Lebendige Erde 4/2000:

Praxis

Biologisch-dynamische Präparate spritzen im Berggebiet

Walter Stappung
Länggasse 21
CH-3012 Bern

Die Schweiz hat viele Berge. Alpen und Jura bedecken circa 60 Prozent der Landesfläche. Dort ist die flächendeckende Anwendung der biologisch-dynamischen Präparate meist schwierig. Oft sind die Felder nicht befahrbar, schwer zugänglich und liegen wegen der Topographie zerstreut. Vielerorten wurden die Höfe nicht als Ganzes vererbt, sondern als die Einzel-Parzellen. Das Klima ist oft rau, die Vegetationszeit kurz, der Gesamt-Ertrag pro Fläche klein. Im Frühling, nach der Schneeschmelze, ist das Wachstum oft sehr rasch, und dann sind viele Arbeiten zu erledigen: Wiesen und Weiden putzen, das heißt Steine, Äste etc. herauslesen oder wegrechen, Zäune stellen (im Herbst müssen sie wegen des Schneedrucks umgelegt werden), Dünger ausbringen etc.

Abb. 1: Nebelblaser

Arbeitsweise: Fahrbare Geräte können oft schlecht eingesetzt werden, da das Gelände zu steil oder unzugänglich ist. Der Helikopter, das flexibelste Transport-Fahrzeug, ist für kleinere Flächen teuer und zu stark abhängig von der Witterung. Da bleibt oft nur die Handarbeit. Mit geeigneten Mitteln und entsprechendem Vorgehen ist man aber leistungsfähiger, als man oft denkt. Man benötigt zum Beispiel geringere Investitionen als mit Fahrspritzen. Handarbeit hat auch sonst ihre Vorteile: Oft kann man auch in befahrbarem Gelände noch gehen, wenn es zu feucht zum Fahren ist, oder wenn die Bestände schon etwas hoch sind.

Wann spritzen? Steiner hatte im LK zur zweiten Frage vom 12.6.1924, am Ende (Seite 105 unten) als einzige Zeit-Angabe gemeint, man könne an Sonntagen mit Gästen rühren; mit der nötigen Unterhaltung könne man das Allerschönste erreichen (zum Beispiel indem man den Gästen die Präparate erklärt und näher bringt). Ist es richtig, an die Anwendungszeit zusätzliche Ansprüche zu stellen, die oft kaum einhaltbar sind?

Wer spritzt? Helfer sind willkommen, denkt man an das obige Zitat. Man kann Arbeitsfeste organisieren, Präparate spritzen als eine Art gemeinsamer Feld-Rundgang. Es scheint für Höfe mit Direktverkauf einfacher, Menschen für die Präparate-Arbeiten zu finden. Aber jeder Hof kann sich einen Freundeskreis aufbauen. Man muss allerdings wirklich überzeugt sein, um die Sache vertreten zu können und andere zum Mitmachen motivieren zu können. Heutzutage wollen sich viele Menschen engagieren, viele demonstrieren gegen etwas. Wir können Möglichkeiten geben, sich für etwas Sinnvolles einzusetzen.

Die Suche nach Spiritualität, nach Ritualen lässt sich mit den Präparate-Arbeiten verbinden. Die Behauptung, dass gemeinsam rühren nicht gut sei, ist nicht durch publizierte Versuche belegt. Es mag sein, dass es nicht förderlich ist, wenn jeder zugelaufene Passant mitrührt, aber wenn Leute gemeinsam arbeiten, können sie auch gemeinsam rühren. Damit hatten wir schon positive Ergebnisse. Es ist aber nicht einfach, im Berggebiet volle Rücken-Spritzen herumzutragen. Deshalb ist auch die Spritz-Technik wichtig.

 

