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Lebendige Erde 5/2003:PortraitDer Forscher im BetriebHartmut Spieß forscht und züchtet auf dem Dottenfelderhof (Demeter)von Michael Olbrich-Majer
Wenn bei Demeter das Fernsehen anruft und einen Experten für Mondrhythmen
und Pflanzenwachstum sucht, ist Hartmut Spieß gefragt. Sowohl in populären
Sendungen wie „Die Sprechstunde” als auch in wissenschaftlichen TV-Magazinen
hat der biologisch-dynamische Forscher die Ergebnisse seiner Habilitationsarbeit
zur Wirksamkeit des Mondes bei der Aussaat dargelegt – er ist in Deutschland
die erste wissenschaftliche Adresse zu diesem Thema. Dazu waren 18 Jahre
hartnäckige Forschung nötig, Ausgangspunkt waren die Aussaattage von
Maria Thun. Doch ist diese Arbeit zur Erlangung der Professorenreife
schon zehn Jahre her, jährlich wieder belebt durch die Tagung zur Chronobiologie
an der Landbauschule Dottenfelderhof. Inzwischen hat Spieß einen langen
Weg von der Auftragsforschung über die angewandte Forschung „on Farm”
zum Züchter hinter sich: erste Gurken und Tomatensorten aus seiner biologisch-dynamischen
Züchtung sind zugelassen, er hat ein Mittel gegen den Steinbrandpilz
bei Weizen entwickelt und er pflegt einen umfangreichen Zuchtgarten
an Getreiden. | |||
Ökolandbau braucht Forschung „on farm”. Langjährige Forschung unter den Bedingungen der landwirtschaftlichen Praxis, das ist das Ideal für den Wissenschaftler Hartmut Spieß, der seit 1977 die inzwischen aktuelle Methode „On farm research” betreibt. Im biologisch-dynamischen Landbau nichts neues, aber auf dem Dottenfelderhof optimal vernetzt. Einerseits mit Ausbildung, Projektarbeiten (Landbauschule) und Züchtung (Dietrich Bauer züchtet hier Möhren und Kohl) verbunden und andererseits mit dem Betrieb und dessen umfangreicher Vermarktung – was konkrete Rückmeldung bedeutet. Durch die Einbindung in die Praxis werden leichter die richtigen Forschungsfragen gefunden. Spieß arbeitet über biologisch-dynamischen Maßnahmen, zu Düngung, Unkrautregulierung, Pflanzengesundheit bzw. biologischem Pflanzenschutz, Bodenbearbeitung, Saatgut und Züchtung. Für viele Untersuchungen ist ein entwickelter Ökobetrieb Bedingung. Wichtig ist aber auch die interdisziplinäre Vernetzung mit den Kollegen vom Institut für Biologisch-Dynamische Forschung sowie Forschungsinstitutionen Universitäten. Der Dottenfelderhof ist einer der Demonstrationsbetriebe im Bundesprogramm Ökologischer Landbau. | |||
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Forschung on Farm Biologisch-dynamische Präparate: „so intensiv
wie möglich, so oft wie nötig” Als Forscher ist man Teil der Untersuchung |
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Dass der Ökolandbau eigene Sorten braucht, ist schließlich ein typisch biologisch-dynamisches Thema, erklärbar aus dem Konzept des Hoforganismus. Noch vor zehn Jahren hieß es von Unis und Ämtern: konventionelle Sorten tun´s auch. Doch inzwischen ist es Common Sense: Die für konventionellen Anbau gezüchteten Sorten funktionieren im Öko-Landbau mehr schlecht als recht. Eher kurz geraten liefern sie kaum Stroh fürs Vieh und die Qualität orientiert sich eher an technologischen Parametern. Ohne die richtigen Sorten kann das Qualitätspotenzial der biologisch-dynamischen Maßnahmen nicht voll genutzt werden, ist das Credo von Hartmut Spieß. Dass der Ökolandbau eigene Sorten braucht, ist schließlich ein typisch biologisch-dynamisches Thema, erklärbar aus dem Konzept des Hoforganismus. Noch vor zehn Jahren hieß es von Unis und Ämtern: konventionelle