Editorial

Let it grow!

Gemüse ist in! In einer Zeit, in der Smoothies, grüne „Detox“-säfte und reine Vegetabilienverzehrer die Ernährungsdiskussion bestimmen, erkunden sogar nichtvegane Köche die Aromenvielfalt, die sie sonst offenbar woanders gesucht haben. Und die Verbraucher kochen selbst, werden gesundheitsbewusster, kaufen daher noch mehr Gemüse als sonst – gerne auch Öko. Viele Jahre lang stieg daher dessen Absatz stärker als bei anderen Öko-Erzeugnissen.

Klar, dass diese Nachfrage bedient werden will, auch von Handelsketten und gerne auch mit Demeter-Ware. Mit Folgen. Auf diese Märkte fokussierte Betriebe konnten wachsen, andere, gerade in neuerer Zeit, einsteigen und noch immer werden Gemüsegroßgärtner von ihren Abnehmern ermuntert, sich mal mit Demeter zu befassen. Eine weitere Folge ist, dass die Spreizung der Betriebsgrößen und Betriebsmodelle gerade im Demeter-Gemüsebau erheblich zugenommen hat. Waren bislang gewachsene Demeter-Gärtner mit über 50 Hektar die Großen, sind diese nur mehr mittelgroß, wenn Gartenbaubetriebe mit weit mehr als hundert Hektar dazukommen. Zugleich realisieren viele Gärtner ihren Traum einer kleinen Spezialgärtnerei für Topfkräuter, Saatgut, Gastronomieservice oder Marktgärtnerei: Auch deren Zahl unter dem Demeter-Dach hat rasant zugenommen, und ebenfalls die Zahl der Solidarischen Landwirtschaften, darunter viele, die biodynamisch arbeiten.

Das bedeutet fürs Gemeinsame, den Demeter-Verband: äußerst unterschiedliche Interessen und Ansichten. Der Konflikt hat sich an Vertriebsgrundsätzen und Marketingkampagnen aufgehängt, im Kern geht es jedoch um eine andere, soziale Baustelle: Wie ist unser Selbstverständnis als Demeter und wohin wollen wir uns gemeinsam weiterentwickeln? Dazu tut es gut, das Ganze zu sehen, z.B. zu verstehen, dass für Demeter-Gärtnereien bereits Sonderregeln gelten, die landwirtschaftliche Demeter-Betriebe nicht nutzen können. Oder dass, je nach Lage und Standort nur bestimmte Betriebe eine tragfähige Direktvermarktung aufbauen können, also die meisten Demeter-Betriebe auf breite Vertriebskanäle angewiesen sind. Und, dass es eben immer zwei Seiten gibt. So kann z.B. ein großer Gemüsebaubetrieb eben auch Tiere integrieren, ganz im biodynamischen Sinne, was kleineren eher schwer fällt.

Hier sind wir dann bei den Herausforderungen, welche die Demeter-Gemüsebauer und ihre Abnehmer sich im Verband für das nächste Jahrzehnt vorgenommen haben: Tierhaltung bzw. Futter-Mistkooperation ab 40 Hektar, Ausstieg aus konventionellen organischen Handelsdüngern, mehr nachbaufähige Sorten, keine Plastikverpackungen mehr. Kurzum, ein Umbau der Demeter-Gemüseproduktion. Damit dieser gelingt, müssen alle Ebenen im Verband mitwirken.

 

Herzlichst Ihr