Lebendige Erde 3/2003:

Kurz & Aktuell

Initiative Bienenstockkäfer:

Hummeln und Honigbienen droht neue Gefahr

Bienen und Imkerei sind in der Krise, jetzt gibt es auch noch einen neuen Schädling. Wir befragten dazu den Demeter Imker Thomas Radetzki. (Mellifera e.V. Fischermühle, Bienenseuchen-Sachverständiger und Mitglied der Deutschen Arbeitsgemeinschaft der Bienenwissenschaftlichen Institute)

Herr Radetzki, was hat es mit den in diesem Jahr viel beklagten Völkerverlusten auf sich?
TR: In der Imkerei sieht es tatsächlich dramatisch aus. Im letzten Winter sind die Bienenvölker massenweise zusammengebrochen - ohne neue Krankheiten. Die Widerstandskräfte der Völker schwinden. Und, weitere Probleme kommen auf uns zu - allen voran der Bienenstockkäfer. Er stammt aus Südafrika und hat in wenigen Jahren ganz Nordamerika befallen, seit 2 Jahren ist er in Ägypten und neuerdings auch in Australien.

Was heißt das, die Widerstandskräfte schwinden?
TR: In diesem Winter haben wir von Rumänien bis Spanien Völkerverluste zwischen 30 und 50%; in manchen Regionen sogar 75%. An vielen Ständen fliegt nichts mehr! Die Schuld wird auf die Varroamilbe geschoben. Maßgeblich scheint mir aber die wachsende Anfälligkeit gegen Virus-Sekundärinfektionen zu sein. Dabei wird es mit den Erklärungen schon schwieriger. Wenige besondere Belastungen lassen die Völker zusammenbrechen. Brennend aktuell ist allerdings die Bedrohung durch den Bienenstockkäfer. Der breitet sich über den globalen Handel mit Bienen aus. Ich rechne allein in diesem Frühjahr mit dem Import von 40.000 Völkern aus Übersee nach Deutschland. Der Käfer ist schlimmer als alle bisher bekannten Bienenkrankheiten zusammen!

Was macht den Käfer so gefährlich?
TR: Den eigentlichen Schaden machen seine Larven. Der Käfer fliegt sehr geschickt, dringt durch das Flugloch ein und legt viele Eier. Die geschlüpften Larven zerfressen das Wabenwerk. Schwache Völker sterben wenige Wochen nach dem Befall. Der Honig wird ungenießbar. Sehr schlimm ist zudem, dass Hummeln einen Befall nicht überleben. In Anbetracht der ohnehin vorhandenen Völkerverluste sind immer mehr Imker entmutigt. Wir müssen aber weitermachen. Mit dem Bienenstockkäfer droht wirklich ein Bestäubungsnotstand!

Wie kann man Abhilfe schaffen?
Dringend geboten ist ein sofortiges Importverbot von Bienenvölkern - die Politik hat bisher versagt. Um öffentlichen Druck zu erzeugen, hat Mellifera e.V. die Bienenstockkäfer Kampagne gegründet. Ich bitte die Leser der Lebendigen Erde dringend mitzumachen. Unterschreiben Sie für ein sofortiges Einfuhrverbot! Fordern Sie Unterschriftenlisten und Infos übers Internet oder per Post an. Und, bitte spenden Sie für die Kampagne.

Klaus Breckenfelder
Montfortstr. 25,
D-88239 Wangen,
Fax 07528-91295
info@bienenstockkaefer.de
www.bienenstockkaefer.de


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