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Lebendige Erde 1/2001:PortraitDer Kosmos steckt voller Überraschungen
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Der Entdeckung folgen Begeisterung und Kritik![]() Andere wissenschaftliche Untersuchungen bestätigten dies zum Teil (Abele 1973), kamen aber mit der Zeit zu widersprüchlichen Schlüssen (Abele 1975, Graf 1977, Lücke 1982,) bzw. fanden andere Rhythmen wirksam (Spieß 1994). Die anfänglich große Begeisterung über die Entdeckung wurde gedämpft, die biologisch-dynamische Bewegung war um zwei Lager reicher: das der Thun-Befürworter und das der Skeptiker. Doch wegzudenken sind ihre Entdeckungen nicht mehr, sie haben der biologisch-dynamischen Landwirtschaft mit einem Mal das Bild konkreter Bezüge zum kosmischen Geschehen aufgetan. Auch in der Forschung ist noch nicht aller Tage Abend. Hartmut Spieß, der vierzehn Jahre mit mehr als 20 Exaktversuchen dazu forschte und seine Habilitation darüber schrieb, bemerkte im Interview (LE 6-98), dass nach wissenschaftlichem Standard solche Versuche woanders, am besten an drei verschiedenen Orten, durch drei verschiedene Personen wiederholt werden müssten.
Bestätigung ihrer Entdeckungen erfährt Maria Thun von Bauern, Gärtnern und von den zahlreichen Besuchern der Versuchsfelder und ihrer Vorträge. Ihre Kontakte und Reisen ins Ausland machen es möglich, aus vielen Ländern Erfahrungen zu verwerten, die mit den Aussaattagen gemacht werden, zum Beispiel aus Sibirien, Ägypten, Indien, Lettland, Brasilien, Neuseeland, manchmal auch an Universitäten. Leider archiviert sie diese Ergebnisse anderer nicht systematisch. |
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Die Thuns - die Familie forscht und arbeitet mit![]() |
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Maria Thun sucht Phänomene, nicht statistische Absicherung
Immer wieder käme es vor, dass sich trotz Berechnung der Konstellation Pflanzen anders entwickeln als gedacht, schmunzelt sie, und bringt ein Beispiel von Möhren. Die wurden mit Ernte an den Fruchttagen für die Saatgutgewinnung vorbereitet, doch gut schnitten auch die an den Blatttagen geernteten ab. Hinterher stellte sich heraus, dass eine Opposition zwischen Sonne (vor einem Erd-Bild) und Saturn die Mondwirkung überkompensiert habe. "Man darf die Mond-Trigon-Stellungen nicht als starres Schema sehen", meint sie dazu, sie erlebe immer wieder Überraschungen durch die Planetenstellungen. In ihren Schriften bezieht sie sogar die jenseits des Saturn liegenden, weit am Rand des Sonnensystem liegenden Planeten, Uranus, Neptun und Pluto mit ein und postuliert den von der Wissenschaft noch nicht gefundenen zwölften Planeten Ringall. Auch ist sie davon überzeugt, dass die Statistik nur unzureichend die Wirklichkeit abbildet: "Im Kosmos gibt es keine Null", sagt sie nachdrücklich. So entwickelt sie ihre Empfehlungen vor allem an Hand ihrer akribischen Aufschriebe in zahlreichen Notizbüchern und Merkkästen und sieht es relativ gelassen, wenn Wissenschaftler zu widersprüchlichen Aussagen kommen: "Ich arbeite nicht für die Wissenschaft, sondern für die Fragen, die sich aus dem Landwirtschaftlichen Kurs Rudolf Steiners ergeben oder aus den eigenen Versuchen und durch Bauern und Gärtner an uns gestellt werden". Dennoch betrachtet sie es mit Skepsis, wenn das, was sie findet, unter falschen Bedingungen geprüft wird: wo mit organischem Dünger aus Tierkörpern, wie zum Beispiel Hornknochenmehl oder Bewässerung gearbeitet wird, kann ihrer Erfahrung nach nichts herauskommen, zu astral, zu vollmondbetont seien dann die Wirkungen. Um zu Ergebnissen zu kommen, sagt sie, sei es weiterhin Voraussetzung, neben der biologisch-dynamischen Bewirtschaftung, dass nur mit veredelten Düngern gearbeitet wird, bei Möhren drei Jahre überhaupt nicht gedüngt wird. Die Flächen müssten zudem genügend Raum zur Auswertung hergeben. Zur Aussaat wird dreimal Hornmist gegeben. Ergebnisse ließen sich wohl nur finden, wenn man mit Tagesaussaaten arbeitet, wobei auch auf die Stunde zu achten ist. Radies sei eine sehr gute Testpflanze, handhabbar und binnen einen Jahres als Samen verfügbar, so dass sich Folgeversuche zur Reproduktion leicht anschließen lassen. Praktikabel hätten sich aber auch viel andere Gemüsepflanzen erwiesen, Getreide, Ölfrüchte und Futterpflanzen. Besonders gut reagiert die Kohlrabisorte Roggli, doch reagieren ihrer Erfahrung nach alle Pflanzenarten und -sorten auf kosmische Rhythmen.
