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Zuchtziel - eine künstlerische Suche?
Biologisch-dynamische Erfahrungen zur Züchtung gibt es trotz der 80
Jahre dieser Wirtschaftsweise erstaunlich wenige, jedenfalls kaum dokumentiert.
Wesentliche Ansatzpunkte sind Standortbezug und der Futter-Mist-Kreislauf.
Für Sybille Maurer heißt das, die kollektive Erfahrung der Tiere mit
Hof, Futter, Landschaft und den Menschen manifestiert sich in einer
Herde. Kälber ab dem siebten einer Kuh bringen dann andere Voraussetzungen
mit. Doch hat man, wenn man auf Lebensleistung setzt, viele alte Kühe,
wird der Zuchterfolg exportiert. Mit dem Zuchtverband arbeitet die Bäuerin
wenig zusammen, es gibt zur Zeit nur Befruchtung über künstliche Besamung.
Bullenkataloge sind ohnehin nicht ihr Ding. Dennoch ist der Züchterin
eine unabhängige Beurteilung von außen wichtig. Verschiedene Zuchtrichtungen
und Rassen zu kreuzen, zerreißt die Kuh, findet sie, man könne aus einer
Milchkuh keine Fleischkuh machen. Methoden wie die von Bakels, die nur
Lebensleistung im Focus haben, sieht sie als Mittel zum Zweck, nicht
als Zuchtziel. Das zu finden hat für Sybille Maurer etwas künstlerisches.
"Züchterische Arbeit bedeutet für mich, mir - immer wieder neu - ein
inneres Bild zu machen von dem Tier, das zum Hof passt und das seiner
Aufgabe, wie sie z.B. Steiner im landwirtschaftlichen Kurs beschreibt,
gerecht wird."
"Wesensgemäße Haltung- mit Homöopathie ergänzt
Die Herde, zur Zeit 18 Milchkühe, bewegt sich frei im großzügig bemessenen
Offenlaufstall: 10 qm stehen jedem Tier zur Verfügung. Heute sind die
Schiebetore wegen des eisigen Windes halb zu, die alte Scheune wurde
so umgebaut, dass Sonne und Mond hinein scheinen können. Die Kühe kalben
in der Herde, das Kalb läuft 14 Tage mit, bevor es zu den andern kommt
- ebenfalls mit viel Platz: Kälber brauchen reichlich Bewegung. Die
Trockenstehenden sind zur Zeit draußen.
Gemolken wird im 2er Tandemmelkstand, die Kühe sind davor und danach
kurz im Freßgitter fixiert. Der Melkstand ist zwar klein, baulich bedingt,
doch bietet er die Möglichkeit, einmal am Tag jedes Tier ganz zu sehen
und schon früh auftretende Probleme zu erkennen. Trotzdem dauert das
Melken nur 45 Minuten. Sibylle Maurer arbeitet intensiv mit klassischer
Homöopathie, gibt vorbeugend Konstitutionsmittel und wenn das Kalb von
der Kuh getrennt wird, sogar ein Mittel gegen Sehnsucht. Homöopathie
ist für sie etwas Geistiges, das im Zusammenhang mit dem ganzen Betrieb
wirkt. Doch ist sie kritisch gegenüber Zufallserfolgen, ebenso, wenn
etwas nicht klappt: nicht überbewerten, sondern daraus lernen, ist ihr
Motto und vor allem: nicht sich selbst überschätzen. Denn ausbaden müssen
es die Tiere. Sie arbeitet eng mit einer Ärztin zusammen, von der sie
viel lernt. So war in den letzen vier Jahren kaum ein Tierarzt nötig,
die Tiere sind gesund und geben hervorragende Milch - Vorzugsmilch.
Die ist dank der Rasse fettreich, 4,7% und wird streng auf Keime kontrolliert.
"Der Veterinär hat uns getrimmt", zum Positiven, meint die Landwirtin.
Und sie ist stolz auf eine Zellzahl von nicht mehr als 100.000 im Schnitt,
trotz der vielen alten Kühe, der Altersdurchschnitt der Herde liegt
bei über sechs Jahren.
Der Weg zur Kuh führt über das Futter
Beste Futterqualität ist für den Eichenhof selbstverständlich, darum
kümmert sich Roland von Schmeling in seinem Arbeitsbereich, der Außenwirtschaft.
Denn Kühe erleben sich seelisch über die Verdauung. Und Vermarktung
als Vorzugsmilch heißt, die Kühe müssen sich wohlfühlen, sich bester
Gesundheit erfreuen - sonst gibt es Probleme mit Keimen. Darüber hinaus
ist das Futter wesentlich für einen gelungenen Austausch der Herde mit
dem Standort: die Böden entwickeln sich im Kreislauf von Mist - Futter
- Mist, unterstützt durch die biologisch-dynamischen Präparate und ermöglichen
den Pflanzen eine besondere, typische Qualität. "Dass die Tiere dafür
taugen, ist auch ein Aspekt der Zuchtauswahl. Neben dem Mist gehören
für die Züchterin dazu Milchleistung und Gesundheit, aber auch die Anmutung,
die Atmosphäre, die ein Tier ausstrahlt. Zum Melken gibt es für die
Kühe gequetschten Hafer als Kraftfutter, bis zu 3 kg am Tag. Sonst besteht
die Fütterung aus bestem Heu und Möhren, die kommen aus einer Futter-Mist
Kooperation mit einem Bioland Betrieb in direkter Nachbarschaft.
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Der Mensch ist wichtig für das Tier
Apropos Bedingungszucht: der Mensch ist der wesentliche Umgebungsfaktor
im Leben der Tiere. Aus dieser Erfahrung folgert die Landwirtin: "Wenn
ich an den Tieren etwas ändern will, muss ich an mir etwas ändern."
Klingt da Steiners pädagogischer Hauptsatz an? "Die Tiere sind so ruhig,
weil ich das so mag" erklärt sie ihren Einfluss als Züchterin, die das
Umfeld so gestaltet, dass die Tiere Ruhe haben. Erzieherische Maßnahmen
wendet sie nicht an. Und sie hat keine phlegmatischen Tiere. Das zeigt
sich, als sie ihr Lieblingsrind vorführen will: Das kommt zwar neugierig
raus, macht aber sogleich wilde Sprünge in das Stallabteil zurück, mehrmals,
wie ein Spiel. Und spielerisch wirkt auch der Umgang der Bäuerin mit
den Tieren und das Zugehen der Tiere auf sie. Jedenfalls können sich
der Besucher und ihr Mann Roland eines Schmunzelns nicht erwehren: Spielen
im Stall am Samstagnachmittag - eine vertrauensvolle und heitere Atmosphäre.
Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass die Gemeinde wegen einem
Krippenspiel im Stall nachfragte. Das war den beiden aber doch zuviel,
obwohl sie Weihnachten den Stall schmücken, mit Kindern und Kühen feiern.
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