Lebendige Erde 2/2002:

Präparate

Neue Aubringungstechniken für die Spritzpräparate
Anregungen einer Ausstellung in Dornach

Walter Stappung

Wenn die Lebendige Erde mit diesem Artikel erscheint, dann fängt bald das Wachstum der Pflanzen wieder an, und es wird Zeit für das Ausbringen von Hornmist. Die Kuh ist ja dadurch, dass sie Raufutter verwertet und daraus hochwertigen Dünger herstellt, sehr wichtig für die Fruchtbarkeit unserer Böden. Das ist mit ein Grund, dass wir Kuhmist, der über Winter im Kuhhorn in der Kulturschicht des Bodens vergraben war, als Präparat auf die Felder ausbringen. Bringen es aber die Bauern unter heutigen Umständen noch fertig, überhaupt die Arbeiten rund um die Präparate zu machen?

Biodynamische Präparate vom Flugzeug spritzen?
Albert Schulze-Oechtering, einer der Aussteller in Dornach und Flieger schlägt vor, mit Kleinst-Flugzeugen Präparate auszubringen. Das ist natürlich bodenschonend; man kann auch dann spritzen, wenn der Boden feucht ist. Mit Hornmist könnte man spritzen, bevor der Boden so weit abgetrocknet ist, dass der Traktor fahren kann. Und Hornkiesel kann man z. B. gleich nach einem Gewitter, wenn es die Pflanzen am nötigsten haben, spritzen. In einer Stunde können 20 - 30 Hektar gespritzt werden, eine Lösung für größere Betriebe.

Für die Kieselspritzungen werden dabei Rotationsdüsen verwendet. Sie erzeugen sehr kleine Tropfen und die erlauben es, dass mit sehr wenig Wasser gespritzt werden kann. Bei Tests im Jahre 1994 wurden 5 Liter je Hektar verwendet. Das verändert das Rühren. Mann kann große Flächen spritzen, braucht aber dazu bloß Wasser-Mengen, die eine Person alleine rühren kann. Rotationsdüsen sind auch für Bodengeräte zu beziehen.

Das Spritzen mit Flugzeugen könnte die günstigste Methode werden, das Chartern (Flugzeug ohne Spritze) kostet pro Stunde DM 175,--.Leider sind Flugzeuge im Berggebiet, z. B. in den Alpen, zu wenig wendig. Helikopter wären technisch gesehen geeigneter, sind aber verhältnismäßig teuer. Im Flachland mögen sie günstiger sein als der Traktor, wenn man wie z.B. Hofgut Döllnitz viele Überschwemmungsflächen hat, die erst sehr spät befahrbar sind. (siehe Lebendige Erde 3-1998). Für Alp-Weiden sind sie eher zu teuer. Zudem braucht es dafür große gerührte Wasser-Mengen innerhalb kurzer Zeit. In Neuseeland werden die Präparate dafür mit Wasser gemischt, indem sie über Kaskaden von Flowform-Schalen gepumpt werden. Uli Johannes König vom Institut für biologisch-dynamische Forschung in Darmstadt zeigte auf der Ausstellung in Dornach eine Misch-Anlage mit Flowforms.
 

Präparate vom Lohnunternehmer ausbringen lassen?
Abb.: Jeep zum Ausbringen der Präparate
 
Auch Fahr-Spritzen kann man im Lohn für sich arbeiten lassen: Harald Wolber-ten Brook fährt, wenn die Flächen groß genug sind (evtl. mit Nachbarn absprechen!), mit seinem Jeep. Er hat darauf eine Präparate-Spritze von Friedrich Wenz montiert. Die ist mit ganz leichten Spritz-Balken ausgestattet, mit Düsen aus der Bewässerungs-Technik, und eine Pumpe, die mit einer 12-Volt-Batterie betrieben wird. Auf einem Anhänger bringt er zwei Rühr-Maschinen à 250 Liter Rühr-Menge mit und auch Fässer, worin man selber rühren kann. Zudem will er einen Durchlauf-Erhitzer installieren, womit das Rühr-Wasser vorgewärmt werden kann. Wer sich dafür interessiert - sollte rechtzeitig anfragen. Die Nachfrage ist so groß, dass er im Frühjahr nur Getreide und andere einjährige Kulturen spritzen kann, und Grünland erst gegen den Sommer hin spritzt. Im Herbst 2001 war es erstmals im Einsatz in Hessen und Süddeutschland.Auch Raimund Remer in Norddeutschland hat ein ähnliches Präparate-Mobil. Er rührt und spritzt im Auftrag der Landbauforschungs-Gesellschaft Bauckhof, Amelinghausen.

Zum Umfüllen der fertig gerührten Präparate, haben beide interessante Lösungen: Raimund Remer hebt die Rühr-Maschinen mit einer Scheren-Hubplattform an, so dass das Präparate-Wasser frei fließen kann. Harald Wolber setzt seinen Spritz-Tank mit Hilfe des Luft-Ansauge-Systems seines Jeep-Motors unter Vakuum (cirka 0,4 bar), und pumpt respektive saugt es so aus den Rühr-Behältern.