Mit dem Auto fahren wir um die Versuchsflächen. Hinter dem Haus liegen fünfzehn Ar am Hang, die größere Fläche, mehrere Äcker, zusammen fünf Hektar, liegt in einem Seitental. Maria Thun erweist sich als geländeerprobte Autofahrerin, schlingert mit dem Wagen Allrad rein - Allrad raus, den matschigen Feldweg entlang: "Matthias hatte mir doch gesagt, hier könne man durchfahren" schimpft sie. Ich richte mich schon darauf ein, dass wir gleich fest sitzen, doch wir kommen durch, ohne ins Feld zu rutschen und schaffen sogar den Hang am Ende. Ob sie einen Grünen Daumen habe? Nein, eher verspürt sie einen spirituellen Auftrag. Auch Elementarwesen und ihr Wirken nimmt sie ernst. Im übrigen gäbe es auch schwarze Daumen, darauf müsse man bei der Auswahl der Mitarbeiter der Versuche eher achten. |
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Der Mond wirkt nicht allein, schon gar nicht rezeptmäßig
Für Kalender, die mit dem Mond werben, sich nur auf tradiertes Wissen beziehen und dann noch astrologische Daten zur Grundlage nehmen, hat sie nur ein unwirsches Abwinken übrig, auch wenn es sie fuchst, dass manche nicht nur ihr System nachahmen, sondern sogar ihren Titel "Aussaattage" übernehmen. Doch die Nachfrage ist da, den Druck hat sie selbst bemerkt, als der Kosmos-Verlag anfragte: Wenn Sie es nicht machen, machen wir es mit jemand anderem. Die Aussaattage im Kosmos-Verlag bleiben eine einmalige Episode.
Besonders für die Züchtung hält sie die Konstellationen für bedeutsam. Wenn nach alten Verfahren weiter gezüchtet würde, könnten auch die Biologisch-dynamischen bald einpacken. So hat sie vier reaktionsfreudige Sorten Weizen ausgelesen, mit Tausendkorngewichten von 25 bis 65 Gramm. Auch die Saatgutgesundheit lässt sich ihrer Erfahrung nach über die Aussaat an den günstigen Tagen in den Griff bekommen. Eduard Bauck habe das mal auf seinen drei Betrieben durchprobiert und festgestellt, dass man es in 90 Prozent der Fällen schafft, sich daran zu halten, entgegen der verbreiteten Befürchtung, dadurch festgelegt zu sein. "Doch wenn die Bauern erst einmal auf dem Schlepper sitzen, gibt's kein Halten mehr". Dann drohten nicht nur diese Feinheiten des biologisch-dynamischen Landbaus Nebensache zu werden. Man solle wenigstens das Saatgut unter einem günstigen kosmischen Aspekt ernten. |
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Eine Vielfalt von Anregungen: Maria Thun probiert und findet
So wird sie wohl auch zukünftig noch zahlreichen Fragen nachgehen und Rat geben, wo die Wissenschaft (noch) passt. Selten lege sie einen Versuch an, um dieses und jenes zu beweisen, aus Berechnung sozusagen. Eher wartet sie ab und beschreibt, was kommt, schafft Phänomene und erlebt jedes Jahr Überraschungen, die gedeutet sein wollen. "Auch in zehn Jahren werden nicht alle Konstellationen überprüft sein." Die kosmischen Rhythmen haben ja zum Teil Abstände, für die ein Menschenleben zur Erforschung nicht ausreicht - Saturn zum Beispiel 30 Jahre. Doch die Grundmelodie, der siderische Mond, bleibt. "Wir stehen erst am Anfang einer Wissenschaft. In 200 Jahren wird man mehr wissen", ist ihr Blick in die Zukunft. Die Thuns sind gerüstet. |
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Aussaat nach Trigonen: der Kalender
Die Konstellationswirkungen des Mondes werden beeinflusst durch die Planeten und wirken ihren Angaben zufolge nur bei ein biologisch-dynamisch gepflegtem Boden und einem entsprechend hohen Humusgehalt. Nicht nur der Saatzeitpunkt, sondern auch die Bodenbearbeitung sollte daher im entsprechenden Trigon erfolgen. Auf Grundlage ihrer jährlichen Versuche gibt Maria Thun seit 1963 die "Aussaattage" heraus: In diesem Kalender werden die täglichen Konstellationen von Mond und Planeten sowie die Trigonimpulse und -wechsel darstellt und Empfehlungen für den Anbau gegeben.
Neben der Übersetzung in 20 Sprachen und den kommerziellen Nachahmern geben auch die biologisch-dynamischen Organisationen verschiedener Länder Kalender auf dieser Basis heraus. |
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Weitere Veröffentlichungen:
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Die verschiedenen Mondrhythmen Vollmond und Neumond - der synodische entsteht aus der Stellung von Erde Sonne und Mond zueinander, die Phasen wiederholen sich alle 29,5 Tage.
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