Lebendige Erde 5/2004:

Kurz & Aktuell

Die Agrarreform aus Sicht des Ökologischen Landbaus:

Nach langen Diskussionen steht nun fest, wie die Agrarreform in Deutschland ab dem Jahr 2005 umgesetzt wird. Aus Sicht des ökologischen Landbaus ist die Entkoppelung der Direktzahlungen von der Produktion und die Einführung von Flächenprämien, die ab dem Jahr 2013 für Acker- und Grünland einheitlich sein werden, positiv zu bewerten. Die bisherige Bevorzugung des Maisanbaus und der intensiven Bullenmast wird abgebaut, das Grünland wird langfristig aufgewertet. Von Vorteil ist weiterhin, dass die Betriebe des ökologischen Landbaus von der Stillegungspflicht befreit sind, was einer Aufwertung des Anbaus von Kleegras gleich kommt. Die Reform der Milchmarktordnung mit der Senkung der Interventionspreise für Butter und Magermilch und der Einführung der Milchprämie wird jedoch auch für die milchviehhaltenden Betriebe des ökologischen Landbaus große Unsicherheiten mit sich bringen. Um den bereits jetzt sinkenden Milchpreisen entgegen zu wirken, muss es aus meiner Sicht den biologisch-dynamischen Milcherzeugern gelingen, unter Einbeziehung aller Marktpartner, den Demeter-Milchpreis vom konventionellen Milchpreis abzukoppeln. Zu berücksichtigen ist weiterhin, dass durch die Einführung der Milchprämie die Abhängigkeit der Betriebe von den staatlichen Zuschüssen weiter steigen wird. Spannend bleibt die Frage, wie die Gelder aus der Modulation für die sogenannte 2. Säule verwendet werden. Unter anderem ist vorgesehen, einen Teil dieser Gelder für tiergerechte Haltungsverfahren zu verwenden, jedoch entscheidet jedes Bundesland über die Verwendung dieser Mittel selbst.

Die praktische Umsetzung der Agrarreform, wie z.B. die Einführung der Zahlungsansprüche und die Einhaltung der Cross Compliance-Auflagen, wird die Kontrollen und die Bürokratie für die Landwirte zunächst weiter erhöhen. Offen ist, ob die verabschiedete Agrarreform in ihrer jetzigen Ausgestaltung auch im Jahr 2013 noch Bestand haben wird. Infolge der finanziell angespannten Situation der öffentlichen Haushalte und vor dem Hintergrund der WTO-Verhandlungen gibt es meiner Meinung nach keine Sicherheit, dass die vereinbarten Flächenprämien auch im Jahr 2013 und darüber hinaus ausbezahlt werden. Um die Zukunft der biologisch-dynamischen Landwirtschaft sicher zu stellen, muss es daher in den nächsten Jahren gelingen, für Demeter-Produkte solche Preise zu erzielen, die einem biologisch-dynamisch wirtschaftenden Landwirt ein Auskommen auch ohne staatliche Zuschüsse sichert. Hier sind alle im Demeter-Bereich tätigen Marktpartner gefordert.

Martin Haugstätter ist Berater beim Beratungsdienst Ökologischer Landbau Schwäbisch Hall e.V.