaffen, dass Ammoniak in größerer Menge entstehen kann. Diesem Ziel dienen indirekt alle bereits genannten Maßnahmen zur Förderung des Wiedereinbaus mineralischen Stickstoffs in Biomasse, z.B. die Vermeidung extrem hoher Temperatur oder die bessere Verfügbarkeit von Kohlenstoff-Quellen.
Wichtig ist auch, Kot und Urin sorgfältig trennen: Erhebliche Mengen Ammoniak können leicht aus dem Harnstoff im Urin freigesetzt werden. Dies geschieht mit Hilfe des Enzyms Urease, das mit dem Kot ausgeschieden wird. Der Harnstoff-Abbau setzt also voraus, dass Kot und Urin zusammentreffen. Je nach Stallsystem lässt sich dies nicht völlig verhindern, man sollte aber innerhalb und außerhalb des Stalls beide Ausscheidungen nicht absichtlich vermischen. |
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Umsetzen? wenn ja, wann?
Hier muss man zwischen positiven und negativen Wirkungen des Umsetzens abwiegen. Positiv wirkt sich die mechanische Durchmischung des Rottegutes aus. Eine durch starke Sackung drohende Verdichtung oder Sickerwasserbildung kann verhindert werden. Negative Begleiterscheinung des Umsetzens ist jedoch, dass das Material intensiv durchlüftet und die Mietenluft zu sehr großem Anteil freigesetzt wird, was einer starken Ausgasung gleichkommt. Zu starke Zerkleinerung des Materials beim Umsetzen kann anschließend zu dichterer Lagerung und damit schlechterer Sauerstoffversorgung führen. Im übrigen verursacht das Umsetzen Arbeits- und Maschinenkosten. Das Umsetzen bringt keine nennenswerte Verbesserung des Sauerstoffangebotes in der Miete, vielmehr ist der O2-Gehalt schon wenige Stunden nach dem Umsetzen wieder auf den früheren Wert gesunken. In Versuchen führte das Umsetzen sehr häufig zu höheren Stickstoffverlusten. Wo dies nicht der Fall war, hatte der Mist zuvor schon relativ niedrige Ammoniakgehalte, da wahrscheinlich bereits Verluste eingetreten waren (z.B. bei Mist aus dem Tretmiststall). Sofern umgesetzt wird, sollte dies keinesfalls vor Ende der Heißphase erfolgen, um Ammoniakverluste zu begrenzen. |
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Wirkung verschieden behandelter Miste
Wie das FiBL in einer sechsjährigen Untersuchung verschiedener Mistaufbereitungen herausfand, geht beim aeroben Aufsetzen zwar mehr Stickstoff verloren als beim festen Stapelmist, doch erhöht die Rotte bzw. die Kompostierung die Stickstoffeffizienz im Vergleich um das Dreifache. Vom gedüngten Stickstoff geht deutlich mehr in die Pflanzen über. Kompostierter Mist hält zudem bodenbürtige Krankheiten in Schach, ein wichtiger Zusatznutzen. Humusaufbau gelang ausschließlich mit biologisch-dynamisch behandeltem Mistkompost. Nur mit diesem verbesserte sich im DOK- Versuch auch die Krümelstabilität, wichtig auch für den Schutz vor Erosion. |
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Mistart | Stapelmist | Rottemist | Mistkompost | |||
Farbe | grünlich | dunkel bis braun, mit braunem Stroh | dunkel bis braun | |||
Geruch | Mistgeruch, Ammoniak | geruchlos | geruchlos bis erdig | |||
Entstehung | durch kompakte, anaerobe Lagerung bis 30° warm, ähnlich wie schlechte Silage | durch lockere Lagerung unter Zutritt von Luft, bis 60° warm, mit Vließ vor Vernässung geschützt, mitFrontlader auf Mistplatte umgeschichtet oder als Miete aufgesetzt | durch lockere Lagerung unter Zutritt von Luft, bis 60° warm, mit Vließ vor Vernässung geschützt, in Mieten aufgesetzt und mit Maschine gewendet, wie Rottemist, aber längere Lagerdauer | |||
Verluste organische Substanz | 29% | 47% | 57% | |||
N Verluste | 19% | 30% | 33% | |||
Ertrag¹ | 48 | 92 | 90 | |||
Stickstoffwirkung² | 6 | 19 | 17 | |||
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¹ 100% = Mineraldüngung; ² Feld- und Aufbereitungsverluste berücksichtigt Quelle: FiBL, Hofdüngerversuch Therwil, bio-aktuell 2-05, S 14- 15 |
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Quellen
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