Lebendige Erde 2/2001:

Kurz & Aktuell

Ökolandbau vor Gentechnik schützen

Präsident des Umweltbundesamtes für Verursacherprinzip

"Ökologischer Landbau braucht keine Gentechnik", der Titel einer Veranstaltung der AGÖL auf der Grünen Woche in Berlin ist Programm, doch lässt das sich zukünftig noch realisieren? Wenn konventionelle Kollegen gentechnisch manipulierte Pflanzen einsetzen, werden die Fragen, die sich bisher nur bei Freisetzungsversuchen stellen, flächendeckend aktuell. Dr. Andreas Tröge, Chef des UBA, bezog beim AGÖL Termin Position:
Für Verbraucher sei es wenig einsichtig, wozu man im Lebensmittelbereich die Gentechnik mit ihren immer noch vorhandenen Unsicherheiten brauche. Das Risikobewusstsein speise sich aus konkreten Erfahrungen mit den Lebensmittelskandalen der vergangenen Jahre. Das UBA befürwortet seit Jahren eine Ausbreitung des Ökolandbaus, weist er doch, so Tröge, die beste Ökobilanz auf, auch im Vergleich zu Methoden mit gentechnisch veränderten Pflanzen. Doch werden diese mittelfristig den Ökolandbau beeinträchtigen und auch die Wahlfreiheit der Verbraucher beim Erwerb gentechnikfreier Lebensmittel einschränken: Sind es bisher nur Verunreinigungen bei Transport und Verarbeitung, so werden Pollenflug und Einkreuzung künftig zum Problem. "Wer gentechnisch veränderte Organismen einsetzt, muss dafür Sorge tragen, dass sein Nachbar daraus keine unzumutbaren Nachteile erleidet sagte Tröge und forderte gentechnikfreie Zonen und eindeutige Abstandsregelungen. Vor dem Hintergrund der Novellierung der Freisetzungsrichtlinie müssten auch Haftungsfragen, Kontrolle und ein öffentliches Anbauregister für gentechnisch veränderte Pflanzen aufgegriffen werden, allerdings nicht auf Kosten der Öko-Bauern, wie er betonte: "Auch hier muss das bewährte Verursacherprinzip zur Anwendung kommen. Die Einführung einer neuen Technologie darf nicht dazu führen, dass bestehende Wirtschaftsweisen und Produkte durch Verunreinigungen vom Markt gedrängt werden. Getrennte Handels- und Vermarktungswege müssen dann installiert werden."
Das UBA wird weiter an der Problematik "grüne Gentechnik und ökologische Landwirtschaft" arbeiten. Eine Dokumentation des Fachgesprächs dazu vom Dezember 2000 wird Anfang März veröffentlicht.