kurz & aktuell

Lebendige Erde 5/2005:

Kurz & Aktuell

 

Institut für anthroposophische Veterinärmedizin

Seit dem 1. Oktober gibt es weltweit das erste Institut für anthroposophische Veterinärmedizin, iavet. Der bisher am Schweizer FiBL tätige Veterinärmediziner und Forscher Dr. Jörg Spranger ist Initiator und Leiter dieser selbständigen Forschungsinrichtung. Vorarbeiten zu diesem Thema hat eine seit 15 Jahren bestehende Arbeitsgruppe und die 2000 daraus hervorgegangene Internationale Gesellschaft für anthroposophische Tiermedizin IGAT geleistet. Dem Bedarf an anthroposophisch-tiermedizinischer Grundlagenforschung kann damit aber nicht entsprochen werden. Unter anderem gilt es, diese in der europäischen und nationalen Heilmittelgesetzgebung vorgesehene Therapierichtung inhaltlich zu entwickeln. Spranger sieht in der Anthroposophie eine wissenschaftliche Methode, Erkenntnisse auch über Krankheits- und Heilungsvorgängen beim Tier zu gewinnen. Das Institut soll darüber hinaus Tierärzte und Studenten der Tiermedizin fortbilden, und es arbeitet eng mit der Medizinischen und der Landwirtschaftlichen Sektion am Goetheanum zusammen, sowie mit dem Forschungsinstitut HISCIA in Arlesheim und Herstellern von Veterinär-Anthroposophika. Die genannten Einrichtungen gehören zum Trägerverein des Instituts, dazu noch die IGAT, das FiBL und Demeter International. Finanziert wird die Arbeit von den Herstellern anthroposophischer Veterinärpharmazeutika. Das Institut hat seinen Sitz auf dem Gelände des FiBL, Schweiz, und wird auch den Hobbytierbereich, vor allem Hund, Katze, Pferd, ins Auge fassen. Nachfolger Sprangers am FiBL wird Peter Klocke.

  iavet
  Ackerstraße
  CH-5070 Frick
  joerg.spranger@iavet.org
 

Konventionalisierungsfalle - was tun?

Ruth Bartel-Kratochvil
Ruth Bartel-Kratochvil, (Institut für Ökologischen Landbau, Univ. f. Bodenkultur Wien, ruth.kratochvil@ boku.ac.at), Mitautoren: Astrid Engel, TU München, Ulrich Schumacher Bioland, Harald Ulmer, TU München
Der Öko-Landbau schrieb in den letzten Jahren Erfolgsgeschichte, gleichzeitig sind in vielen Bereichen "Konventionalisierungsphänomene" festzustellen: Der Bio-Sektor und seine Akteure scheinen in ihren Strukturen, Funktions- und Handlungsweisen der konventionellen Landwirtschaft immer ähnlicher zu werden. Während die einen Werte- und Sinnverlust beklagen, begrüßen die anderen Wachstum und öffentliche Anerkennung. Maßnahmen zur Überwindung dieses Spannungsfeldes wurden im März 2005 auf der Wissenschaftstagung zum Ökologischen Landbau im Rahmen eines Symposiums erörtert. Was raten die Teilnehmer des Symposiums?

Auf Ebene der landwirtschaftlichen Erzeugung stünde eine Neubesinnung auf die Prinzipien des Ökolandbaus an wie Kreislaufprinzip oder Vorsorgeprinzip. Die Erwartungen an die Anbauverbände dabei sind vielfältig: eine stetige Weiterentwicklung ihres Selbstverständnisses und Tätigkeitsprofils, eine verbesserte Vertretung der Interessen der Landwirte gegenüber dem Handel, die Unterstützung der Landwirte durch Öffentlichkeitsarbeit und die Übernahme übergeordneter politischer Aufgaben mit dem Blick für's Ganze.

In Verarbeitung und Handel ist eine stärkere Regionalisierung der Produktions- bzw. Distributionsabläufe erstrebenswert. Regionalisierung kann zu einer stärkeren Profilierung des Images von Bioprodukten als besonders ökologisch und sozial gerecht hergestellten Produkten beitragen. Die Nutzung von Synergieeffekten zwischen verschiedenen Anbietern und die geforderte "Ethik im Handel" lässt sich insbesondere auf regionaler Ebene umsetzen.

Für viele Akteure des Bio-Sektors, insbesondere aber mit Blick auf die Verbraucher, wären umfassende Kommunikationsmaßnahmen wie Produktwerbung, Öffentlichkeitsarbeit und in der Bildung angebracht, welche die Vorzüge und Werte des Ökolandbaus transportieren und zu einer Entanonymisierung sowie dauerhaften Veränderung des Verbraucherverhaltens beitragen sollen.

Die Politik ist aufzufordern, den gesellschaftlichen Stellenwert der Landwirtschaft besser zu kommunizieren und zu einer Aufwertung regionaler Stoff- und Wirtschaftskreisläufe beizutragen. Als politische Unterstützung für den Ökolandbau wäre außerdem die Umsetzung umweltpolitischer Maßnahmen, z.B. höhere Energiepreise, Internalisierung externer Kosten hilfreich. Politikmaßnahmen auf EU-Ebene könnten besonders wirksam sein.

Die aktuellen Entwicklungen stellen alle Beteiligten vor vielfältige Herausforderungen. Wichtig ist es daher, einen kritischen und reflexiven Dialog über zu erwartende Veränderungen und erwünschte Maßnahmen innerhalb des Bio-Sektors anzustoßen. Einen Diskurs, der in bewusst getroffenen Entscheidungen mündet und sich nicht in erster Linie von tagesaktuellen, ökonomischen Sach- und Handlungszwängen leiten lässt. Dies ist Voraussetzung dafür, dass eine vorausschauende und selbstbestimmte, von vielen Akteuren mitgetragene Politik für den Ökolandbau in die Wege geleitet werden kann.

Die diskutierten Phänomene und -effekte sind dargestellt in Kratochvil et al. (2005): Die "Konventionalisierungsfalle". Ökologischer Landbau zwischen Vision und Realität. Ökologie & Landbau 136, 4/2005, 48-50.

* mit der männlichen Schreibweise sind hier immer auch die weiblichen Vertreter der Art gemeint.