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Lebendige Erde 5/2000:Kurz & AktuellSammler und Jäger in einer virtuellen Welt: Genom entschlüsseltJohannes Wirz![]() Gleichzeitig zeigt das wissenschaftliche Phantom der Reduktion alles Lebendigen auf Genetik grosse Konsequenzen für den Lebensalltag. Aktienkurse von Unternehmen, die sich auf "Genomics" spezialisieren, steigen in schwindelnde Höhen. Diese Technologie ist erst wenige Jahre alt und sucht nicht mehr nach einzelnen Erbfaktoren für bestimmte Merkmale, sondern erfasst alle Gene, die in Organen aktiviert oder an bestimmten Entwicklungsprozessen beteiligt sind. Damit wird die Suche nach Substanzen, welche die Aktivität dieser Gene verändern oder beeinflussen und damit eventuell in Therapie, Pflanzenbau und Tierzucht eingesetzt werden können, massiv erleichtert. Aus dieser Forschungsrichtung werden auch Projekte entstehen, die das Verständnis von Leben radikal verändern: "Das ultimative Ziel ist die virtuelle Pflanze, die man auf dem Computerbildschirm wachsen lassen, deren Wachstum man in jedem Stadium der Entwicklung mit einem Mausklick stoppen und in deren Organen und Zellen man unter allen Umgebungsbedingungen die aktivierten Gene erkennen kann", so lautet die Beschreibung eines pflanzengenetischen Projektes. Mit dieser Vision wird die Pflanze zur Karikatur der Urpflanze Goethes, vollständig von Kosmos und Erde abgekoppelt und zum reinen Mechanismus in einer Welt ohne erlebbare Sinnesqualitäten - ohne Sonne, Wärme, Regen oder den Duft des Bodens - ideal für grenzenlose Eingriffe! Man muss davon ausgehen, dass diesem Konzept die Realisierung umgehend folgt. Auf diesem Hintergrund wird deutlich, dass eine der Zukunftsaufgaben der biologisch-dynamischen Landwirtschaft darin bestehen wird, nachvollziehbar zu kommunizieren, was R. Steiner bereits in Koberwitz angemahnt hat: dass "am Pflanzenwachstum der ganze Himmel mit seinen Sternen beteiligt ist". |