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Lebendige Erde 1/2003:Kurz & AktuellBelastete Lebensmittel: zweierlei Maß gefährdet ÖkolandbauSeit im Februar 2002 der Nitrofenskandal seinen Anfang nahm, ist die
Biobranche nicht mehr zur Ruhe gekommen. Betrügereien wurden aufgedeckt,
Pseudo-Bioware vom Markt genommen, Rückrufaktionen wegen überhöhter
Rückstände durchgeführt. So unangenehm jeder Einzelfall ist, muss doch
festgehalten werden, dass die Mängel durch das Kontrollsystem für ökologische
Erzeugnisse aufgedeckt wurden, wenn auch teilweise mit Verzögerungen.
Jedoch führt inzwischen die restriktive Auslegung der neuen gesetzlichen
Regelungen im Verbund mit einer erheblichen Ausweitung der Rückstandsuntersuchungen
zu einer veränderten Systematik in der Anwendung der Öko-Verordnung:
Nicht mehr die lückenlose Überwachung der Produktionsprozesse definiert
die Zertifizierung, sondern Untersuchungen im Labor entscheiden darüber,
ob der Biostatus anerkannt wird. Ein fataler Kurzschluss: Ware wird
ohne gesicherte Beurteilungen gesperrt, kostspielige Nachuntersuchungen
ausgelöst (häufig erfolglos) und die Qualitäts- und Fehlerkosten erreichen
ungeahnte Höhen. Gestiegene Kosten zwingen die Unternehmen, zukünftig
nach billigeren Einkaufsquellen zu suchen - mit allen Folgen. Für die
Verbraucher entsteht dadurch weder mehr Sicherheit, noch erhalten sie
bessere Lebensmittel als zuvor.
Martin Rombach, Chemiker, langjährig in Lebensmittelindustrie, Pharmazie und Biobranche tätig, Leiter der Ökokontrollstelle Prüfverein Verarbeitung in Karlsruhe, Vorstand der Konferenz der Kontrollstellen, Mitarbeit im BNN und der Fachgruppe Demeter- Richtlinien |