Lebendige Erde 2/2000:

Praxis

Kompost-Präparate herstellen: Löwenzahn (506)

Walter Stappung

Auszug aus einer gerade erschienenen Broschüre von Walter Stappung, Schweiz, "Die Düngerpräparate aus Rudolf Steiners Landwirtschaftlichem Kurs; Anleitungen zu deren Herstellung und Anwendung", 60 Seiten, zahlr. Abbildungen, zu beziehen beim Autor für DM 19,80. / SFr: 21,-, Länggasse 21, CH-3012 Bern. ISBN 3-9521944-0-9
 
*die Zitate beziehen sich bei LK auf den Landwirtschaftlichen Kurs Rudolf Steiners
Ausgangs-Material
Löwenzahn, Taraxacum (LK V/137*): Der Gemeine Löwenzahn, Taraxacum officinale, wächst an Wegrändern, auf Wiesen, ist salztolerant, liebt stickstoffhaltige Böden. Er lässt sich im Frühling und im Herbst umpflanzen und ansäen (Fachsaat). In den Tropen wächst er nicht. Blüte: März bis Mai und im Herbst. Die Samen bilden sich ohne Befruchtung (vgl. Lauber + Wagner 1996, p.13).

Blüten gewinnen: Junge Blüten, die in der Mitte noch geschlossen sind, trocknen besser. Pflücken fördere die Entwicklung weiterer Blüten. Sie kämen ungefähr zwei Tage später. Taufreie Blüten trocknen besser (Porter 1999). Beim Trocknen schrumpfen die Blütenblätter zusammen. Rasch getrocknet bleiben sie gelb und halten die weissen Samen-Schirme zusammen. Können die Samen reifen, öffnen sich die Samen-Schirme, die Blütenblätter werden braun und fallen ab. (Details zum Bedarf an Blüten, deren Gewinnung und Lagerung: Siehe Kapitel II/a der Broschüre)

 

Organ-Hülle: Rinds-Gekröse
(LK V/137, Zeile 32). "Unter Gekröse wird meines Wissens das Bauchfell verstanden, nicht die Kuttelflecke" (LK VI/16 +17/175).

Gekröse und Bauchfell: Gekröse bedeutet:

  • in der Küche: Magen, Netz und Därme,
  • die Bauchfell-Falte, in der der Dünndarm aufgehängt ist, (Brockhaus (1908)
  • in der Anatomie (NSS II, p.7 ff.,11-16, 177-189, u. a.) sind es alle doppellagigen Teile des Bauchfells, die Organe halten.
Das Bauchfell (Peritoneum) umschliesst einen sehr engen Innenraum, die Bauchhöhle. Die durchscheinende, feuchtglänzende Bauchfell-Haut besteht aus faserigem Bindegewebe, gedeckt von glatten Zellen. Sie haben eine hohe Reaktions-Bereitschaft. Das Blut-Serum, das sie in die Bauch-Höhle absondern, macht die Eingeweide gegeneinander gleitfähig. Man unterscheidet 3 Teile des Bauchfells:
  • Das Peritoneum parietale kleidet Bauchwand, Becken und Hoden-Hohlraum innen aus.
  • Peritonea viscerale heissen Bauchfell-Überzüge der Organe.
  • Gekröse (Mesenteria, Lamina intermedia): Zwischen nach innen vorspringenden Falten sind im Bindegewebe die Nerven, Blut- und Lymphgefässe der Eingeweide, und auch Fett eingelagert.
Die Gekröse-Verhältnisse sind kompliziert, denn im Verlauf der Embryonal-Entwicklung verlängert, faltet und verdreht sich das ursprünglich gerade Darmrohr auf artspezifische Weise. Da es unklar ist, wie Steiners Angaben zu interpretieren sind, werden verschiedene Bauchfell-Teile und deren Anwendung beschrieben. (s. Abb11., 12)

A: Die Gekröseplatte, das Gekröse im engeren Sinn, Mesenterium craniale, mit Dünndarm (3 und 4) und Spiralkolon (7).
B: Das Magen-Gekröse oder grosse Netz, Omentum majus, sei der stoffwechselakivste Teil des Bauchfells (NSS II, p. 19). Seine beiden Blätter umhüllen die Därme, hängen zwischen Pansen (1), Labmagen und Zwölffingerdarm (2).
Kleines Gekröse: Die Gekröse des absteigenden Dickdarms (11) und der linken Niere, und das kleine Netz zwischen Leber, Duodenum und Blätter-Magen.

Abb. 2: Rumpf des Rindes, Querschnitt auf der Höhe des 4. Lendenwirbels, Blick von hinten; vereinfacht nach NSS II,p. 180.

Das Bauchfell überzieht alle Bauch-Organe (1,3,5,7), die Gekröse (A, B), und die Bauchwand (X). Es umschliesst die hier weiss dargestellte Bauchfell-Höhle. In Wirklichkeit ist sie nur ein ganz dünner Spalt. Breite Linie = Gekröse; schmal = Bauchwandfell und Gekröse-Anheftung der Organe.

Volle Därme sind bläulich, leere rötlich. Muskeln sind dunkelrot. Fett ist weiss oder gelb. Das Bauchfell ist durchsichtig. Bindegewebe ist weiss.
 

