Lebendige Erde 1/2002:

Kurz & Aktuell

Förderpreis ökologischer Landbau 2002 für zwei Demeter-Betriebe

Der vom Bundeslandwirtschafts- und Verbraucherministerium im letzten Jahr erstmals vergebene Preis für vorbildliche ökobetriebe wird im Rahmen der Grünen Woche am 18.1. an drei Betriebe verliehen: die Landwirtschaftsgemeinschaft Dottenfelderhof (1. Preis), den Bauckhof Amelinghausen und den verbandslosen Obsthof Schneider, Nieder-Erlenbach (jeweils 2. Preis).

Zusammenschluss Biologisch-dynamischer Pflanzenzüchter

Am 5.Dezember wurde von Getreide- und Gemüsezüchtern die "Assoziation biologisch-dynamischer Pflanzenzüchter (ABDP)" gegründet. Hintergrund ist, dass der Richtlinienentwurf für IFOAM und EU zur künftigen ökologischen Pflanzenzüchtung die Hybridzüchtung nicht ausschließt. Dieses Anliegen des Demeter-Bundes und der biologisch-dynamisch arbeitenden Züchter, übrigens auch der Vertreter aus der Schweiz, wurde aus ökonomischen Erwägungen abgelehnt. Alle ins Feld geführten Qualitätsgesichtspunkte im Hinblick auf die Ernährung, aber auch die sozialen Erwägungen fanden bei den Vertretern anderer Organisationen und anderer Länder kein Gehör. Dies hat deutlich gemacht, dass die biologisch-dynamisch arbeitenden Züchter eine eigene Vertretung gegenüber Institutionen und öffentlichen Einrichtungen brauchen. Menschen, die sich beruflich mit biologisch-dynamischer Pflanzenzüchtung beschäftigen, sind aufgerufen, durch ihre Mitgliedschaft in dieser Assoziation zur Vertretung der gemeinsamen Interessen beizutragen.
Geschäftsstelle: ABDP, K-J Müller, Darzau Hof, 29490 Neu Darchau, Homepage: www.abdp.org

 

Gentechnik-Freisetzungsversuche gefährden Bürgerrechte und Ökolandbau

Unterschriftenaktion zur Petition - mitmachen!

In Helvesiek, Landkreis Rotenburg Wümme begann im April 2001 ein Freisetzungsversuch von Monsanto mit gentechnisch manipuliertem Mais. Der Gemeinderat Helvesiek konnte trotz eindeutiger schriftlicher Ablehnung juristisch nichts mehr bewirken. Im sogenannten vereinfachten Verfahren wird auf Grundlage der Erstgenehmigung an irgendeinem anderen Ort in Deutschland, dann einfach von der Firma nachgemeldet, standortbezogene Genehmigung nicht nötig. Eine Einspruchsmöglichkeit ist nicht vorgesehen!
Eine Bürgerinitiative, initiiert durch die Familie von Beesten, die im Nachbardorf einen Demeterhof betreibt, fand heraus, dass die Gegebenheiten vor Ort von den Behörden nicht ausreichend geprüft wurden: In unmittelbarer Nachbarschaft zum Feld befinden sich Flächen eines biologisch-dynamischen Umstellungsbetriebes, Rote Liste Arten wurden nicht berücksichtigt und ein angrenzendes Naturschutzgebiet gar nicht erst angegeben. Die Abstände zum umliegenden konventionellen Mais waren so gering, dass der gentechnisch veränderte Mais in einem Ausmaß auskreuzte, das zur Beschlagnahmung des Maisfeldes durch das niedersächsische Umweltministerium führte, nach einer spektakulären Aktion von Greenpeace. Die Gemeinde will weitere Versuche nicht, trotzdem bleibt Monsanto dabei, dass eine Genehmigung für drei Jahre vorliegt. Die Aktionen gehen also weiter.
Die Bürgerinitiative "Gemeinsam gegen grüne Gentechnik" will nun in Form einer Petition auf die Gesetzgebung einwirken, die zum neuen Gentechnikgesetz berät und über die Freigabe genmanipulierter Pflanzen zum flächendeckenden Anbau nachdenkt. Nur möglichst viele Unterschriften können vielleicht etwas erreichen. Zusammengefasst steht das Folgende drin: Die gentechnisch veränderten Eigenschaften können auf andere Pflanzen übertragen werden. Vor allem betroffen sind Landwirte, besonders Biobauern und Imker, aber auch Gemüsegärtner. Ökologischer Anbau, der gesetzlich zu gentechnikfreier Produktion verpflichtet ist, wird in Zukunft nicht mehr möglich sein.
Die Auskreuzung hat Resistenzen bei Unkräutern zur Folge, der Einsatz von Herbiziden steigt auf Dauer.
Für Allergiker birgt Gentechnik besondere Gefahren - im Zusammenhang mit gentechnischen Veränderungen können verdeckte Allergien auftreten, für den Einzelnen unvorhersehbar, da die Kennzeichnung lückenhaft ist.
Eine Abschätzung der Langzeitfolgen von Genmanipulation in der Landwirtschaft und der Verfütterung gibt es bisher nicht - was geschieht, wird unwiderruflich sein. Repäsentativen Umfragen zufolge wollen 80% der Bevölkerung keine gentechnisch veränderten Lebensmittel und keine freigesetzten genmanipulierten Pflanzen. Dennoch kann über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden werden mit dem vereinfachten Genehmigungsverfahren. Die Petition fordert die Mitglieder des Deutschen Bundestags auf, sich für Folgendes einzusetzen:
  • generelles Verbot gentechnisch veränderter Pflanzen in Freisetzungsversuchen im kommerziellem Anbau;
  • generelles Verbot der Verfütterung von GVO an Tiere;
  • 100%ige Deklaration aller gentechnisch veränderten Substanzen in Lebens- und Futtermitteln; und im Rahmen der Novellierung des Gentechnikgesetzes in Betracht zu ziehen:
  • Regional betroffene Bürger sollen über den Freisetzungsversuche in wirkungsvoller Weise mitentscheiden können.
  • Das vereinfachte Genehmigungsverfahren ist durch ein Beteiligungsverfahren zu ersetzen.
  • Die Antragsunterlagen sollten allgemeinverständlich sein, anderenfalls sind die Kosten für einen frei gewählten Sachverständigen zu erstatten.

Petition und Unterschriftenliste bei: A.u. G von Beesten, auf der Worth 34, 27389 Vahlde/Riepe, Fax: 04267-8243 oder bei der Redaktion.