Sorten tun´s auch. Doch inzwischen ist es Common Sense: Die für konventionellen Anbau gezüchteten Sorten funktionieren im Öko-Landbau mehr schlecht als recht. Eher kurz geraten liefern sie kaum Stroh fürs Vieh und die Qualität orientiert sich eher an technologischen Parametern. Ohne die richtigen Sorten kann das Qualitätspotenzial der biologisch-dynamischen Maßnahmen nicht voll genutzt werden, ist das Credo von Hartmut Spieß. Nach einer Führung nimmt man ihm das ohne weiteres ab, angetan von der Schönheit und Vielfalt im Zuchtgarten. Man sieht förmlich die andere Qualität in Wachstum und Gestalt der Pflanzen. Seine zwei Stämme „Lux” und „Rufus”, die der Hof schon im Anbau hat, tragen zudem ordentlich was auf dem Halm. Sie sind für eine Registrierung als „Herkunftssorten” vorgesehen. Für eine Anmeldung beim Bundessortenamt will er im nächsten Jahr weitere Zuchtstämme in die Sortenprüfung geben. Dass Ökosorten überhaupt eine Chance auf Zulassung haben, hat sich erst mit der Agrarwende und jahrelangem Druck biologisch-dynamischer Fachleute geändert. Mit anderern Züchtern arbeitet er daher in der Arbeitsgemeinschaft biologisch-dynamischer Pflanzenzüchter (abdp) zusammen. Angefangen hat seine Begeisterung für die Züchtung vor zwanzig Jahren, als er die Hofsorte „Petkuser Normalstrohroggen” aus den Rhythmusversuchen weiter pflegte. Genau genommen noch früher, mit der Gurke, die ihm ein Kommilitone aus dem Iran mitbrachte. Die ist glattschalig, schmeckt fruchtig und heißt „Persika”, zu beziehen über die Bingenheimer Saatgut AG, ein Gemeinschaftsunternehmen von biologisch-dynamischen Gemüsezüchtern. Auch seine zwei Tomatensorten „Quadro” und „Piroka” gibt es dort. Die Gemüsezüchtung liegt inzwischen weitgehend in den Händen seines Mitarbeiters Christoph Matthes, so dass er sich zusammen mit Stefan Klause vor allem der Getreidezüchtung widmen kann. In diesem Jahr hat er mit seinen Mitarbeitern auf fast 2 Hektaren Weizen- und Roggenstämme in Beobachtung, prüft Sorten, testet als Steinbrandspezialist im Auftrag der Biologischen Bundesanstalt die Resistenz diverser Sorten sowie die Wirksamkeit von Saatgutbehandlungen bei Winterweizen. Außerdem bearbeitet er im Auftrag der BLE und in Kooperation mit Dr. K.-J. Müller die Resistenzprüfung von rund 90 Wintergersten auf Flug- und Hartbrand und testet im Langzeitdüngungsversuch Kali und die Anwendung von Fingerhut, in diesem Jahr mit Kartoffeln. |
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Biologisch-dynamische Wissenschaft: zwischen
zwei Stühlen Biologisch- dynamisch muss sich der Diskussion
stellen
Wie erforscht man Kräftewirken?
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Mondrhythmen
und Pflanzenwachstum
Von 1977 bis 1986 untersuchte Dr. Hartmut Spieß experimentell die Wirkungen des Mondes zum Zeitpunkt der Aussaat auf das Wachstum von Kulturpflanzen. In zahlreichen z.T. über sechs Jahre andauernden Saatzeitversuchen mit verschiedenen Pflanzen konnte, abgesehen vom dominierenden jahresrhythmischen Trend in den Untersuchungen ein deutlicher Zusammenhang nachgewiesen werden. Vor allem die Mondphasen, Erdnähe und -ferne und das Auf- und Absteigen des Mondes am Himmel wirkten sich bei den Kulturpflanzen aus. Allerdings unterschiedlich, so dass Spieß auf lunare Reaktionstypen der Pflanzen hinweist. Die in Form von Trigonen durch Maria Thun beschriebene Mond-Tierkreis Wirkung auf das Pflanzenwachstum konnte – obwohl die Untersuchung darauf angelegt war – nicht bestätigt werden. |
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