Herstellung: Löwenzahnblüten in Rindsgekröse-Kugeln einnähen (LKV/137)
1. Frische Blüten solle man anwelken (LKV/137). Getrocknete Blüten kann man mit Tee befeuchten, wie bei 502. Der Saft der Blätter ist klebrig. Es werden auch hier wie bei 503 oft Organe von der Kuh bevorzugt. Erkaltetes Fett kann hart und spröde werden. Fette Gekröse zersetzen sich nicht im Boden. Darin können die Blüten ersticken.

2: Die Gekröseplatte (A) und das grosse Netz (B) als Hülle:
Das grosse Netz (B) hat eine bessere Form und mehr Fläche. Courtney (1996) legt die Blüten in die innere, dem Darm nähere Seite. Dann verrotten sie besser. Dafür muss man das Netz beim Schlachten kennzeichnen, indem man es z. B. aufrollt. Die Gekröseplatte (A) mit dem krausen Rand ist unhandlich, eher fetter als das Netz. Podolinski (1983) nimmt sie von einer guten, mageren alten Milchkuh. Wistinghausen (u.A. 1998), p.59) schneidet das Spiral-Kolon (7) heraus. Man kann aus Gekröse Stücken kindskopfgrosse Taschen nähen, und sie vollstopfen. Den Faden durch fette Stellen führen; das Bauchfell selber kann einreissen. Oder: Blüten mitten auf eine Stück Gekröse legen, dessen Ränder zusammenfassen und zusammenbinden (U. J. König). Es wird auch das Bauchfell von den Gekrösen abgezogen und allein verwendet (Oregon 1999, p. 18-19).

3: Die Gekröse-Anheftung des Jejunums (3), also das Bauchfell, das den Leerdarm umhüllt, wird auch als Hülle verwendet. Gewinnung: Man lässt einen Streifen des Gekröses am Darm. Dann trennt eine Person die beiden Bauchfell-Häute dieses Gekröse-Streifens ein Stück weit auseinander, bis der Darm freiliegt. Eine zweite Person zieht den Darm vorsichtig heraus. Der fette Gekröse-Rand hilft beim Füllen, Kugeln zu formen, denn er ist kürzer als die Gekröse-Anheftung. Deren Ränder kann man zum Verschliessen der Kugeln übereinanderschlagen. Auf welche Seite des Bauchfells sollen die Blüten zu liegen kommen?

4: Die Kugeln den Winter hindurch in die Erde geben; im Frühling herausnehmen (LKV/137).(Details zum Vergraben: Kapitel II/c; zur Lagerung: II/d; zur Anwendung: III/J ff.)

Abb. 3: Schlachtung einer Kuh:
Die Kuh hängt rechts an den Hinterbeinen, die Bauchhöhle ist geöffnet. Der Pansen (1) liegt auf einem Tisch. Der Metzger (links; nicht im Bild) hält die Gekröseplatte (A) mit Kranz-Darm (3) und Spiral-Kolon (7).
B: Das grosse Netz; 5: Binddarm.


 
Beschaffenheit
Das Gelb der Blüten geht in Orange und Braun über. Schimmel, dunkle Flecken, säuerlicher Silage-Geruch etc. können bei der Lagerung verschwinden. In getrocknetem Präparat sieht man vor allem die flaumigen Flugschirme. Bei zu feuchter Lagerung kann das Präparat faulen, und auch Ammoniak-Geruch (NH3) bilden.
 
Anmerkungen:
Aufgaben des Präparates: Kieselsäure im Löwenzahn (in Wechselbeziehung mit Kalium) helfe, Kosmisches anzuziehen, und anderes, was die Pflanzen brauchen. Die in Rinds-Gekröse der Wirkung der Erde in der Winterzeit ausgesetzten Blüten würden ganz durchsetzt mit kosmischer Wirkung. Gibt man sie dem Dünger bei, gebe das dem Erdboden die Fähigkeit, soviel Kieselsäure aus der Atmosphäre und dem Kosmos heranzuziehen, als für die Pflanzen nötig sei, damit sie empfindsam werden gegen alles das, was in ihrer Umgebung wirke, und dann selber anziehen, was sie brauchen (LK V/135-138).

Löwenzahn im landwirtschaftlichen Kurs: II/52, V/11-14/143-145, VI/156; LK A/184, LK N/34.

Kuttelflecke mache man aus den Eingeweiden, auch aus Netz und Gekröse (Voegele 1926/4).

Verwandtschaft des Löwenzahns: Die Gattung Taraxacum aus der Familie der Asteraceen ist auf der nördichten Halbkugel bis in die Alpen hinauf verbreitet, und auch in Australien zu finden (Hegi). Die Sammel-Art Taraxacum officinale hat neben dem Gebräuchlichen Löwenzahn in der Schweiz zehn weitere Unterarten (Lauber + Wagner 1996).

Grössen der Bauchfell-Teile beim erwachsenen Rind (Schätzungen; die Werte schwanken): Gekröse: Netz: 0,7 m2; Gekröseplatte 0,3 m2; Bauchfell: Mägen: 0,5 m2; Dünndarm: 3–6 m2.