Lebendige Erde 1/2000:

Praxis

Präparateausbringen - ein Arbeitsproblem?

Die derzeitige Produktpreis-Situation in der Landwirtschaft lässt viele Bauern auf kleinen Betriebsflächen über ein Aufgeben der Landwirtschaft nachdenken. Wertvolle Menschen, kostbare Hände, die den Boden pflegen, gehen der Fruchtbarkeitsentwicklung der Erde verloren. Größer werdende Betriebe und Technik greifen danach. Das Bestreben der biologisch-dynamisch wirtschaftenden Landwirte ist es, die Fruchtbarkeit des Bodens nicht nur zu erhalten, sondern zu steigern und die soziale Aufgabe der Landwirtschaft wahrzunehmen.

Abb. 1: Präparate ausbringen ist arbeitswirtschaftlich möglich: Hornkieselspritzung in Demeter-Baumschule

Einen Erfolg können wir erreichen mit der regelmäßigen, mehrfachen Anwendung des Hornmistes. Er unterstützt und fördert das Wurzelwachstum. Er verbindet die stoffliche Substanz des Bodenminerals mit dem Lebendigen der Pflanze, es fördert die Fähigkeit der Pflanze zum jeweiligen Wachstumszustand die dazugehörigen Nährstoffe selektiv aus dem Boden zu lösen und aufzunehmen. In der Zeit des vegetativen, des Blatt- und Stengelwachstums braucht die Pflanze eine bestimmte Zusammensetzung der aufzunehmenden Nährstoffe aus dem Boden. Während der generativen, der Blüten- und Fruchtwachstumszeit benötigt die Pflanze eine andere Zusammensetzung der Nährstoffe. Der biologisch-dynamische Hornmist fördert das naturgegebene harmonische Nährstoffwahlvermögen der Pflanze, er führt zur geordneten Nährstoffaufnahme zum richtigen Zeitpunkt und fördert damit Menge und Qualität der Produkte. Der in der Folge auf das Blattgrün aufgebrachte Hornkiesel fördert die Aufnahme kosmischer Kräfte, besonders die des Lichtes durch das Blatt. Er führt zu einer Erhöhung der Zuckerbildung und zu einer geordneteren Substanzbildung in der Pflanze.

Immer wieder werden die notwendigen Tagesarbeiten im landwirtschaftlichen Betrieb zum zeitfressenden Problem. Vor allem im Selbstvermarktungsbetrieb bestimmt der Kunde den Tagesablauf der Bauernfamilie. Häufig leidet die Produktionsarbeit , meist aber die Präparatepflege und anwendung darunter.

Abb. 2: Rühranlage für Feldspritzpräparate
(1) Sammelgefäß an der Südseite - Wasser erwärmt sich im Sommer durch die Sonne
(2) Kessel zum Anwärmen im Frühjahr und Herbst
(3) Rührfass, Besenstange am Dachsparren eingehängt
(4) Fässer für Pflanzenjauche
(5) Fass für Fladenpräparat
(6) Traktor mit Spritzfass vorne und Egge o.äa. hinten


 
Wie können wir hier Abhilfe schaffen?
Die gemeinsame Herstellung der biologisch-dynamischen Präparate, beispielsweise in Arbeitsgruppen bringt schon eine erhebliche Erleichterung. Schafft man es doch einmal nicht oder geht etwas schief stehen mit allen Hilfsmitteln die Präparatezentrale am Brunnenhof, Mäusdorf oder das Institut für biologisch-dynamische Forschung in Darmstadt zur Verfügung. Aber auch dann kann das "Rühren und Ausbringen" ein Problem bleiben. Weil der Erfolg nicht drastisch sichtbar ist, rutscht diese Arbeit auf der Prioritätenliste immer nach hinten. Das muss nicht sein!

Beste Erfahrungen hat z.B. Mathias Thun mit dem Hornmist durch Mehrfachspritzen, das heisst, die regelmäßige Anwendung bei jeder Bodenbearbeitung gewonnen.

Das Spritzen ist auch mit anderen Arbeitsgängen kombinierbar: Seit 1982 existiert in den "Anleitungen zur Herstellung und Anwendung der biologisch-dynamischen Präparate" eine Skizze, die Beachtung finden sollte:

Montieren Sie ein kleineres Fass an die Front des Traktors, setzen Sie dort zwei bis vier Düsen nach vorne und unten spritzend darauf, dann - und jetzt kommt der Trick: ein 12 Volt Schiffspümpchen (ca. DM 250 bis 300) mit einem direkten Batterieanschluss und nur einem Schaltkabel zum Fahrer (vielleicht geht sogar ein Lichtschalter). Ausprobiert hat das auch der Landwirt Meck
aus der Arbeitsgemeinschaft Schwäbische Alb. Diese Art der Ausbringung ist so einfach und erfolgreich neben einer Ackerarbeit zu erledigen, dass sie in der Prioritätenliste oben bleiben kann. Technisch sind unsere Bauern so versiert, dass sie diese kleine Montage an jedem Fahrzeug selbst vornehmen können.

Nun zum Rühren. Eine Stunde "Nichtstun" schafft kein Bauer - oder doch? Seine Willenskräfte, seine Gedanken, sein Fühlen, der Umkreis - alles sollte in dieser Meditationsstunde mit einfließen, mit hineingerührt werden. Hier gewinnt das überspannte Herz Ruhe, die wirren, gehetzten Gedanken Ordnung, der Wechsel zwischen Chaos und Ordnung bei wechselnder Rührrichtung greift auch auf den Menschen über, vielen sind beim Rühren "schon die besten Einfälle gekommen". Ist das "Nichtstun"? Nein! Sie werden aber sagen: "Sooo oft? Das schaffe ich zeitlich nicht!"

Das ist verständlich und kann schwierig sein, aber auch hier haben wir Hilfen. Auch wenn mich jetzt einige biodynamische Kollegen schräg ansehen, empfehle ich: Bevor man gar nicht rührt und spritzt, nimmt man zum Beispiel während der Melkzeit eine Rührmaschine, bei der der Motor möglichst abgeschirmt ist. Sie sollte auf jedes vorhandene Fass passen, mit einem Handgriff danebengelegt oder darauf gesteckt werden können. Gute Erfahrung haben wir selbst mit dem Passauer Rührgerät gemacht (Christof Koch, Wiesenstr. 11, 92259 Neukirchen b. S. U.). Es gibt natürlich auch andere.

Bin ich technisch damit gut ausgerüstet, kommt noch das Problem mit den Rüstzeiten. Auch hierfür gibt es schon lange Lösungen. Wasser läuft allein immer von oben nach unten! - und unter einem Vordach oder an der Scheune ist bestimmt ein Platz für das Gerüst einer Rühranlage.

"Demeter - Lebensmittel mit Charakter" ist eine Aussage, die höchste Qualität beinhaltet. Diese Qualität kann der Landwirt oder Gärtner nur durch seine Arbeit mit den biologisch-dynamischen Präparaten in diese Pflanzen hineinzaubern und damit seinen Demeter-Markt sichern!

Bis zur ersten Spritzung mit Hornmist, dem Wurzelstärker, ist hier in Mitteleuropa noch Zeit bis zum März. Bis zur ersten Spritzung mit dem Hornkiesel, dem Stoffe-Ordner in der Pflanze, ist noch Zeit bis zum April/Mai.

Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Biologisch-Dynamischen Wirtschaftsweise
Dr. Christian von Wistinghausen
Brunnenhof Mäusdorf
D-74653 Künzelsau
Telefon 07940-2230
Telefax 07940-4911