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Lebendige Erde 4/2003:PortraitKochen, Heilen, ForschenEine Initative in Kassel vernetzt "Landwirtschaft - Gesundheit - Neue Arbeit"von Michael Olbrich-Majer
Wer als Patient zum Gesundheitzentrum Marbachshöhe kommt, wird erstmal
angegrunzt. Oder wie heute, angemeckert. Denn die Schweine liegen gerade
faul in ihrer Hütte, aber eine Ziege mit ihrem Zicklein begrüßt den
Ankömmling, bevor er sich durch den üppigen Garten zum Eingang und zu
seiner Behandlung begibt. Die Ziege ist nur heute da, zur Observation
aus der kleinen Landwirtschaft im Marbachstal herausgenommen. Die zwei
Schweine, Hühner, eine Entenfamilie und der ausladend - einladende Garten
aber sind Konzept. Besucher und Patienten merken gleich: hier wirst
Du anders aufgenommen. Was braucht der ganze Mensch? Ein breiter Entwurf: Gesundheit, Kultur, Natur
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Hier kocht der Chef Feinheiten der Küche |
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Organisch und Künstlerisch in der Gestaltung: Garten des Therapeutikums |
Keimzelle von Bio-Catering Marbachshöhe: der Imbiswagen |
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Nicht nur bei der Ökoqualität ist Hoppe kompromisslos: er verwendet zudem besondere Mühe auf das Abschmecken. Deshalb kocht er mit Demeter-Butter oder einem ausgesucht milden Öko-Olivenöl, verwendet reichlich Kräuter - teils aus dem Garten des Gesundheitszentrums - und salzt vom Feinsten, mit Fleur de Sel und Sol traditional, handgeschöpftem Meersalz mit besonderen Lichtqualitäten. Das Essen soll nicht nur durch den Geschmack überzeugen, sondern wirklich anregen. Daher auch keine Vollkorndogmatik, Verträglichkeit geht vor. Erstaunlich ist die große Auswahl am Imbisswagen: Suppe, Gemüselasagne, Hering, Nudeln, Pilze, Reis, Kartoffeln, Salat und Nachtisch, natürlich auch Biobratwurst. Im Bio-Marché ist die Auswahl noch etwas größer. Für die Einrichtungen gibt es in der Regel zwei Gerichte. Hier achtet Hoppe speziell auf kinderfreundliche Rezepte, denn Kinder sind als Kunden heikel, weil wählerisch. Und wenn das Essen zweimal stehen bleibt, fragen sich die Eltern, warum sie das zahlen. Also wird mit regelmäßigen Befragungen geprüft, was ankommt und entsprechend gekocht, bei Menüs mit geringerer Akzeptanz gleich ein Ausweichgericht angeboten. Die Wochenkarte liest sich appetitanregend und gleichermaßen regional wie multikulturell. Exqisite Zutaten, Frische und viel Schnippeln: ist Bio-Catering, das ja mit Kantinen und Fertigprodukten konkurriert, zudem mit Küchen die zehnmal größer sind, überhaupt wirtschaftlich machbar? Selbst wenn der Preis bis 25% höher liegt? Hoppes Mittel ist der Speiseplan - auf saisonale Übermengen am regionalen Markt abgestimmt und haargenau kalkulierten Portionen. Wer einmal für Kinder gekocht hat, weiß um die Mengen, die übrig bleiben können. Fleisch gibt es nur zweimal die Woche, abgestimmt auf die Schlachtung bei den Landwirten, so dass es lange genug abhängt. Hoppe muss alle Potenziale nutzen, um den Preis zu halten, der kulturelle Charme des Unternehmens allein reicht auf Dauer nicht. Hier kommt denn auch die Komponente neue Arbeit ins Spiel - das Unternehmen integriert Menschen, die nicht einfach einen Job finden. Dafür gibt es Zuschüsse vom Arbeitsamt und letztendlich drei Gewinner: die Behinderten oder Schwervermittelbaren, die eine Aufgabe finden, das Amt und der Bio-Caterer. Fast alle Mitarbeiter des Bio-Catering wurden über solche Förderprogramme in das Unternehmen integriert. An Wochendenden bringt Hoppe seine Kochlust auch als Partyservice an die Leute, zu etwas anderen Preisen versteht sich. Seinen Unternehmenserfolg misst er weniger an der Eliteküche, sondern an der Masse an umgesetzten sprich verspeisten Öko-Lebensmitteln - immerhin mehr als 100 Tonnen im Jahr. Die Landwirtschaftsflächen der Initiative, vor allem genutzt mit 20 Schafen und Ziegen, haben da eher Vorführcharakter. Aktuell ist der Aufbau eines Demeter-Betriebes im Marbachtal durch Anwohner gebremst, die um ihre Ruhe fürchten. Aber hinter der Wilhelmshöhe wird ein Hof frei, Hoppe ist schon auf der Suche nach einem fähigen Demeter- Landwirt. . |
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Forschen und werben für gesunde Ernährung Möhre als Medizin? Heilen im Gesamtkontext |
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Das Gesundheitszentrum Marbachshöhe gem. e.V. bietet neben medizinischer
Versorgung auf einander abgestimmte Therapien, wie Heileurythmie, Rhythmische
Massage, Bäder, Kunsttherapie und Lebensberatung. Mit dazu gehören das
Iakchos Kinderhaus (drei Gruppen), offene Jugendarbeit mit Kunstwerkstatt,
und ein umfangreiches Veranstaltungsangebot. Gesundheitszentrum Marbachshöhe
e.V. |
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