Ich selber helfe auch seit einigen Jahren bei verschiedenen Bauern in der Schweiz beim Rühren und Spritzen der Präparate. Ich arbeite zu Fuß und rühre selber. Meine Spritz-Technik mit Nebelblasen für Hornkiesel und mit der Haws-Spritze für Hornmist habe ich in der Lebendigen Erde 4-2000 beschrieben. Meine Hilfe hat sich aus der Umstell-Beratung heraus ergeben. Im Berggebiet ist es nicht einfach, Präparate zu spritzen, da man vielerorten auf den Feldern und Weiden kaum fahren kann, und überhaupt froh sein muss, wenn bis zu den oft weit auseinander liegenden Feldern hin fahren kann: dazwischen ist oft Unland, oder Parzellen sind sehr versplittert. Da die Situation sehr unterschiedlich sein kann, gehe ich gerne erst mal selber hin, bevor ich etwas raten kann.
 

Präparate - etwas für gemeinsame Aktionen
Hin und wieder arbeite ich alleine, aber oft organisieren wir die Arbeit als Gruppe. Wenn genügend Leute helfen, ist es für den Einzelnen nicht zu schwer. Es ist schon gut, wenn man gemeinsam einen Termin abmachen, denn so gehen die Arbeiten nicht einfach unter in der Hektik. Wir haben auch schon einige Hof-Feste mit gemeinsamen Rühren und Spritzen der Präparate organisiert. Das leidige Problem mit der Kontrolle kann auch ganz anders gelöst werden, wenn man gemeinsam arbeitet; so hat man immer genug Zeugen.

Auf die Frage nach Rührwerken Steiner hatte am 12.6.1924 in Koberwitz im Landwirtschaftlichen Kurs gesagt: "Man wird dazu kommen, dass man das (d.h. das Verrühren des Hornmist-Präparats mit Wasser) ganz einfach an Sonntagen zum Nachtisch machen wird. Dann wird schon einfach dadurch, dass man viele Gäste einzuladen hat, und das an Sonntagen macht, und die nötige Unterhaltung dabei hat, das Allerschönste dabei erreicht werden" (Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft, Rudolf Seiner Verlag Dornach 1999, GA 327, P. 105). Der Gräfin von Keyserlingk (1949, p. 48), die mit ihrem Mann in und um Koberwitz insgesamt 7500 Hektar Land verwaltete, riet Seiner: "Bei Ihnen ist es doch sehr einfach. Sie haben so viel Gäste immer hier, wenn sie ihre Kaffeetassen ausgetrunken haben, dann bekommt eben jeder erst einen Napf zum Rühren vorgesetzt."

Es wurde dagegen schon eingewendet, "das Rad der Geschichte" habe sich inzwischen weiter gedreht, und es sei nicht mehr opportun, einen Finger zu krümmen für das, was wir zum Leben brauchen. Aber die Meisten essen drei Mal im Tage; Ich finde, da darf man mindestens ein Mal im Jahr etwas dafür tun, damit wir etwas zu essen haben, und unsere Dankbarkeit gegenüber den Lebens-Grundlagen ausdrücken.

In einer späteren Nummer wird über weitere Beträge in der Ausstellung berichtet.

Dünger-Präparate und Technik Eine kleine Dokumentation (ohne Bilder, 16 S.) der Ausstellung am Goetheanum zu Gerätschaften für die Herstellung und Ausbringung der biologisch-dynamischen Präparate, mit Kurzbeschreibung, Tipps und Adressen gibt es beim Autor, Walter Stappung für 2,50 €
 

Adressen:

  • Mit Flugzeugen spritzen: Albert Schule-Oechtering; ASO Flugsport GmbH, Hackfurthstrasse 50, D-46244 Bottrop-Kirchellen, Flugfeld Dinslaken, Tel.: (0049) 285 883 73 73; www.asoflugsport.de; asoflugsport@t-online.de.
  • Verkauf der Flowforms-Schalen: Peter Müller, Flowform und Wasserwerkstatt, Leierweg 47a, D-44137 Dortmund; Tel.: (0049) 2131-912 859-6, Fax: -7; www.flowforms.de; info@flowforms.de.
  • Präparate-Mobil Süddeutschland-Hessen: Harald Wolber-ten Brook: Handy: (0049) 0172-370 35 05.
  • Präparate-Mobil, Norddeutschland: Raimund Remer, Amelinghausen: Tel.: (0049) 04132-910305.
  • Präparate-Spritzen, Rühr-Maschinen, Anleitung zum Bau von Wasser-Wärm-Anlagen: Friedrich Wenz, Technik für den biologisch-dynamischen Landbau, Oberer Graben 17, D-77963 Schwanau-Ottenheim, Tel.: (0049) (0) 7824-3712 oder -2490, Fax: -4026.
  • Stappung Walter, Länggasse 21, CH-3012 Bern, Tel: (0041) (0) 31-302 13 10