Spritz-Techniken:
  • Druck: Mit etwas Druck (gut 1 bar) erreiche ich mit der Rückenspritze Spritzweiten bis zehn Meter. Mit der Pumpe von Haws erreiche ich das, ohne dass das Manometer Druck anzeigt.
  • Düsen: Für Kuhhornmist (Präparat 500) verwende ich Geradstrahl-Düsen (Industrie) und nütze die optimale Wurfweite aus, indem ich den austretenden Spritz-Strahl 45 Grad steil halte (100 Prozent Steigung). Die Düsen-Lochgröße wähle ich um einen Millimeter. Das ergibt kleine Mengen, die Wurfweite bleibt aber hoch.
  • Spritze: Ich selber spritze Kuhhornmist mit einer Haws, mit doppelt wirkendem Kolben (pumpt beim Ziehen und beim Stoßen). Da kann ich mit beiden Händen pumpen und den Präparate-Behälter frei wählen. Ich stelle einen wasserdichten Transport-Sack (von Ortlieb) in meinen Rucksack. Der Rucksack ist bequem, auf meinen Rücken eingestellt. Die Spritze mit dem Transportsack ist leicht zu transportieren (ich reise mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Höfen).
  • Für Hornkiesel (501) verwende ich Nebelblaser. Auf dem Rücken ist ein Ventilator mit Benzin-Motor, in der Hand halte ich ein richtbares Strahl-Rohr. Mit 5 PS Motorleistung erreiche ich Reichweiten bis 15 Meter; damit kann ich problemlos auch hohe Baumkronen spritzen. Beliebt für Hornmist und Hornkiesel sind auch Spritzen mit kleinen Membran-Pumpen, die mit wiederaufladbaren Akkus betrieben werden. So brauche ich weniger Wasser. 15 Liter pro Hektar ist eine gut zu verteilende Menge. Mit optimaler Technik können mir aber auch vier bis fünf Liter genügen. Kleine Wassermengen heißt: Weniger tragen, weniger oft nachfüllen und rühren.
Spritz-Pläne: Es mag seine Vorteile haben, einzelne Flächen individuell zu spritzen. Aber der Arbeitsaufwand wird kleiner, wenn man größere Flächen aufs Mal spritzt.

Wie oft spritzen? Die erste Spritzung pro Jahr ist die wichtigste. Es wurde schon erforscht, dass Mehrfachspritzungen Erträge verbessern können. Wer hat schon untersucht, ob sie den Mehraufwand lohnen (respektive unter welchen Umständen)? Statt 500- und Fladen-Präparat separat zu spritzen, kann man übrigens auch präpariertes 500 (nach Podolinski) anwenden.

 

Pferdespritze
Eine technisch einfache Spritze, die das Tragen erleichtert, ist die Pferde-Spritze, entwickelt von Andreas Würsch: Auf den Packsattel bindet man zwei Behälter (zum Beispiel Milchkannen). Der Pferdeführer trägt auf dem Rücken eine (leere) Rückenspritze, saugt damit aus den Präparate-Behältern an (ob das auch mit anderen Spritzen als denen von Birchmeier so einfach geht, dass man einfach einen Schlauch über den Ansaugstutzen stülpt?). Der Pferdeführer pumpt mit der einen Hand. Mit der anderen Hand führt er das Pferd. Der verlängerte Spritz-Schlauch führt zurück zum Pferd, wo hinten am Packsattel drei Geradstrahl-Düsen (zum Beispiel Hohlkegel-Nebeldüsen von Rückenspritzen ohne Drallkörper) montiert sind: Eine spritzt im Bogen nach hinten, zwei nach der Seite. Die Schläuche sind so zu montieren, dass sie sich auf Zug trennen, damit man nicht mitgerissen wird, wenn das Pferd durchgeht, das geht zum Beispiel, indem man sie ineinander steckt.

Diese Erfahrungen stammen aus dem Berggebiet und können vielleicht auch anderswo hilfreich sein.

Abb. 2: Landwirtschaft in Steillagen im Wallis: in der Rhone-Ebene Reben, Obst, Gemüse, auf der "Terrasse" oben Reben und Wohnhaus - nur über Seilbahn oder Fußweg erreichbar.

 

Erwähnte Rückenspritzen:
Haws Stoßpumpe: Pump Sprayer HPS von Haws, Smethwick, B67 4AB, GB
Nebelblaser: Nuvola 5HP von Cifarelli, I-27058 Voghera, CH: Fischer AG, CH-1809 Fenil., einfach gebaut, starker Motor (5 PS), stufenlos regulierbare Sprühmenge, daneben gibt es verschieden andere Modelle
Batterie-Spritze: Fox Elektra 200 (12 Volt), von Fox Motori, I-42028 Poviglio, CH: GVZ, 8048 Zürich; ob noch andere Spritzen im Handel sind, ist mir nicht bekannt. Diese hat sich bewährt. Wenn Hornkiesel die Pumpe verklebt, mit alkalischem Reinigungsmittel, z.B. Soda durchspülen.
Birchmeier, CH-5606 Stetten, Modell senior, außenliegende Kolbenpumpe, Tank 20 Liter (auch mit 10 oder 15 l erhältlich)