Lebendige Erde 5/2002:
Kurz & Aktuell
Parteien zur Bundestagswahl:
Klare Differenzen bei der Gentechnik
Aus einer Befragung der politischen Parteien durch das Aktionsbündnis
Ökolandbau sind - mit Abstufungen - zwei Lager auszumachen. Für die
Regierungsparteien SPD und Grüne hat der Ökolandbau "Leitbildfunktion",
ebenso für die PDS, während er für die CDU "seinen Platz" als eine Form
unter mehreren der "nachhaltigen wettbewerbsfähigen bäuerlichen Landwirtschaft"
hat. Ähnlich äußert sich die FDP. Entsprechend sind auch die Aussichten
auf besondere Förderung - mal ja, mal im Rahmen der allgemeinen Agrarstrukturmittel.
Die Entkoppelung der Zahlungen von der Produktion steht bei allen m.o.w.
auf dem Programm. Von Ökolandbau als einer Möglichkeit der globalen
Ernährungssicherung wollen CDU und FDP nichts wissen, im Gegensatz zu
den drei anderen Parteien. Auch hinsichtlich der Modulation bleiben
CDU und FDP auf Opposition: Die FDP lehnt sie ab, die CDU findet sie
so nicht praktikabel.
Besonders krass unterscheiden sich die Parteien bei der grünen Gentechnik.
Die FDP will "Potentiale der grünen Gentechnik für eine unternehmerische
Landwirtschaft eröffnen" und findet es "unverantwortlich, diese aus
ideologischen Gründen... zu blockieren" - kein Wort zu Risiken. Etwas
zurückhaltender im Ton die CDU, grüne Gentechnik bedeutet für sie neue
Einkommensquellen für Landwirte und ein wichtiger Beitrag für die Welternährung-
das "de facto Moratorium" sei aufzuheben, 1% Grenzwert sicher genug
für Ökolebensmittel. Uneinheitlich die SPD: einzelne Abgeordnete würden
das Moratorium aufheben, Bedingung Monitoring, während der agrarpolitische
Sprecher die "Koexistenz" (für Landwirte mit und ohne GVO) sichern will
und noch Klärungsbedarf sieht. Wie das Künast-Ministerium setzt er auf
das Verursacherprinzip bei Haftungsfragen und möglichst niedrige Schwellenwerte.
Die Grünen definieren den Schwellenwert mit der Nachweisgrenze und wollen
neue Haftungsregelungen. Die Ministerin setzt sich zudem für eine Kennzeichnung
aller gentechnisch veränderten Lebens- bzw. Futtermittel ein, unabhängig
davon, ob im Endprodukt gentechnisch verändertes Material nachweisbar
ist. Höhere Standards im Tierschutz streben alle außer der FDP an, doch
will die CDU nationale Alleingänge vermeiden, während Regierungsparteien
und PDS sich konkreter und aktiver äußern.
Das Aktionsbündnis Ökolandbau ist ein aktionsbezogener Zusammenschluss
von Institutionen und Verbänden aus dem Bereich des Ökolandbaus, des
Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutzes, des Naturkosthandels, des Tierschutzes
sowie der Kirchen und Gewerkschaften. Unter dem Motto "MeinungsBilder
zur Agrarpolitik" wurden alle Parteivorsitzenden der im Bundestag vertretenen
Parteien, Ministerin Renate Künast, sowie die agrarpolitischen Sprecher
um Antworten auf einen Fragenkatalog zur zukünftigen Agrarpolitik gebeten,
konkret zur Europäischen Agrarpolitik, zum Ökologischen Landbau, zur
Gentechnik, zum Tierschutz und zur globalen Ernährungssicherung. Am
31. August 2002 wurden sie in Hannover auf den Herrmannsdorfer Landwerkstätten
am Kronsberg in Hannover von den Agrarpolitikern öffentlich vorgetragen
und diskutiert. In diesem Rahmen wurde der gelungenste Cartoon zur Agrarpolitik
durch Ministerin Künast mit dem "Goldenen Dreschflegel" ausgezeichnet,
gestiftet von den Mitgliedern des Aktionsbündnis Ökolandbau, der Schweisfurth
Stiftung und den Hermannsdorfern.
Näheres:
Aktionsbündnis Ökolandbau, Gerlinde Wiese, Kirchplatz 1, 37249 Neu-Eichenberg,
Fax: 05542 /999068, eMail: Wiese.G@gmx.de
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